Steinwolle trifft Holzbau
Kulturzentrum in Bottrop erweitert
Ursprünglich war das Kulturzentrum in den Räumen eines früheren Jungengymnasiums untergebracht. Dort wurden rund um einen Kammerkonzertsaal neben einem Veranstaltungsbüro auch Musikschule, Bibliothek, ein Archiv, Kulturwerkstatt, Studiobühne und eine Galerie untergebracht.
"Wir entwarfen die Anbauten als einfache, ablesbare Konstruktionen aus dem nachhaltigen Baustoff Holz", erklärt Achim Pfeiffer, Projektleiter im Architekturbüro Heinrich Böll. Die angestrebte Gliederung der Fassade wurde so ausdetailliert, dass sie hinsichtlich Zuschnitt und Materialeinsatz optimal umzusetzen war. "Unsere Planung war so ausgelegt, dass auch der Baustoff Holz so sparsam wie möglich eingesetzt wird", erläutert Pfeiffer. "Das entsprach dem Wunsch des Bauherrn, der besonders klimafreundlich bauen wollte."
Gleichzeitig sei es durch die Entscheidung für den modernen Holzbau gelungen, einen Kontrast zum massigen Bau des alten Kulturzentrums zu schaffen. Die Dachtragwerke von Foyer, Galeriegang und neuem Kulturforum bleiben offen sichtbar.
"Holz als Material des Tragwerks spielte daher auch unter dem Aspekt der Innenraumgestaltung eine Rolle", erklärt Pfeiffer. "Der moderne Holzbau erfüllt ja dank entsprechender Konstruktionen und Dämmstoffe mühelos die gesetzlichen Anforderungen an den Wärme-, Schall- und Brandschutz. Er steht uns also als sehr interessante Alternative zur klassischen Bauweise Stein auf Stein zur Verfügung." Gedämmt wurden die Holzständerwände für die Galerie und das Kunstforum mit nichtbrennbarer Steinwolle von Rockwool.
Vorkonfektionierte Bauteile
Durch den Einsatz von vorgefertigten Holzbauelementen konnten die etwa 450 m² umfassenden Außenwände des Forums mit vier Mitarbeitenden an nur sechs Arbeitstagen gestellt werden. In den Fertigungshallen von Holzbau Burdiek wurden für ihre Herstellung nach Zuschnitt rund 240 Arbeitsstunden aufgewandt. Zwei Lagen der "Flexirock 035"-Steinwolle-Dämmplatten in einer Dicke von zusammen 260 mm wurden schon in der Werkstatt eingelegt. Sie sind flexibel und bieten Einbaueigenschaften, die sie als Dämmstoff für den Holzbau in besonderer Weise empfehlen, so die Aussage des Herstellers. Unterschiede in Sparren- oder Stielabständen bis zu einer Breite von 3 cm können Anwender mit "Flexirock 035" zuverlässig ausgleichen.
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Die "Flexirock 035" ist laut Unternehmen nichtbrennbar, nicht glimmend, wärme- und schalldämmend, schallabsorbierend, diffusionsoffen und recycelbar. Im Rahmen der Ausführungsplanung mussten die Verantwortlichen unter anderem berücksichtigen, dass auf dem Areal des Kulturzentrums wenig Ablagefläche für Baumaterialien zur Verfügung stand. Auch der Einsatz von Lastkranen kam aufgrund der beengten Verhältnisse nicht infrage.
Die Außenwand des neuen Forums besteht aus 22 baugleichen Teilen. Deren Maße ermöglichten es den Ausführenden, sie ohne Transportsondergenehmigung mit einem Lkw aus der Werkstatt nach Bottrop zu bringen. Jede Wandscheibe ist 250 cm breit und 480 beziehungsweise 500 cm hoch.
Beidseitig wurde die Holzriegelkonstruktion jedes Elements mit einer 15-Millimeter-OSB-Platte und auf der Außenseite zusätzlich mit einer 16-Millimeter-DWD-Platte beplankt. Nach dem Stellen der Außenwände brachten die Mitarbeitenden eine UV-beständige Fassadenbahn auf. Die Bekleidung der Fassade erstellte die beauftragte Firma aus heimischer Lärche.
Holz und Steinwolle
Markus Burdiek, Geschäftsführer der Burdiek Zimmerei und Holzbau GmbH, freut sich über die wachsende Nachfrage nach Gebäuden in Holzbauweise: "Der Baustoff Holz wird regelrecht wiederentdeckt und zugleich von sachkundigen Architekten in sehr moderne Planungen eingebracht. Das gibt Fachleuten wie uns, die viel in moderne, CNC-gesteuerte Anlagen investiert haben, die Chance, ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen."
Die Arbeit am Kulturzentrum August Everding habe seinem Team viel Freude gemacht, weil das Unternehmen nicht nur den Auftrag für die Wand- und Deckenkonstruktionen erhalten habe, sondern auch den für Fenster und Türen.
Martin Lohbeck, Meister im Zimmererhandwerk, Restaurator, Projektleiter bei Holzbau Burdiek und verantwortlich für das Bottroper Projekt, ist überzeugt: "Ein großer Vorteil für die öffentliche Hand ist der hohe Vorfertigungsgrad im Holzbau, da hierbei Zeit und Kosten eingespart werden können.
Durch die Kombination heimischer Hölzer mit nichtbrennbarer Steinwolle-Dämmung können wir den speziellen Bedürfnissen der öffentlichen Hand gerecht werden. Nachhaltig bauen wollen die Kommunen mehrheitlich, aber natürlich müssen ihre Gebäude auch teilweise hohen Anforderungen an den Wärme-, Schall- und Brandschutz genügen."
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