Grüne Produktion

Mit Stahl nachhaltig in die Zukunft

Düsseldorf (ABZ). – "Nur mit einer grünen Stahlproduktion lassen sich die Klimaziele in Deutschland und Europa erreichen", in diesem Punkt sind sich Dr. Rolf Heddrich, Geschäftsführer und Sprecher bauforumstahl e. V. und Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, einig. Entscheidend sei jetzt, dass in den kommenden Monaten die Voraussetzungen für die Transformation in eine CO2-arme Stahlproduktion in Deutschland geschaffen werden. Daran arbeiten beide Verbände gemeinsam.
Ökologisches Bauen
Dr. Rolf Heddrich ist Geschäftsführer und Sprecher des bauforumstahl e. V. Foto: bauforumstahl e. V.
Ökologisches Bauen
Hans Jürgen Kerkhoff ist der aktuelle Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Foto: WV Stahl

Die Stahlhersteller stellen sich aktuell der Herausforderung, weg von der klass-ischen Hochofenroute hin zu grünem Stahl auf Basis von Wasserstoff zu gelangen. Ziel der Stahlindustrie ist, bis 2050 in allen Stahlerzeugungsverfahren CO2-neutral zu produzieren. Bei der klimaneutralen Stahlproduktion lassen sich je Tonne grünem Wasserstoff rund 26 t CO2 einsparen.

Ein großer deutscher Stahlkonzern geht bereits erste Schritte in Richtung Dekarbonisierung der Stahlindustrie. Dort, wo das Bild früher von qualmenden Schornsteinen geprägt war, stehen jetzt große Windkrafträder. Der Ökostrom aus Windkraft soll nun dazu genutzt werden, um "grünen" Wasserstoff für eine CO2-arme Produktion zu gewinnen. Mithilfe dieser Technik könnten nicht nur die CO2-Emissionen deutlich verringert werden, sondern die Stahlindustrie leistet auch einen wichtigen Beitrag zum Aufbau der Wasserstoff-Wirtschaft in Deutschland. "Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Dekarbonisierung der Stahlindustrie", betont Dr. Rolf Heddrich, Geschäftsführer bauforumstahl. Bis man vollständig auf erneuerbare Energien setzen könne, sei es aber noch ein weiter Weg. So lange setze die Stahlindustrie auf Erdgas, womit sich bereits zwei Drittel der CO2-Emissionen vermeiden ließen. Bis 2050 könnten die Konzerne bei konsequenter Umsetzung von konventioneller auf wasserstoffbasierte Stahlerzeugung umstellen. Der damit einhergehende technologische Umbau ist jedoch mit großen Investitionen für die im internationalen Wettbewerb stehende Branche verbunden. Mit dem "Handlungskonzept Stahl", das die Bundesregierung am 15. Juli 2020 verabschiedet hat, liegt mittlerweile ein industriepolitisches Konzept vor, das die zentralen Rahmenbedingungen für eine Transformation festhält.

"Die Wirtschaftsvereinigung Stahl arbeitet nun mit Hochdruck daran, dass die vorgesehenen Maßnahmen und Instrumente jetzt auch von der Politik umgesetzt werden. Wie ein solcher Rahmen aussehen kann, ist im Handlungskonzept beschrieben. Jetzt kommt es darauf an, diesen Rahmen mit Leben zu füllen und schnell erste Schritte zur Umsetzung auf den Weg zu bringen", erklärt Hans Jürgen Kerkhoff. "Insbesondere müssen angesichts hoher Investitionskosten ausreichende Förderprogramme bereitgestellt und aufeinander abgestimmt werden. Entscheidend wird zudem sein, Instrumente zu finden, mit denen die deutlich höheren Produktionskosten, die mit der Erzeugung von grünem Stahl im Vergleich zu herkömmlichem Stahl verbunden sind, ausgeglichen werden können." Sogenannte "Carbon Contracts for Difference" wie auch die Entwicklung von "grünen Leitmärkten" seien hier die wesentlichen Stellschrauben. Darüber hinaus sei eine ausreichende Zuteilung von freien Emissionszertifikaten im EU-Emissionsrechtehandel und ein Ausgleich für steigende Strompreise erforderlich, um zu verhindern, dass die Stahlproduktion künftig zu schlechteren Klimaschutz-Bedingungen in anderen Regionen der Welt stattfindet. "Es wird aber auch die Frage zu beantworten sein, wie der europäische Stahlmarkt wirkungsvoll vor unfairen Importen geschützt werden kann. Und: Es bedarf gezielter Anreize für die Verwendung von CO2-armem Stahl. Stahlverwender sollten für den Einsatz von grünem Stahl durch Gutschriften der eingesparten Emissionen belohnt werden", erklärt Kerkhoff. Fest stehe auch: Die im Handlungskonzept Stahl genannten Ziele können nur erreicht werden, wenn sie auch durch europäische Gemeinschaft mitgetragen und ergänzt werden. Der "Green Deal" sieht zwar eine Vielzahl von Einzelinitiativen vor. Diese müssen jedoch erst in ein schlüssiges Gesamtkonzept gegossen werden.

"Wichtig ist zudem, dass das Thema Nachhaltigkeit schon jetzt in Ausschreibungs- und Vergabeverfahren stärker berücksichtigt wird. "Leider wird oft übersehen, dass die Reyclingquote von Stahl bereits heute bei 88 Prozent zuzüglich 11 Prozent Wiederverwertung liegt. Jetzt ist es an der Zeit, dass der Bund das Thema Nachhaltigkeit auch adäquat würdigt, das heißt wir müssen weg von einer kurzfristig gedachten Preispolitik zugunsten einer ganzheitlichen Betrachtung von Bauprojekten. Nachhaltigkeitsaspekte müssen bereits bei Ausschreibung und Vergabe berücksichtigt werden. Wenn das geschieht, haben wir im internationalen Markt fast automatisch die Nase vorn", betont Dr. Rolf Heddrich. Neben der ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit gebe es noch einen weiteren wichtigen Punkt: Wenn es gelingt, dass Politik und Verbände an einem Strang ziehen, können mittel- bis langfristig wichtige Arbeitsplätze in Deutschland erhalten bleiben. "Eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Stahlindustrie und damit der Stahlbauindustrie ist für Europa nicht nur in Sachen Klimapolitik, sondern auch aus ökonomisch und sozialpolitischer Verantwortung heraus von herausragender Bedeutung", so Kerkhoff.

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