Neumünster. – Die Baubranche hat schon bessere Zeiten gesehen – trotzdem waren auf der NordBau 2024 in Neumünster und dem angeschlossenen, erstmalig stattgefundenen Fachkongress CONBAU Nord durchaus auch optimistische Töne zu verzeichnen. Aussteller und ihre Kunden signalisierten deutlich: Wir wollen raus aus dem Krisenmodus!
Der Geschäftsführer von Swecon Baumaschinen Falk Bösche brachte zum Messeauftakt die Stimmung vieler Unternehmen auf den Punkt: "Seit Herbst 2023 investieren die Kunden deutlich verhaltener, wir verzeichnen in einzelnen Maschinensegmenten seit dem Rekordpeak vor zwei bis drei Jahren einen Rückgang von bis zu 30 Prozent. Trotzdem sind wir nicht besorgt, diese Phase werden wir durchschreiten."
Dirk Iwersen, Geschäftsführer der Holstenhallen und Veranstalter der größten Baumesse des Nordens, äußerte sich ähnlich: "Die Unternehmen wollen ihr eigenes Gejammere nicht mehr hören und gucken optimistisch nach vorne."
Die Unternehmen wollen ihr eigenes Gejammere nicht mehr hören und gucken optimistisch nach vorne.
Fünf Tage später, nach Messeende, konnte Iwersen dann auch eine durchaus positive Bilanz ziehen. Trotz hochsommerlicher Temperaturen, die Anfang September das Thermometer auf bis zu30 Grad Celsius ansteigen ließen, lagen die Besucherzahlen laut Veranstalter etwa auf Vorjahresniveau. Insgesamt kamen etwa 44 300 Gäste. Die rund 700 Aussteller sind laut Veranstalter ebenfalls mit den Messeergebnissen zufrieden. Besonders die Baumaschinenhersteller äußerten sich zum Schluss positiv, viele fuhren mit gut gefüllten Auftragsbüchern nach Hause. Aussteller berichteten von einer Reihe spontaner Verkäufe und sprachen von früh erreichten Messezielen. Es gab viele produktive Gespräche.
Auf dem komplett gefüllten Freigelände wurden viele neue Lösungen und Techniken bei Baumaschinen, Baugeräten und Nutzfahrzeugen präsentiert. Und auch in den Hallen mit Werkzeug und Maschinentechnik gab es eine Vielzahl von hybriden Modellen, Elektroantrieben oder Akkugeräten zu entdecken und auszuprobieren.
Schwerpunkte der diesjährigen Nordbau und der CONBAU Nord waren die Themen Wärmewende und Energietechnik, aber auch der schleppende Wohnungsbau und die Themen Nachhaltigkeit und Fachkräftemangel wurden kontrovers diskutiert. Kurz vor dem offiziellen Auftakt der NordBau Messe stand deshalb auch die Eröffnung des neuen Kongresses CONBAU Nord an. Hier konnten sich Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Finanzindustrie, Handwerk und Politik direkt austauschen. Über 200 Teilnehmende, darunter 40 nationale und internationale Experten und Expertinnen, richteten bei der zweitägigen Netzwerkveranstaltung den Fokus auf die Erarbeitung praxisnaher Lösungen. Auch wenn die Rahmenbedingungen wie Materialkosten, Zinsen, Personal und Regularien noch hemmend seien, wollen viele die Ärmel hochkrempeln und die Kehrtwende in der Baubranche mitgestalten, hieß es. Teilnehmer und Macher empfanden bereits die Premiere der CONBAU Nord als vollen Erfolg. Diesen Rückenwind nehmen die Veranstalter mit. Sicher ist bereits jetzt, dass im Jahr 2025 die nächste CONBAU Nord stattfinden wird, die bereits auf den 10. und 11. September 2025 terminiert wurde.
Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther bekräftigte bei seiner Eröffnungsansprache die Wichtigkeit dieses Austauschs und die Unterstützung der Politik: "Damit bietet der Kongress eine großartige neue, nordeuropäische Plattform für die drängenden Themen Wohnungsbau und Wärmewende. Wir wollen gemeinsam mit Ihnen die Transformation gestalten." Die Zukunft im Blick hatten vor allem auch die Schülerinnen und Schüler, die im Rahmen des nordjobBau-Tages die Messe besuchten und direkt in Kontakt mit ausstellenden Unternehmen der Baubranche kamen. Zum ersten Mal haben sich aber auch Firmen wie Bauunternehmen auf der NordBau in einem eigenen Recruiting-Bereich gezielt als Arbeitgeber präsentiert, um Nachwuchs und Fachkräfte für sich zu begeistern. Die neue Ausstellergruppe der sich präsentierenden Bauunternehmen lobte diese Möglichkeit und nutzte sie zudem für weitere Kontaktpflege auf dem Messegelände. Eine wichtige Anlaufstelle für Straßenbauingenieure sowie Hersteller von Baumaschinen und Baugeräten war unter anderem der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) im Forum.
Die Mitarbeitenden informierten über Bauvorhaben im Land und nutzten die fünf Tage zudem für intensiven Austausch mit den Nachbarbundesländern. Für private Bauinteressierte ist zurzeit die Energie-Klima und Heiztechnik ein zentrales Thema. In Halle 7 bot die Verbraucherzentrale mit Haus & Grund eine Energieberatung an – kostenlos und ohne Anmeldung. Außerdem konnten sich Besucherinnen und Besucher dort über den Stand der Heiz- und Energietechnik informieren – ausgestellt waren zum Beispiel Infrarot-Fußbodenheizungen, smarte Energiemanager und Photovoltaikanlagen für Mietshäuser. Nach Angaben der Veranstalter zog dieses Angebot viele Besucherinnen und Besucher an.
Wissenstransfer, netzwerken, zusammenkommen – dafür standen auch die gut besuchten über 40 Seminare und Kongresse im Rahmen der NordBau. Der traditionelle Tag der Bauministerin war besonders für Wohnungsunternehmen und Institutionen des Wohnungsmarktes interessant. Die Aussteller der NordBau zeigten dazu vielfältige Ideen und große Bereitschaft, Dinge voranzubringen; ebenso ihre Kunden, die sich auch mit Käufen nicht zurückhielten.
Die 70. Nordbau im Jahr 2025 wirft bereits ihre Schatten voraus, sie wird vom 10. bis zum 14. September in den Holstenhallen in Nemünster stattfinden.