Kommentar
Schlechtes Signal
von:Robert Bachmann
Wenn die Tarifpartner am Bau zu Gehaltsverhandlungen zusammenkommen, drängt sich die Metapher von aufeinander prallenden Betonköpfen geradezu auf. So auch bei der aktuellen Tarifrunde, die zunächst hart und zäh geführt wurde und am Ende ergebnislos ausfiel. Zuletzt im Raum stand eine tarifliche Lohnsteigerung von 6 %. Uneinigkeit herrschte jedoch bei der Vertragslaufzeit. Während die IG Bau zwölf Monate forderte, hatte die Arbeitgeberseite eine Laufzeit von 24 Monaten in Aussicht ge-stellt. Gegenstand der Verhandlungen waren zudem ein Entgegenkommen der Arbeitgeber in Richtung eines 13. Monatsgehalts sowie die arbeitszeitliche Verrechnung von Fahrten zur Baustelle. Ob man die Forderungen der IG Bau als überzogen oder die Angebote der Arbeitgeberseite als realitätsverkennend wertet, lässt sich tatsächlich schwieriger beurteilen, als es zunächst den Anschein macht. Zwar ist die derzeit ausnehmend positive Konjunktur am Bau für jedermann ersichtlich, dennoch lässt sich Umsatz bekanntlich nicht eins zu eins in Gewinn umrechnen. Dass die Margen am Bau seit jeher deutlich unter dem Niveau anderer Industrien liegen, ist kein Geheimnis. Auf welche Seite man sich auch stellt, unterm Strich bleibt, dass diejenigen, die den Bauboom stemmen, kaum von eben diesem profitieren. Selbst ein positives Verhandlungsergebnis würde letztlich nur dort durchschlagen, wo der Tarifvertrag anerkannt und tatsächlich auch ausgezahlt wird. Eine Branche, die sich zukunftsfähig aufstellen will, muss jedoch letztlich in der Lage sein, Erfolge an jene weiterzugeben, mit denen sie diese erbringt. Erst recht, wenn es mehr denn je um die Attraktivität für Fach- und Nachwuchskräfte geht. Alles andere wäre ein schlechtes Signal.