Interview

"Nachhaltigkeit und Digitalität spielen eine bedeutende Rolle"

Tracto-Geschäftsführer Timotheus Hofmeister im Gespräch ABZ-Chefredakteur Kai-Werner Fajga über Neuheiten und Projekte des Herstellers.
Tracto-Technik Grabenloses Bauen
Tracto-Geschäftsführer Timotheus Hofmeister (l.) erläutert ABZ-Chefredakteur Kai-Werner Fajga Neuheiten des Herstellers anlässlich der "Hands on Days". Foto: Tracto

ABZ: Herr Hofmeister, Tracto hat Mitte April Entscheider, Planer und Anwender im Tiefbau nach Lennestadt-Saalhausen zu den "Hands on Days" eingeladen. Was war der Grund für die Einladung?

Hofmeister: Die Hands on Days sind bei uns seit vielen Jahren ein fester Bestandteil im Tracto-Kalender. Bislang haben wir den Fokus dabei auf unsere internationalen Kunden gelegt, um ihnen das volle Spektrum der Möglichkeiten im grabenlosen Leitungsbau zu zeigen. In diesem Jahr haben wir zusätzlich Kunden aus Deutschland eingeladen – Planer, Entscheider und Anwender, denen wir die ganze Welt der Nodig-Technologie nahebringen wollten. Von der Maschine über unsere vielfältigen Serviceangebote bis zu der Frage, welche aktuellen und zukünftigen Marktchancen die grabenlose Technologie bietet. Ein weiterer Grund war es, Zuversicht und Vertrauen in Sachen Zukunft zu vermitteln, da die wirtschaftspolitischen und geopolitischen Rahmenbedingungen schwieriger geworden sind.

ABZ: Tracto hatte ein aufwändiges, mehrtägiges Programm mit Live-Demos und Vorträgen aufgestellt. Wie war das Feedback der Teilnehmer?

Hofmeister: Das Feedback unser nationalen und internationalen Gäste war äußerst positiv und viele Gäste sind waren sichtlich überrascht, was die grabenlose Verlegung leisten kann und wie groß unser Spektrum ist. In Sachen Zukunft sind wir bei Tracto gut gerüstet, mit neuesten Technologien und automatisierten Prozessen, den Herausforderungen im Leitungsbau zu begegnen. Das haben die Teilnehmer wahrgenommen und positives Feedback auf die Entwicklungen gegeben. Insbesondere beim Thema Nachhaltigkeit, welches wir aktiv treiben, wurden unsere Impulse dankbar aufgenommen.

ABZ: Was waren die Highlights der "Hands on Days"?

Hofmeister: Eines der absoluten Highlights war das neue Boden Radar ORFEUS, das die Teilnehmer erstmalig im Einsatz sehen konnten. ORFEUS erkennt während der Bohrung, die im Boden liegenden Leitungen und zeigt dem Bediener der Bohranlage, ob seine Bohrung auf einem sicheren Kurs ist. ORFEUS kann die Bohrung automatisch stoppen, sobald auf der geplanten Trasse ein Hindernis zu erkennen ist und gibt dem Bediener die Möglichkeit, die Bohrung zu korrigieren. Das bedeutet für die Zukunft des grabenlosen Leitungsbaus, absolute Sicherheit, denn auch wenn eine vorhandene Leitung nicht in den Plänen zu sehen ist, kann sie als Hindernis erkannt und umfahren werden. Wir sind davon überzeugt, das ORFEUS ein echter Gamechanger für die Branche werden wird.

Neben unseren Produkten boten wir verschiedene Lösungen für unterschiedliche Zielgruppen an. So zum Beispiel für Kommunen und Planern diverse Beratungen im Vorfeld einer Maßnahme sowie Muster für Ausschreibungstexte an. Für die Anwender haben wir individuelle Beratungen für Geologische Untersuchungen oder digitale Anwendungen durchgeführt. Nachhaltigkeit spielt bei uns eine wichtige Rolle – wir sehen darin mehr als nur die Berichtspflicht. Das grabenlose Verfahren an sich bringt bereits Vorteile mit, die auf das Nachhaltigkeitsthema einzahlen.

Dabei werden die Anwender der grabenlosen Technologie in Zukunft zusätzlich vor Herausforderungen stehen, um die Vorgaben der EU rund um die Nachhaltigkeit zu erfüllen. Hierfür bieten wir bereits heute unseren Kunden und Partnern Hilfestellung an.

Mein persönliches Highlight ist jedoch der neue GRUNDODRILL ACS 300, der in erster Linie mit seiner Power und gleichzeitig mit seinen kompakten Maßen überzeugt. Zudem bietet die Maschine moderne Features, die eine vernetzte Baustelle ermöglicht. Auch wenn das komplette autonome Bohren noch Zukunftsmusik ist, zahlt der hohe Automatisierungs- und Digitalisierungsgrad der Maschine schon jetzt darauf ein. Zudem zahlt die moderne Technologie auf den Fachkräftemangel ein, da hierdurch weniger Personen auf der Baustelle benötigt werden.

ABZ: Die Bauwirtschaft stöhnt unter den Rückgängen im Wohnungsbaumarkt, der Infrastrukturbau ist weniger betroffen. Wie stellt sich für Tracto als Anbieter die aktuelle Marktsituation dar?

Hofmeister: Der Ausbau von Infrastrukturen ist weiterhin von hoher Bedeutung, um die benötigten Leitungen beispielsweise für die gewollte Energiewende zu verlegen. Die aktuellen Marktsituationen in der Welt sind jedoch durch die zuvor benannten wirtschafts- und geopolitischen Rahmenbedingungen stark heterogen. Mithilfe unserer internationalen Ausrichtungen wirken wir etwaigen Schwankungen in einzelnen Märkten entgegen.

ABZ: In welchen Märkten ist Tracto aktiv?

Hofmeister: Als Tracto-Gruppe sind wir weltweit aktiv, konkret sind wir mit eigenen Gesellschaften auf vier Kontinenten vertreten. Zusätzlich leisten wir aus Deutschland heraus einen direkten Vertrieb in vielen Ländern Europas. Dort, wo wir nicht selbst aktiv sein können, haben wir ein dichtes und kompetentes Partnernetzwerk.

Wir arbeiten weiter an unseren Fokus-Märkten und der dortigen Positionierung der NODIG Verfahren. Es bieten sich noch zahlreiche Märkte auf der Welt, die ein gutes Potenzial für die grabenlosen Verlegeverfahren bieten.

ABZ: Welche strategische Zielen haben Sie sich mit Tracto für die kommenden zwölf bis 24 Monate gesteckt?

Hofmeister: Aktuell stecken wir mit allen Gesellschaften in einem internationalen Strategieprozess, um uns den Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Dabei spielen die Themen rund um Nachhaltigkeit und Digitalität eine bedeutende Rolle. Wir sind davon überzeigt, dass die grabenlosen Verlegeweisen den perfekten Brückenschlag zwischen Ökonomie und Ökologie darstellen. Nur wenn die grabenlosen Technologien in Zukunft eine stärkere Rolle spielen, kann der nachhaltige Infrastrukturausbau gelingen. Wir möchten den Einsatz der grabenlosen Verlegeweisen in den nächsten zwölf bis 24 Monaten stärker vorantreiben und setzen dabei auf das Thema Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Digitalisierung von Prozessen, wo der Kunde im Mittelpunkt steht, spielen eine wesentliche Rolle. Nur durch ständige Veränderungen und einem damit einhergehenden Wachstum kann man in Zukunft dauerhaft erfolgreich sein.

ABZ: Das Thema CO2-Minderung/Dekarbonisierung spielt eine zunehmend wichtige Rolle. Wie kann Tracto seine Kunden diesbezüglich unterstützen?

Hofmeister: Nachhaltigkeit ist fest in unserem Unternehmensleitbild verankert, denn wir möchten einen Beitrag zu CO2-Minderung/Dekarbonisierung leisten. Wir haben derzeit ein unternehmensweites Programm ins Leben gerufen, das sich mit dem Thema beschäftigt. Eine eigenen Nachhaltigkeitsbeauftrage ist dafür zuständig, unseren Kunden Hilfestellung zu geben, um für die Anforderungen der Zukunft gerüstet zu sein.

ABZ: Welchen Stellenwert hat das Thema für Tracto als Unternehmen?

Hofmeister: Sustainability beziehungsweise Nachhaltigkeit ist erkennbar fester Bestandteil unserer Handlungen. Wir nehmen Nachhaltigkeit weltweit ernst und sind der Überzeugung, dass es ein fester Bestandteil sein muss, um für die Zukunft sicher aufgestellt zu sein.

ABZ: Welche alternativen Antriebskonzepte werden verfolgt?

Hofmeister: Wir beschäftigen uns seit einiger Zeit mit alternativen Antrieben. Welche Form in Zukunft dauerhaft sein wird, ist fraglich, somit ob Wasserstoff, synthetische Brennstoffe oder weitere eingesetzt werden. Aktuell bieten wir mit dem GRUNDODRILL JCS130E eine elektrisch betriebene Horizontalspühlbohrmaschine an, die auf den Hands on Days gezeigt wurde.

Diese Maschinen kann später auch mit den alternativen Möglichkeiten angetrieben werden.

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