Wachwechsel bei Funke Kunststoffe

Ein klares Bekenntnis zur Nachhaltigkeit

von: Cornelia Rachow
Funke Kunststoffe stellt ab 2025 auf bio-attributed PVC für Hausanschlüsse um.
Funke Kunststoffe GmbH Kanalisation Familienunternehmen
Matthias Funke (Geschäftsführer Funke Kunststoffe) führt die Anwesenden durch die Räume des Stammsitzes in Hamm. Fotos: Cornelia Rachow

Hamm. – Das ist mal eine klare Ansage – ein Bekenntnis zur Nachhaltigkeit macht die Funke Kunststoffe GmbH: Ab dem ersten Quartal 2025 werden sämtliche Hausanschlüsse, die das Familienunternehmen verlassen, aus bio-attributed PVC hergestellt. "Hausanschlüsse verbindet man mit Funke – also fangen wir damit an", erläutert Rudolf Töws, Technischer Leiter bei Funke Kunststoffe.

Das Unternehmen hatte Vertreter der Fachpresse an seinen Firmensitz nach Hamm eingeladen, um über Nachhaltigkeit, neue Produkte und die Weiterentwicklung des Unternehmens zu reden. Mit dabei Norbert und Hans-Günter Funke, die das Unternehmen seit 1994 geleitet hatten und die neuen Geschäftsführer Christian und Matthias Funke, die seit Oktober 2023 die Geschicke des mehr als 350 Mitarbeitende zählenden Unternehmens lenken.

Mehr als ein Jahr hatten die Vorbereitungen für den Generationswechsel der beiden Brüder Norbert und Hans-Günter auf ihre Söhne gedauert. Auf eine charmante und behutsame Weise lebten sie diesen Wachwechsel auch vor den Journalisten vor: Waren anfangs, als es um die Chronik des 1962 gegründeten Unternehmens ging, noch alle vier Funkes anwesend, überließ die ältere Generation den beiden jungen Männern das Parkett. Und dabei wurde es richtig spannend: Gleich zwei neue Produktlinien auf Basis nachhaltiger Rohstoffe bringt Funke Kunststoffe auf den Markt.

Dabei handelt es sich einmal um das Pipe2Pipe Kanalrohrsystem HS, das eine CO2-Einsparung von bis zu 50 Prozent verspricht. Und zum anderen um das Plant2Pipe Kanalrohrsystem HS.

Gewohnte Qualität

Das Kanalrohrsystem besteht aus biobasierten, nachwachsenden Rohstoffen in laut Funke gewohnter HS-Qualität. Mit diesem System – aus dem auch die künftigen Hausanschlüsse bestehen – soll die CO2-Einsparung bei bis zu 80 Prozent liegen.

Was genau verbirgt sich hinter diesen beiden Produktlinien? Das Pipe2Pipe Kanalrohrsystem HS hat einen Rezyklatanteil von circa 50 Prozent. Im Ergebnis bedeutet dies, dass bis zu 50 Prozent CO2 eingespart werden. "Die Eigenschaften sind gleich zum Kanalrohrsystem HS", betont Dr. Jonas Hunkemöller, Produktentwicklung bei Funke Kunststoffe. Allerdings wagt das Unternehmen mit einem Umsatz von 80 Millionen Euro einen Schritt außerhalb der Norm.

Die DIN EN 1401 erlaubt lediglich einen Rezyklatanteil von 20 Prozent. "Nur eine konsequente Vermeidung von CO2-Emissionen entspricht unserer Philosophie und ist der richtige Schritt auf dem Weg zu einer dekarbonisierten Industrie", sagt dazu Dr. Tobias Westhues, Produktentwicklung bei Funke Kunststoffe. Das Unternehmen bezieht das Rezyklat aus Kunststoffabfällen aus industrieller Produktion und aus Kunststoffabfällen von Endverbrauchern.

Nein, eine Kooperation zu einem anderen Unternehmen oder einer anderen Branche bestehe nicht und die Rezyklate seien am Markt begehrt. Noch nachhaltiger, mit CO2-Einsparungen von bis zu 80 Prozent, ist das Plant2Pipe Kanalrohrsystem HS. Das System setzt auf bis zu 100 Prozent bio-attributed PVC-U, das im Massebilanzansatz bei gleichbleibender Qualität Ethylen aus regenerativen Quellen nutzt, heißt es seitens des Unternehmens.

"Da brauchen wir schon Vorreiter für und möchten Pionierarbeit leisten", sagt Timo Langer, Vertriebsleiter Funke Kunststoffe. Noch sei das System wesentlich teurer als die herkömmlichen HS-Kanalrohre. Dies treffe allerdings nicht auf die Hausanschlüsse zu, die künftig aus 100 Prozent bio-attributed PVC-U bestehen.

Nachhaltigkeit und Klimaschutz stehen bei Funke Kunststoffe sichtbar ganz oben auf der Agenda – da war es lediglich eine Frage der Zeit, wann auch die neuen Produktlinien auf den Markt kommen. In anderen Bereichen hat Funke Kunststoffe laut eigener Aussage schon länger massiv CO2 reduziert. Zwischen 2015 und 2023 hat das Unternehmen den CO2-Ausstoß bei direkten Emissionen – direkte Verbrennung fossiler Brennstoffe durch das Unternehmen – sowie bei indirekten Emissionen – durch die Energiebereitstellung – um 88 Prozent reduziert.

Dies gelang unter anderem durch Modernisierung der Produktionslinien, Umstellung auf E-Mobilität, sukzessive Umstellung auf Ökostrom und Optimierung der Produktionsprozesse. Dieser Sektor werde aber auch weiter im Auge behalten durch das Energieteam der Funke Kunststoffe. "Für die kommenden Jahre werden wir in weitere regenerative Energieerzeugungsanlagen investieren", erläutert Christian Funke.

Aber nicht nur die neuen Produktlinien standen im Fokus dieser spannenden Veranstaltung. Das Unternehmen widmet sich ebenso leidenschaftlich der Frage wie mit belasteten Niederschlagsabwasserflüssen umzugehen ist. Insgesamt acht Substrate bietet Funke Kunststoffe aktuell an, um verunreinigtes Wasser zu behandeln. "Das sind teilweise Schadstoffcocktails, die als Niederschlagswasserabfluss anfallen", sagt Frederic Nandelstädt Produktentwicklung bei Funke Kunststoffe. Im Regenwasserabfluss urbaner Gebiete finden sich bisweilen chemische Stoffe und Schwermetalle wie Blei, Kupfer, Zink und Cadmium.

Aber auch Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff und organische Verbindungen wie Biozide und andere Mikroschadstoffe, zusätzlich sind Salze, Tenside und Reinigungsmittel anzutreffen. Hinzu kommen biologische Verunreinigungen durch Tierkot, Viren und Bakterien sowie Feststoffe. D-Rainclean, UrbanClean, AreaClean, SpurClean, LakeClean, AgriClean, MarinaClean und RailClean heißen die entsprechenden Substrate.

Nandelstädt berichtete den interessierten Zuhörern vom Einsatz des technischen Filtersubstrats MarinaClean auf einem Sporthafengelände. Dabei stellte sich heraus, dass jeweils im Frühjahr und Herbst nach der Reinigung der Boote die Schadstoffbelastung in der Parkplatzentwässerung stieg. Ein Schadstoffmix aus Partikeln, Schwermetallen, Mineralölkohlenwasserstoffe und Tributylzinn ergossen sich in das Niederschlagsabflusssystem.

Zwar sei der Einsatz des hochgiftigen TBT seit mehr als 15 Jahren verboten, werde bei älteren Booten jedoch noch genutzt. Für Funke Kunststoffe des Einsatzes von MarinaClean würdig. In Zusammenarbeit mit den jeweiligen Auftraggebern steht das Unternehmen nicht nur mit dem Equipment wie beispielsweise Filterpatronen in den Straßeneinläufen und Substrat, sondern auch mit dem Know-how der engagieren Mitarbeiter bereit, heißt es.

Neuerungen erläutert

Selbst macht sich Funke Kunststoffe den Slogan "#vomRedenzumHandeln" zwar augenscheinlich zur Devise, originär stammt dieser Leitsatz allerdings von der Emschergenossenschaft/Zukunftsinitiative Klima.Werk. Entsprechend hatte das Unternehmen auch Andreas Giga von der Zukunftsinitiative eingeladen. "Wir sind Ermöglicher und Entwickler in unserer Region", berichtete der begeisterungsfähige Giga.

Voller Leidenschaft berichte er von der Vernetzung von 16 Emscherkommunen, die sich von dem Projekt und was alles möglich ist, wenn sämtliche Beteiligten mitziehen, begeistern ließen. "Wasser hält sich nicht an Zuständigkeitsgrenzen", sagte er. Er sprach den Klimawandel an und das Thema Schwammstadt. Er forderte dazu auf, gedankliche und behördliche Grenzen zu überwinden und lobte: "Ich bin dankbar, dass die Firma Funke Kunststoffe mit solchen Innovationen dabei ist."

Welche Neuerungen Funke Kunststoffe im Produktbereich zu bieten hat, erfuhren die anwesenden Journalisten ebenfalls. SCFlowControl, die Funke Retentionsfilteranlage und die Funke Schnellkupplung standen auf dem Programm. Bei der SCFlowControl handelt es sich um eine selbstreinigende Drossel. Sie verfügt über eine Abreinigungseinheit, die selbsttätig arbeitet und keinerlei externer Energie bedarf.

Abhängig vom Wasserstand wird die mit Bürsten ausgestattete Abreinigungseinheit von unten nach oben (steigender Pegel) beziehungsweise von oben nach unten (fallender Pegel) an der Drosselöffnung vorbeigeführt und festsitzender Schmutz entfernt. Immer häufiger wird von Kommunen und Abwasserverbänden die Einleiterlaubnis in den öffentlichen Kanal nur für sehr geringe Durchflüsse erteilt.

Selbstständige Entleerung

Mit einem Reinigungsgrad von bis zu 87 Prozent und einer Anschlussfläche von 2500 Quadratmetern ist die Funke Retetionsfilteranlage eine Anlage zur Behandlung von Niederschlagsabflüssen. Sie verfügt über eine Länge von 4,87 Metern, eine Breite von 2,44 Metern und eine Höhe von 0,85 Metern. Die Reinigung der zu behandelnden Niederschlagsabflüsse erfolgt innerhalb der Anlage in mehreren Stufen. Zunächst erfolgt die Abscheidung von Grobstoffen in einer Vorreinigung. Feinere Partikel werden in dem darauffolgenden Sedimentationsbereich abgetrennt.

In der 3. Behandlungsstufe wird das Wasser durch ein Substrat, AreaClean, gefiltert. Dadurch werden feinpartikuläre und gelöste Stoffe zurückgehalten und teilweise abgebaut. Die Anlage könne sich selbstständig entleeren, das heißt sie funktioniert ohne Dauerstau. Transportiert wird diese auf einem herkömmlichen Lkw. Das Unternehmen verspricht einen geringen Wartungsaufwand. Eine Sichtprüfung sei halbjährlich, die Überprüfung der Sedimentkammer jährlich und der Substratwechsel alle vier Jahre notwendig.

Sensibilisiert auf die Behandlung von Regenwasser und Abwasser ergibt sich laut Unternehmen immer häufiger die Notwendigkeit, Funktionselemente wie Filter, Tauchrohre, Drosselorgane, Sensoren in Schächten oder Straßenabläufen zu verbauen. Um die Sicherheit zu gewährleisten und den Mitarbeiter des Kanalbetriebes das Leben zu erleichtern, wenn sie Wartungen, Säuberungen oder auch Reparaturen vornehmen, hat Funke die Schnellkupplung entwickelt.

Sie solle es ermöglichen, die genannten Funktionselemente aus einem Straßenablauf oder aus einem Schacht, einfach und komfortabel von der Geländeoberkante aus zu entnehmen. Je nach Erfordernis kann die Schnellkupplung mit einer Verriegelung ausgestattet werden.

Das traditionsreiche Familienunternehmen hat es laut eigenem Bekunden zu seinem Markenzeichen gemacht, immer wieder neue, richtungweisende Erzeugnisse für die Bereiche Kanalrohrsysteme, Grundstücksentwässerung, Hausanschlüsse, Schachtsysteme, Regenwasserbewirtschaftung, Bodenbefestigung und Baumschutz zu entwickeln und zu etablieren. Bereits 2020 hat die damalige Geschäftsführung dem Nachwuchs mehr Verantwortung gegeben. "Die Neuorientierung soll dabei möglichst Hand in Hand erfolgen", sagte Norbert Funke damals, "wobei die erfahrenen Mitarbeiter der neuen Generation in der Übergangsphase jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen werden". Und genau das konnten die Journalisten erleben: Einen Generationswechsel, der auf dem aufbaut, was in den vergangenen Jahrzehnten geschaffen wurden und Geschäftsführer und Mitarbeitende, die ihr Augenmerk auf Nachhaltigkeit und Menschen richten, weil sie gestärkt und gestützt auf ihre Aufgaben vorbereitet wurden.

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