Messechef Klaus Dittrich

Leistungsschau der Superlative mit Innovationen gespickt

bauma München
Im Vergleich zum Jahr 2010 ist die bauma erneut gewachsen: Auf insgesamt 570000 m², verteilt auf 16 Hallen mit 180000 m² sowie 390000 m² Freigelände, stellen über 3400 Aussteller aus 57 Ländern ihre Innovationen vor. Foto: Messe München International". Fotos: Messe
bauma München
Klaus Dittrich: "Eine Messe ist wunderbar geeignet, zusätzlich zum Kontakt mit den professionellen Kunden sich jungen Menschen zu präsentieren und sie für die Technik zu begeistern."

Die weltgrößte Leistungsschau von Bau- und Baustoffmaschinen sowie Bergbautechnik, die bauma 2013 in München, hat für eine Woche wieder ihre Pforten geöffnet. Darüber und über die Bedeutung der bauma für internationale Märkte sprach Rainer Oschütz, Chef-redakteur der Allgemeinen Bauzeitung, mit Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäfts-führung der Messe München.

ABZ: Die 30. bauma ließ bereits im Vorfeld eine Rekordbeteiligung vermuten. Wie ist der letzte Stand der Dinge?

Dittrich: Wir sind voll im Plan und werden am 14.4. eine tolle Veranstaltung eröffnen. Auf 570.000 m² Ausstellungsfläche, in sämtlichen verfügbaren Hallen mit 180.000 m² und im Freigelände mit 390.000 m² werden über 3400 Aussteller aus 57 Ländern zu finden sein. Damit belegen wir noch mal 15.000 m² mehr als bei der vorigen bauma und sind so erneut die flächenmäßig größte Messe der Welt.

ABZ: Wie groß soll die bauma noch werden? Welche Dimensionen wollen Sie erreichen?

Dittrich: Die Dimension soll marktgerecht sein. Im Augenblick haben wir die Situation, dass nicht alle Firmen die Flächengröße bekommen haben, die sie wollten. Obwohl wir noch einmal 15.000 m² akquiriert haben, konnten wir verschiedenen Firmen überhaupt keine Fläche mehr anbieten. Die Messe ist ausgebucht. Deshalb werden wir in 2016, nach der übernächsten bauma, noch zwei weitere Hallen bauen, um den Wünschen unserer Aussteller besser gerecht zu werden.

ABZ: Wie ist die Reaktion der Aussteller? Ist denn bei dieser Größe ein intensiver Geschäfts- und Informationsaustausch noch möglich?

Dittrich: Qualität hängt ja davon ab, ob man den Markt repräsentiert. Die bauma tut dies nahezu vollständig. Alle großen Hersteller sind hier vor Ort. Die Besonderheit der bauma ist und bleibt, dass sie wirklich mit Abstand die weltweit größte Baumaschinenmesse überhaupt ist. Die Leistungsschau der Superlative ist mit Innovationen und Weltneuheiten gespickt. Diese Informationsquelle nutzen sicherlich auch in diesem Jahr wieder hunderte Fachleute aus aller Welt. Insgesamt erwarten wir über 450.000 Besucher, sodass sich das Investment rentieren wird.

ABZ: Haben Sie schon darüber nachgedacht die Messe zu verlängern?

Dittrich: Das ist ein Thema, das immer wieder auftaucht. Derzeit ist es aber keine Option. Denn mit der Messe ist immer eine komplexe Logistik verbunden. Allein was An- und Abtransport, Auf- und Abbau betrifft ist der zeitliche Rahmen begrenzt, sodass man, wie beim Auftauchen der Aschewolke vor drei Jahren angedacht, nicht einmal soeben eine Woche dranhängen kann. Außerdem besucht ein Messegast nicht alle Aussteller, sondern kommt mit ganz speziellen Interessen. Dafür versuchen wir, so viel Unterstützung wie möglich zu geben mit Geländeplänen, einer Ausstellerdatenbank oder einer bauma-App. Es gibt gute Möglichkeiten, schnell durch das Gelände zu kommen. Wir haben den Expressway Nord-Süd, Ost-West, es gibt Shuttleangebote, Rikschas usw. Unser Ziel ist nicht, die Messe künstlich aufzublähen, sondern wir wollen ein Spiegel des Marktes sein.

ABZ: Vor einiger Zeit wurde das Thema "Bergbau" das erste Mal in die Messe aufgenommen. Ist schon mal darüber nachgedacht worden, eine eigenständige Bergbauveranstaltung zu kreieren?

Dittrich: Durch die Integration der Bergbaumaschinen in die bauma haben Hersteller, die in beiden Segmenten aktiv sind die Möglichkeit, ihre Produkte an einem Standort dem großen Fachpublikum zu präsentieren. Daraus ergeben sich wertvolle Synergieeffekte. Wir haben in diesem Jahr um die 700 Aussteller im Bergbaumaschinenbereich, 2010 waren es knapp über 600. Diese Kombination und Integration funktioniert hervorragend und es gibt keinerlei Diskussion – weder von Besuchern noch Veranstalter –, diese beiden Segmente wieder zu trennen. Auch die Aussteller zeigen sich damit sehr zufrieden.

ABZ: Über 50 Jahre Baufachmesse bedeutet auch, diese Idee einer Leistungsschau auf andere Märkte zu tragen. Welche Ziele verfolgt die Münchener Messegesellschaft in den kommenden Jahren?

Dittrich: Die erste Messe fand 1954 statt. Inzwischen ist die Internationalisierung der bauma wirklich eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte. Wir haben 2002 die bauma in Shanghai begonnen mit 40.000m² Ausstellungsfläche, die bauma China 2012 hatte bereits 300.000 m² Fläche – 200.000 in der Halle und 100.000 im Freigelände. Damit ist sie für uns als Veranstalter die zweitgrößte Messe überhaupt und die größte deutsche Auslandsmesse in Asien. Sie belegt inzwischen das gesamte Gelände in Shanghai. Aber bei der augenblicklichen dynamischen Entwicklung des chinesischen Marktes hat sie vermutlich noch nicht ihr Endstadium erreicht. Der nächste Schritt ins Ausland ging vor zwei Jahren nach Indien mit der ersten Veranstaltung in Mumbai. Alle Ausstellungsaufbauten haben allerdings dort temporären Charakter, weil noch kein adäquates Gelände zur Verfügung steht. Die erste Veranstaltung belegte 88.000 m², jetzt waren wir bereits bei 150.000 m², also fast eine Verdopplung, obwohl die wirtschaftliche Entwicklung in Indien momentan nicht ganz einfach ist. Jetzt führt uns ein weiterer Schritt nach Südafrika. Im September eröffnet die erste "bauma Africa". Wir gehen davon aus, dass wir 50.000 m² Fläche belegen werden. Die Ausschreibung verläuft bisher sehr gut. Wir adressieren mit diesem Angebot nicht nur die Märkte Südafrikas, sondern die aller Regionen südlich der Sahara, in denen die Entwicklung zurzeit sehr gut voranschreitet. Wichtig ist uns, dass wir in diesen Märkten jeweils die Nummer 1 darstellen und dass unsere Kunden die Qualität, die sie aus München kennen, auch in diesen Märkten bekommen. Dies betrifft Dienstleistungen, Messeinfrastruktur und Vorbereitung. Wir wollen unseren Kunden den Weg in die wichtigsten Wachstumsmärkte öffnen. Zudem stellen wir fest, dass die Aktivitäten in diesen Ländern dazu führen, dass sich die Position der bauma weiter festigt und Ausstellungsbesucher aus diesen Ländern auch nach München kommen. Inwieweit sich über diese angesprochenen hinaus noch weitere Plattformen anbieten, ist noch offen. Wir sind weiterhin sehr aufmerksam, und wenn sich Chancen und Notwendigkeiten ergeben, sind wir sicher willens, unser Konzept weiterzuentwickeln. Im Augenblick liegt unser Hauptaugenmerk jedoch auf Südafrika. Auch Indonesien, als Partnerland für die jetzige bauma ausgewählt, haben wir im Visier. Das Land zählt zu den 20 größten Volkswirtschaften der Welt, ein interessanter Markt mit einem riesigen Bedarf im Investitionsgüterbereich. Studien zufolge sollen im Verkehrsinfrastrukturbereich bis 2025 mehr als 460 Mrd. US-Dollar investiert werden, ein Riesenthema für die Baumaschinenindustrie. Das heißt, dass der Markt dort eine noch höhere Aufmerksamkeit genießt als bisher. Man wird sehen, ob dann Bedarf für zusätzliche Veranstaltungen besteht.

ABZ: Weltweit gesehen ist die Baubranche mit einer "konjunkturellen Achterbahnfahrt" zu vergleichen. Bei der bauma hat man als Beobachter den Eindruck, dass sie keine Krise kennt ...

Dittrich: Die Baumaschinenindustrie ist natürlich von der weltweiten Konjunktur maßgeblich geprägt, und die bauma bildet weltweit den Markt ab mit allen seinen Schwierigkeiten. Dennoch ist sie nach wie vor ein stabiler Anker, auf den man sich verlassen und wo man Innovationen präsentieren kann. Krisen werden auch immer mit Innovationen bewältigt, und dafür ist die bauma ein Katalysator, um den Weg aufzuzeigen und mit neuen Produkten auf den Markt zu kommen. Natürlich spürt auch dieser Tanker den Seegang, aber er liegt ganz stabil auf Kurs, und das schätzen die Aussteller. Selbst als vor drei Jahren der Flugverkehr durch die Aschewolke massiv behindert war, haben die Besucher kreative Wege gefunden, doch zur bauma zu gelangen. Das zeigt die starke Stellung der bauma und die verlässliche Position.

ABZ: Sie nannten bereits Indonesien als Partnerland in diesem Jahr. Was verbindet diese Region mit München?

Dittrich: Schon zur Eröffnung kommt eine große Regierungsdelegation mit hochrangigen Repräsentanten und Ministern. Deshalb wird auch von deutscher Seite der Bundesaußenminister, Dr. Westerwelle, dabei sein. Ziel ist es, aufmerksam zu machen auf die Investitionschancen auf dem indonesischen Markt. Von Ausstellerseite ist die Beteiligung nicht so groß. Im Eingangsbereich Ost wird es einen indonesischen Stand geben, das bauma Forum bietet einen Programmteil zum Thema Indonesien mit entsprechenden Informationen und Vorträgen. Auch in Zukunft werden Länder wie dieses, die eine dynamische Entwicklung aufweisen und viel Potenzial versprechen, die Chance haben, Partnerland zu werden.

ABZ: Fachlich gesehen sind die Messetage in der bayerischen Landeshauptstadt immer ein wahrer Quell an technischen Highlights. Haben Sie in diesem Jahr einen Favoriten?

Dittrich: Die Bau- und Bergbauindustrie ist eine hoch innovative Industrie. Die Hersteller passen ihre Innovationsplanungen an die bauma an, um ihre neuesten Entwicklungen hier vorzustellen. Der VDMA-Innovationspreis ist eine tolle Initiative, weil man die wirklichen Neuheiten präzise herausarbeitet. Es sind in diesem Jahr wieder 15 Firmen nominiert worden, die Prämierungen erfolgen zur Eröffnung der bauma. Schwerpunkte sind Nachhaltigkeit, energiesparende Maschinen, Ergonomie und natürlich die Wirtschaftlichkeit für den Kunden. Ein ganz besonders spannendes Produkt scheint das System zu sein, das der Tiefbauspezialist Herrenknecht präsentieren wird, zur Verlegung von Pipelines und Leitungen. Diese Innovation wird hoffentlich auch dazu beitragen, dass Deutschland die Energiewende erfolgreich schaffen kann. Aber im Moment ist es schwer, einzelne Produkte hervorzuheben.

ABZ: Die bauma ist eine erfolgreiche Messe. Es gibt andere Messebetreiber hier, denen geht es nicht so gut. Ist die Messelandschaft in Deutschland zu umfangreich? Wie ist Ihre Einschätzung?

Dittrich: In den letzten Jahren ist ein durchaus positiver Wettbewerb an einzelnen Standorten in Deutschland entstanden. Wettbewerb fördert die Kundenorientierung und das wirtschaftliche Denken, auch die Kreativität. Natürlich führt es hin und wieder auch dazu, dass mal der eine oder andere aus dem Rennen geschlagen wird. Aber wir sollten stolz darauf sein, dass dreiviertel aller Messen am Standort Deutschland stattfinden. Das heißt, Deutschland ist international der stärkste Messestandort, den es überhaupt gibt.

ABZ: Nicht nur die Baubranche, sondern der gesamte Maschinenbereich sucht dringend ausgebildete Fachkräfte. Im Mittelpunkt der Messe steht auch ein Schüler-Event, um für Technikberufe zu werben. Was versprechen Sie sich davon?

Dittrich: Eine Messe ist wunderbar geeignet, zusätzlich zum Kontakt mit den professionellen Kunden sich jungen Menschen zu präsentieren und sie für die Technik zu begeistern. Die enorme Resonanz bei den Anmeldungen der Jugendlichen spricht für den Bedarf an Information. Doch man kann nicht einfach Prospekte verteilen, sondern muss etwas bieten. So haben wir viele Simulatoren im Angebot, es wird Werkstätten geben, in denen man auch die Berufe live sieht. Also eine gute Gelegenheit, junge Menschen mit den Berufen in Verbindung zu bringen. Man kann prognostizieren, dass dieses Thema in Zukunft noch wichtiger wird. Der Erfolg ist jetzt schon absehbar.

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