Nicht metallische Bewehrung

Carbonbewehrung erhält bauaufsichtliche Zulassung

Albstadt (ABZ). – Ein wichtiger Schritt in Richtung Bauen mit nichtmetallischer Bewehrung ist getan: Der Deutsche Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb) hat eine Richtlinie erarbeitet, die den Einsatz nichtmetallischer Bewehrung in Betonbauteilen regelt, teilt der Hersteller Solidian mit. Die bisher erforderliche Zustimmung im Einzelfall gehört damit der Vergangenheit an – vorausgesetzt: Es gibt Hersteller, die Bewehrungen mit einer entsprechenden Produktzulassung anbieten. solidian GRID ist nach eigenen Angaben das erste Bewehrungsgitter, das diese Anforderungen erfüllt.
Solidian Carbonbewehrung Beton
2024 brachte der Deutsche Ausschuss für Stahlbeton die Richtlinie "Betonbauteile mit nichtmetallischer Bewehrung" heraus. Das Bewehrungsgitter solidian GRID entspricht den dort formulierten Anforderungen und gehört zu den ersten Carbonbewehrungsgittern, die eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) sowie eine allgemeine Bauartgenehmigung (aBG) besitzen. Foto: Solidian

Die Baubranche ist im Umbruch. Standen früher vor allem der Preis und die leichte Verarbeitbarkeit von Materialien im Fokus, kommen heute die Herausforderungen des Klimawandels und der knapper werdenden Ressourcen hinzu, so Solidian. Dabei rücke auch der Einfluss von Beton auf die Umwelt in den Fokus. Immerhin gehöre Beton zu den am meisten verwendeten Baustoffen, wobei die Zementproduktion für einen großen Teil der globalen CO2-Emissionen verantwortlich ist. Daher seien Lösungen gefragt, die sowohl die Leistungsfähigkeit als auch die Umweltverträglichkeit von Beton verbessern.

Nichtmetallische Bewehrungen wie Glas-, Carbon- und Basaltfaserbewehrungen bieten hier einen vielversprechenden Ansatz, sagt der Hersteller. Sie weisen gegenüber der konventionellen Stahlbewehrung eine Reihe von Vorteilen auf. Der wichtigste ist demnach: Sie korrodieren nicht. In der Praxis bedeutet dies, dass die sonst übliche Betondeckung, die u. a. dem Schutz des Stahls dient, deutlich kleiner ausfallen kann. Dadurch wird weniger Beton benötigt, was dünnere und leichtere Bauteile ermöglicht. Dies hat positive Auswirkungen auf Transport, Materialbedarf, Flächenverbrauch und vieles mehr. Zudem verlängert die Korrosions- und Medienbeständigkeit die Lebensdauer der Bauteile, was den Ressourcenverbrauch durch Instandsetzungsmaßnahmen weiter reduziert.

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Doch wer in Deutschland mit dem neuartigen Material bauen wollte, musste bislang eine "Zustimmung im Einzelfall" erlangen. Dies bedeutete laut Solidian meist, dass Versuche an repräsentativen Bauteilen durchgeführt und die statischen und bauphysikalischen Eigenschaften analysiert werden mussten. Außerdem war das Gutachten eines unabhängigen Sachverständigen erforderlich. Dies verzögerte den Baubeginn, verursachte höhere Kosten und bedeutete für die Planer und Investoren immer eine gewisse Unsicherheit. Und – der Mehraufwand erschwerte, dass sich diese neue Bauweise auf dem Markt etablierte.

2024 veröffentlichte der Deutsche Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb) jedoch die Richtlinie "Betonbauteile mit nichtmetallischer Bewehrung" was vieles vereinfache. Sie definiere unterschiedliche Varianten nichtmetallischer Bewehrung und deren Einsatzmöglichkeiten. Die Richtlinie enthält Bemessungsverfahren für die statische Auslegung der Tragwerke, sowie Konstruktionsdetails. Damit liegt für diese innovative Bauweise erstmals eine anerkannte Regel der Technik vor und das bisher aufwendige Genehmigungsverfahren entfällt – wenn Produkte mit entsprechender Zulassung auf den Markt gebracht werden. Solidian ist nach eigenen Angaben ein Vorreiter in diesem Bereich und hat in einem mehrjährigen, aufwändigen Zulassungsverfahren beim Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) für sein solidian GRID eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) sowie eine allgemeine Bauartgenehmigung (aBG) erwirkt. Hierbei arbeitete der Hersteller eng mit dem IMB - Lehrstuhl und Institut für Massivbau der RWHT Aachen zusammen, welches die Gutachten erstellt und das komplette Zulassungsverfahren begleitet hat.

Das Bewehrungsgitter solidian GRID bestehe aus epoxidharzgetränktem Carbon und zeichne sich durch seine enorme Zugfestigkeit, sowie ein geringes Gewicht aus. Es könne sowohl im Fertigteilwerk als auch auf Ortbetonbaustellen eingesetzt werden. Dabei eignet es sich sowohl als statisch tragende, wie auch als konstruktive Bewehrung für zum Beispiel biegebeanspruchte Bauteile mit vorwiegend ruhender Belastung. Exemplarische Beispiele sind Fassaden, Sandwichelemente, Balkone, Garagenbodenplatten, Fuß- und Radwegbrücken, Behälter und vieles mehr.

Da es dem Unternehmen gelungen sei, für solidian GRID eine Familienzulassung zu erlangen, sind nicht nur die bisher vom Hersteller entwickelten und angebotenen Bewehrungsgitter abgedeckt, sondern auch neue Geometrien, die Solidian erst zu einem späteren Zeitpunkt auf den Markt bringen wolle. Einzige Bedingung sei, dass die Gitter eine Rasterweite von 21 Millimeter bis 76 Millimeter haben und für ihre Herstellung die gleichen Werkstoffe verwendet werden wie bei den bereits zugelassenen Varianten.

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