Bilfinger-Chef
Verkauf der Kraftwerkssparte war längst überfällig
MANNHEIM (dpa). - Der Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger hat die überraschenden Verkaufspläne für sein Kraftwerksgeschäft als überfällig verteidigt. Mit der Energiewende in Deutschland sei das Geschäft mit Kraftwerken praktisch zum Stillstand gekommen, sagte der erst seit Anfang Juni amtierende neue Vorstandschef Per Utnegaard. Die vergangenen zwei Jahre seien "fast wie eine Lawine" gewesen. Daher stelle sich die Frage: "Warum haben wir die Strategie nicht früher geändert?"
Kürzlich hatte das MDax-Unternehmen die Verkaufspläne für rund ein Fünftel der Konzernleistung sowie rund 11.000 Mitarbeiter – davon 3500 in Deutschland – angekündigt. Die Mannheimer wollen sich künftig auf das Geschäft mit Industrie- und Immobiliendienstleistungen konzentrieren. Der Verkauf der Kraftwerkssparte sei "ein logischer Schritt", so Utnegaard. Die schlechten Geschäfte hatten Hessens Ex-Ministerpräsidenten Roland Koch 2014 den Job als Bilfinger-Chef gekostet. Ein Interimsnachfolger konnte das Ruder nicht rumreißen. Der erst seit Wochen amtierende neue Konzernchef Utnegaard zog nun die Notbremse.
Außerdem wurde bekannt, dass Bilfinger stärker als bisher bekannt in Korruptionsvorwürfe verstrickt ist. Wie das "Manager Magazin" schreibt, liste ein interner Bericht 29 neue Verdachtsfälle seit April 2014 auf. So würden bspw. Bilfinger-Mitarbeiter verdächtigt, mit 761.000 Euro an Schmiergeldern Aufträge der brasilianischenMarine erkauft zu haben. Auch beim Verkauf von Filterpressen nach Kasachstan könnte es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein.
Angesprochen auf den Konzernbericht mit den Korruptionsvorwürfen, betonte Bilfinger-Finanzchef Axel Salzmann, bei diesem Thema gebe es "keine Toleranz". Laut "Manager Magazin" hatte Salzmann in einer E-Mail an Mitarbeiter geschrieben, er sei "extrem besorgt". Später erklärte Konzernchef Utnegaard auf Anfrage, bei Verdachtsfällen kooperiere man eng mit denBehörden. "Wenn sich ein Verdachtsfall bestätigt, ziehen wir unverzüglich personelle Konsequenzen."