Kommentar

Neue Wege

von: Kai-Werner Fajga

Die Hiobsbotschaften aus dem Wohnungsbau wollen nicht abreißen. Nachdem das Statistische Bundesamt für den Monat Mai jüngst erneut einen Auftragsrückgang im Wohnungsbau feststellte, konstatierte das Münchner ifo Institut, dass die "Talfahrt im Wohnungsbau" sich fortsetzt und im Jahr 2026 nur noch175.000 neu gebaute Wohnungen zu erwarten sein. Als das Statistische Bundesamt im Mai die Baufertigstellungszahlen für das Jahr 2023 mit 294 400 Wohnungen bekannt gab, frohlockteBundesbauministerin Geywitz noch "Die Lage am Bau ist stabil."

Dass die Zahlen von 2023 trügen und nicht die aktuellen Entwicklungen widerspiegeln, monierten die führenden Verbände im Baugewerbe sofort, offensichtlich Bewahrheiten sich erneut deren Prognosen, dass das "dicke Ende" erst noch bevorsteht. Wie die Bundesbauministerin seither mehrfach bekräftigt hat, sieht sie im seriellen oder modularen Bauen, im Gebäudetyp E, in einer Verschlankung der Regelungen im Baurecht und in der Beschleunigung von Prozessen die vielversprechendsten Wege aus der Baukrise. Ein neuer soll demnächst hinzuaddiert werden – der Weg aufs Land.

Aufgrund der Wohnungsnot in Städten will die Ministerin Menschen nun dazu bewegen, von der Stadt auf Land zu ziehen, denn dort herrsche großer Leerstand. Knapp zwei Millionen Wohnungen in Deutschland stehen nach Angaben von Geywitz leer, das Ministerium wolle "Ende des Jahres eine Strategie gegen den Leerstand vorlegen", sagte Geywitz. "Im November sollten wir so weit sein." Homeoffice und Digitalisierung böten inzwischen "ganz neue Möglichkeiten für das Leben und Arbeiten im ländlichen Raum". Während der Städte- und Gemeindebund den Vorstoß begrüßte, erntete Geywitz unter anderem vom Koaltionspartner FDP harsche Kritik: "Die Empfehlung von Frau Geywitz, die Menschen sollten einfach aus Großstädten wegziehen, grenzt an Hohn", habe der FDP-Generalsekretär Djir-Sarai gesagt, viele seien aus familiären oder beruflichen Gründen auf das Wohnen in der Stadt angewiesen.

Dass viele Arbeitsplätze nicht Homeoffice-fähig sind, Mietpreise auf dem Land ebenso ansteigen wiein Städten und die Anbindung des öffentlichen Verkehrs im ländlichen Raum – wo Leerstand herrscht – oftmals mangelhaft ist, wird beim "neuen Weg" erst einmal ausgeklammert. Fraglich dürfte auch sein, ob bundesdeutsche Straßen für neue Pendlerströme in die Metropolen überhaupt ausgelegt sind. Man darf also gespannt sein, ob das Bundesbauministerium im Herbst tatsächlich einen tragfähigen Vorschlag, und vielleicht eine "Umzugs-Kopfprämie" einführt, um Probleme im Wohnungsbau zu lösen.

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Autor

Kai-Werner Fajga

Chefredakteur Allgemeine Bauzeitung

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