Verbände bemängeln fehlende Wachstumsimpulse
Flaute im Wohnungsbau hält an
Bei Neubauten zählten die Wiesbadener Statistiker in dem Monat 14 300 Einheiten. Das waren 17 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Baugenehmigungen inklusive Umbauten lagen mit 17 600 ebenfalls um 17 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats. "Seit Mai 2022 kennen die Baugenehmigungszahlen für Wohnungen in Deutschland nur eine Richtung – Abwärts", kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim Oliver Müller, die aktuellen Zahlen.
Nach nunmehr 24 Monaten eines ununterbrochenen Rückgangs – davon 19 Monate mit zweistelligen Raten – sei mittlerweile wieder das Genehmigungsniveau vom Jahresbeginn 2013 erreicht. Gleichzeitig sei im selben Zeitraum die Zahl der Bevölkerung in Deutschland um 3,7 Millionen Menschen gestiegen. "Wenn wir also nicht schnellstens die Trendwende einläuten, wird die Wohnungsnot das beherrschende Thema im Bundestagswahljahr 2025", sagte Müller.
Ende nicht absehbar
"Deutschlands Wohnungsnot verschärft sich weiter", kommentierte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) die Zahlen und ergänzt: "Wer auf ein Ende der Wohnungsbaukrise hoffte, wird weiter enttäuscht." Ein Ende der Abwärtsspirale ist laut Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa nicht absehbar. Der Niedergang im Wohnungsbau sei "ein regelrechter Absturz", ein Ende dieser Abwärtsspirale sei nicht absehbar. "Was heute nicht genehmigt wird, können wir morgen nicht bauen und wird den Mieterinnen und Mietern am Markt fehlen. Schon jetzt müssten eigentlich Hunderttausende Wohnungen zusätzlich beauftragt werden. Davon sind wir meilenweit entfernt."
Aufgrund des anhaltenden Bevölkerungswachstum, allein wegen der hohen, notwendigen Zuwanderung, könne der enorme Bedarf an Wohnraum nur gedeckt werden, wenn die Bauwirtschaft mehr Freiräume erhalte, um effizienter, kostengünstiger und innovativer zu bauen, so Müller. Er verwies auf ein Gutachten des Instituts der Deutschen Wirtschaft im Auftrag des Verbands, wonach eine überbordende Regulierung des Bauens durch staatliche Vorgaben und Hemmnisse nicht nur die Produktivitätsentwicklung im Baugewerbe einschränke, sondern auch Baumaßnahmen unnötig verteuern, verzögern oder sogar ganz verhindern würde.
Grünes Licht für 57 100 Neubauwohnungen
Von Januar bis einschließlich April gaben die Behörden nach Angaben des Bundesamtes grünes Licht für 57 100 Neubauwohnungen – fast ein Viertel (23,7 Prozent) weniger als im Vorjahreszeitraum. Besonders deutlich sank in den vier Monaten die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser: um fast ein Drittel (32,5 Prozent) auf 12 300 Einheiten. Bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, war ein Minus von einem Fünftel (20,2 Prozent) auf 38 500 Wohnungen zu verzeichnen.
Einschließlich des Umbaus von Wohnungen summierten sich die Genehmigungen von Januar bis April auf 71 100 Wohnungen. Das waren 21 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.