Media Day bei Metsä Wood

Wir fördern die Bioökonomie

von: Cornelia Rachow
Espoo/Finnland. – Der Gebäudesektor trägt bis zu 30 Prozent zu den weltweiten jährlichen Treibhausgasemissionen bei. Eine Ergänzung zu Stahl, Beton und Klinker ist immer häufiger der Rohstoff Holz. Die finnische Metsä Group ist in der Forstindustrie engagiert und Metsä Wood produziert Holzpaneele. Beim Media Day erläuterte das Unternehmen seine regenerative Forstwirtschaft, die die Rohstoffgewinnung trotz Klimawandel auch in den nächsten Jahrzehnten möglich machen soll.
Metsä Wood Forstwirtschaft Bauen mit Holz
Auf 3 Millimeter Dicke ist der Holzstamm geschält – die anwesenden Journalisten schauen fasziniert zu. Foto: Cornelia Rachow

Es riecht nach frischem Wald. Die Maschinen brummen. Große, entastete Baumstämme werden wie Streichhölzer über das Transportband bewegt. Ein riesiger Greifer schnappt sich einen der Stämme und zieht ihn in die Maschine hinein. Die Maschine ist quasi ein überdimensionaler Sparschäler. Auf der anderen Seite kommt das geschälte Holz in der Dicke von 3 Millimetern heraus. Eine lange Bahn, die aussieht, wie abgeräumtes Geschenkpapier zieht sich über 15 Meter auf dem Laufband entlang.

Metsä Wood hatte Ende April eine kleine Gruppe ausgesuchter europäischer Fachjournalisten nach Finnland zum Media Day eingeladen. Im Fokus stand die Frage, wie in der Zukunft das Bauens aussehen kann. Die Antwort von Metsä: Auf jeden Fall mit nachhaltigem nordischem Holz in Form von Kerto LVL. Das ist ein Struktur-Furnierschichtholz, das in unterschiedlichen Bauprojekten eingesetzt wird, von Neubauten bis zu Renovierungen und Sanierungen.

Die Kerto LVL lassen sich als Balken und Stürze, als Sturzbalken, Deckenträger, Sparren und Pfetten, als Holzrahmenbau und Fachwerk, als Ständer und Stützen, Portalrahmen, Teile von Dach-, Decken- und Wandelementen sowie als Teile für industrielle Anwendungen, beispielsweise Tür- und Fensterherstellung, als Betonschalung und Gerüste nutzen, so das Unternehmen. Wie die langen und formstabilen Paneele entstehen, zeigte Werksleiter Papi Harju in der Produktionsstätte Lohja.

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Metsä Wood Forstwirtschaft Bauen mit Holz
Timo Lehesvirta, führender Naturexperte der Metsä Group, erläutert im unternehmenseigenen Wald die regenerative Forstwirtschaft. Foto: Cornelia Rachow

"Die Produktionskapazität des Werks Lohja Kerto beträgt etwa 90.000 Kubikmeter pro Jahr und das Werk beschäftigt 115 Mitarbeiter", erläuterte er. Wenn das Holz auf die Dicke von 3 Millimetern gebracht ist, muss es erst seine Feuchte verlieren, bevor die Verarbeitung weiter geht. Dann werden die Bahnen geleimt und im Versatz aufeinandergepresst. Balken sind in den Standardgrößen bis zu 5,7 Zentimeter, 1300 Zentimeter lang und 40 Zentimeter breit – Metsä fertige aber auch bei Bedarf Sondergrößen. Es seien bereits im Sports Centre Cents Luxemburg mittels Kerto LVL Spannweiten von 24 Metern verbaut worden.

"Metsä Wood baut aktuell ein neues Werk für Kerto-LVL-Furnierschichtholz am Standort Werks Äänekoski. Der Wert der Investition beträgt 300 Millionen Euro und das Werk wird voraussichtlich Ende 2026 mit der Produktion beginnen", erläutert Jaakko Anttila, Executive President von Metsä Wood, gleich zu Beginn des Media Days im Hauptquartier der Gruppe in Eshoo. Dann überlässt er Henrik Söderström, Senior Vice President, Sales & Marketing, das Wort. "Wir wirtschaften nachhaltig, weil es das Richtige ist", betont dieser und erläutert, dass das nachwachsende Holz, fossile Rohstoffe ersetzen kann. "Wir mildern den Klimawandel und reduzieren Emissionen", betont er. Der Holzbau bekämpfe den Klimawandel durch Kohlenstoffspeicherung. "Es geht nicht gegen andere Materialien – es geht um ,zusammen mit', das streben wir an."

Metsä Wood Forstwirtschaft Bauen mit Holz
Die Produktionsstätte Lohja von Metsä Wood. Foto: Cornelia Rachow

Aber wie soll das in Zukunft gehen? Woher kommt das viele Holz? Wie geht Metsä mit dem Klimawandel um? In Deutschland und Österreich gibt es auf riesigen Flächen quasi ausschließlich Nadelholz. Unterschiedliche Schädlinge haben in den letzten Jahren hierzulande für einen wahren Kahlschlag in heimischen Wäldern gesorgt. Hintergrund: Die Böden sind durch die globale Erwärmung und mangelnde Niederschläge teils über lange Zeiten ausgetrocknet. Dadurch sind die Nadelhölzer schwächer geworden und zeigen sich deutlich anfälliger für unterschiedliche Schädlinge wie beispielsweise Borkenkäfer. Letztlich haben auch zahlreiche heftige Stürme den kranken Bäumen massiven Schaden zugefügt.

Vor dem Klimawandel kann auch Finnland sich nicht schützen. Die Finnen erwarten in den nächsten zwanzig bis dreißig Jahren einen durchschnittlichen Temperaturanstieg von etwa 8 Grad Celsius, erläutert Timo Lehesvirta, führender Naturexperte der Metsä Group. "Ziel der Metsä Group ist es, im Rahmen der Strategie der regenerativen Forstwirtschaft den Zustand der Natur bis 2030 zu verbessern", sagt der Biologe. Biodiversität ist dabei das Schlüsselwort für Metsä. Wichtige Prinzipien der biologischen Vielfalt sind Rohstoffnutzung der einheimischen Baumarten, aber auch auf diversifizierte Baumartenzusammensetzung zu achtem, mehr alte Bäume stehen zu lassen, diversifiziertes und vermehrtes Totholz in den Wäldern zu belassen, auf eine diversifizierte Waldstruktur zu achten, die wertvollen Lebensräume zu schützen, Pufferzonen in Gewässernähe zu schaffen und auch Kräuter einzubinden.

Metsä Wood Forstwirtschaft Bauen mit Holz
Die entasteten Baumstämme werden auf Laufbändern zum Schälen befördert. Foto: Cornelia Rachow

Die 90.000 Waldbesitzer, denen die Metsä-Gruppe gemeinsam gehört, werden künftig ihre Wälder unterschiedlich bewirtschaften. Die Mitglieder der Metsäliitto Cooperative, der Muttergesellschaft der Metsä Group, besitzen mehr als die Hälfte der finnischen Privatwälder. "Unsere Eigentümer-Mitglieder bewirtschaften ihre Wälder von Generation zu Generation nachhaltig und schaffen so eine solide Grundlage für die Entwicklung profitabler und verantwortungsvoller Unternehmen", erläutert Anttila. Zwar seien die Mitglieder vorerst nicht verpflichtet, sich an die neue Forstmethode zu halten, im eigenen Interesse seien sie aber daran interessiert. "Wirtschaftliches Wachstum und Naturschutz sollen Seite an Seite gefördert werden."

Wie die regenerative Forstwirtschaft aussehen soll, konnten die Journalisten dann in einem kleinen Waldstück von Metsä sehen. Erst ging es ins Waldbesucherzentrum Nemus Futurum und von dort dann in den Wald. Obwohl es Ende April in Finnland einen kurzen Wintereinbruch gegeben hatte, konnte die Gruppe sich die sogenannten Industriebäume wie Fichte, Kiefer, und Espe ansehen, die bereits nach der Eiszeit nach Finnland gelangten. Diese Bäume leben in ihren natürlichen Lebensräumen und Verbreitungsgebieten im Zusammenspiel mit anderen Arten. "Zu jeder Baumart gibt es eine beträchtliche Anzahl anderer Arten, die entweder direkt oder indirekt von ihr abhängig sind", erläutert der Biologe Lehesvirta. Mit zunehmendem Alter des Baumes verändern sich die Arten, die von einzelnen Bäumen abhängig sind.

Die Verwendung natürlich vorkommender Baumarten in der Forstwirtschaft stellt laut Metsä-Naturexperte Lehesvirta die Grundlage für das Vorkommen von Arten dar, die in der Region natürlich vorkommen würden. Dazu sollen künftig aber auch die assoziierten Arten von Fichte, Kiefer, Birke und Espe kommen. Zerfallsorganismen von Holzstreu, auf Baumstämmen lebende Arten, Arten, die sich von Baumblättern ernähren, Wurzelpilze und andere assoziierte Pilzarten. Das Streben nach Mischwäldern mit mehreren Baumarten fördert die Vielfalt der Baumarten in Wäldern. "Der Mischanbau von Fichte und Kiefer sowie die Erhöhung des Birkenanteils in Nadelwäldern gehören zu unseren Maßnahmen und Zielen für geeignete Waldtypen", sagt Lehesvirta.

Die rund 25 Baumarten, die nicht zu den häufigsten Baumarten gehören, "sind von unserem Holzeinkauf komplett ausgeschlossen". Dazu zählen Espen mit einem Brusthöhendurchmesser von mehr als 40 Zentimetern. Zu den Baumarten, die von jeglicher kommerziellen Nutzung völlig ausgeschlossen sind, gehören Weißerle, Grau-Erle, Schwarz-Erle, Traubenkirsche, Eberesche und Laubbäume.

Ein weiteres Ziel von Metsä ist es, auch Vögel, Säugetiere und Insekten, die Mischwälder bevorzugen, durch das Anpflanzen der neuen Baumarten in die Wälder zu locken. Diese können dann Schädlinge effektiv bekämpfen. Außerdem soll die Anzahl alter Bäume erhöht werden. Bäume, die älter als ihr normales Regenerationsalter sind, gelten als alte Bäume. Sie werden nicht abgeerntet und die Anzahl der alten Bäume in einem Wald wird im Laufe der Zeit durch Retentionsbäume auf natürliche Weise zunehmen. "Da sie bisher überwiegend kommerziell genutzt wurden, wird es auch mehr alte Bäume in wertvollen Lebensräumen, Küstenwäldern und Schutzgebieten geben. Die Erhöhung der Anzahl alter Bäume gilt für alle Baumarten. Alte Bäume werden den Wald schließlich mit verrottendem Holz versorgen", erläutert der Biologe.

Dass die Veränderung nicht von heute auf morgen gelingen könne, ist Metsä klar. "Ebenso werden sich die Maßnahmen, die derzeit angewendet werden und in naher Zukunft entwickelt werden, über verschiedene Zeitfenster hinweg auf die Art auswirken. Die Ziele in Bezug auf Arten lassen sich grob in verschiedene Zeiträume einteilen, beispielsweise den Zustand der Arten im Jahr 2030, 2050, 2100 und später", sagt Lehesvirta. Das Ziel der regenerativen Forstwirtschaft besteht letztlich darin, die Forstwirtschaft so zu entwickeln, dass die verschiedenen Ökosystemleistungen gemessen werden können und das Holz im Rahmen eines sich entwickelnden, auf Ökosystemleistungen basierenden Produktionsmodells mit mehreren Zielen produziert wird.

"Wir fördern die Bioökonomie – zusammen", resümiert Jaakko Anttila. Dass die Metsä-Gruppe bis 2030 sämtliche eigene Fabriken auf fossile Brennstoffe umstellen will, überrascht nach dem ereignisreichen Tag nicht.

Metsä Wood

Die Gruppe von Journalisten und Vertreter von Metsä Wood haben sich einen der Wälder von Metsä angesehen. Foto: Cornelia Rachow
Einer der Wälder von Metsä. Foto: Cornelia Rachow
Im Werk Lohja werden die Kerto LVL gefertigt. Im Hintergrund sind die abtrocknenden 3 mm dicken Holzschichten zu sehen. Foto: Cornelia Rachow
Werksleiter Papi Harju in der Produktionsstätte Lohja. Foto: Cornelia Rachow
Der unternehmenseigenen Wald. Foto: Cornelia Rachow
Das Waldbesucherzentrum Nemus Futurum. Foto: Cornelia Rachow
Natürlich aus Holz: Das Dach der hauseigenen Kantine im Hauptquartier der Metsä-Gruppe in Espoo. Foto: Cornelia Rachow
Jaakko Anttila, Vice President von Metsä Wood, erläutert die Wertschöpfungskette des Unternehmens. Foto: Cornelia Rachow
Senior Vice President, Sales & Marketing von Metsä Wood Henrik Söderström. Foto: Cornelia Rachow
Jussi Björman, Business Development Director von Metsä Wood, berichtet von unterschiedlichen Projekten. Foto: Cornelia Rachow
Die Kerto LVL lassen sich als unter anderem als Balken und Stützen nutzen – im Bild kleine Demonstrationsobjekte. Foto: Cornelia Rachow

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