Tiefgarage saniert

Sicher und bequem parken

Modernisierung und Sanierung
An einigen Stellen war der Beton so stark geschädigt, dass ganze Deckenabschnitte ersetzt werden mussten. Foto: voplan

Heilbronn (ABZ). – Mitten in der Innenstadt von Heilbronn liegt die Tiefgarage "Am Wollhaus". Das Bauwerk aus den 70er-Jahren wies starke Betonschäden auf und wurde daher grundlegend instandgesetzt – im laufenden Betrieb. Die Ingenieurbüros voplan und Renoplan erarbeiteten das Konzept, das nicht nur auf einem kathodischen Korrosionsschutz, sondern auch auf Betonbeschichtungen von Remmers setzt.

Kaum ein Standort in Heilbronn ist stärker frequentiert als die Kreuzung "Am Wollhaus". Direkt am Rand der Fußgängerzone liegt hier der Zentrale Omnibusbahnhof, der von einer fünfspurigen Hauptverkehrsstraße erschlossen wird. Auch im Untergrund herrscht reges Treiben, denn die öffentliche Tiefgarage "Am Wollhaus" liegt unter den Bussteigen und der Straße. Als nach 40 Jahren eine Sanierung anstand, war daher schnell klar, dass die Arbeiten in kleinen Abschnitten stattfinden mussten, um den oberirdischen Verkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen. Auch wollte der Eigentümer der Garage, die B+B Parkhaus GmbH, den Betrieb nicht gänzlich ausfallen lassen.

Mit der Planung wurde die Arbeitsgemeinschaft der beiden Ingenieurbüros voplan aus Ravensburg und Renoplan aus Leonberg beauftragt. Die Firma voplan war dabei Hauptauftragnehmer, Renoplan wegen der regionalen Nähe des Projekts Nachunternehmer, um vor allem die Präsenz auf der Baustelle zu verbessern. Zu beheben waren hauptsächlich umfangreiche Betonschäden, die das Streusalz – wie bei vielen Verkehrsbauten – ausgelöst hatte. Im Winter wurde es von Autoreifen mit dem Schneematsch in die Garage getragen und löste sich beim Schmelzen im Wasser. Die dabei entstehenden Chloride waren in den Beton eingedrungen und hatten ihn unterschiedlich stark angegriffen – an einigen neuralgischen Punkten hatten sie bereits die sogenannte "Lochfraßkorrosion" an der Bewehrung ausgelöst. Daher führten die Ingenieure umfassende Analysen und Voruntersuchungen durch, um das jeweilige Schadensausmaß zu ermitteln und an jeder Stelle individuell reagieren zu können. Von den drei Parkebenen war die oberste am stärksten geschädigt. Der Betonboden dieser Etage war wegen korrosionsbedingter Querschnittsverluste am Baustahl stellenweise nicht mehr zu retten und musste dort komplett abgerissen, neu geschalt und betoniert werden. Gleiches geschah mit einigen Stützen.

An anderen Stellen war der Beton zwar ebenfalls mit Chloriden belastet, doch die Bewehrung hatte noch keinen ernsten Schaden genommen. Dort kam ein kathodischer Korrosionsschutz zum Einsatz. Der Vorteil dieses relativ neuen Verfahrens ist, dass der chloridhaltige Beton nicht abgetragen und der Stahl nicht freigelegt werden muss. Dies verkürzt die Bauzeit und sorgt für weniger Einschränkungen im laufenden Betrieb der Garage. Das Verfahren greift in die elektrochemischen Vorgänge ein, die beim Korrodieren des Stahls auftreten. Vereinfacht gesagt: Wenn der Stahl rostet, lösen sich normalerweise Ionen, die in Richtung des umgebenden Betons abwandern. Legt man nun dauerhaft eine elektrische Spannung an das Bauteil an, lässt sich der Ionenfluss umdrehen, sodass die Korrosion unterbunden wird. Mit diesem Verfahren wurden große Teile der Bodenflächen und der Wände im Bereich der Dehnfugen geschützt.

Unabhängig vom Schadensgrad der Betonflächen erhielten alle Böden eine abschließende Beschichtung, die ein erneutes Eindringen von Chloriden verhindern soll. Bei den beiden oberen Parkebenen kam das System "OS 11b" von Remmers zum Einsatz. Es erfordert eine Schichtdicke von 4,5 mm, um eine dynamische Rissüberbrückung gewährleisten zu können. Wichtige Bestandteile sind Polyurethan und Quarzsand. Die Flächen erhielten einen grauen Farbton. Auf ihm zeichnen sich nicht nur die weißen Zebrastreifen für Fußgänger und die Fahrtrichtungspfeile für Autofahrer ab, sondern auch die dunkelgrauen Parkplatzmarkierungen. Außerdem bildet das Grau einen neutralen Hintergrund für das Farbleitsystem.

Um die Orientierung in der Großgarage zu erleichtern, tragen die Stützen auf jedem Geschoss einen Anstrich in einem anderen Ton: orange, grün und hellblau. Weil die Rampen und Kurven stärkeren mechanischen Belastungen ausgesetzt sind als die übrigen Flächen, wurden sie mit dem Remmers-System "OS 8" behandelt. Auf Epoxidharzbasis bildet es eine starrere Beschichtung, die mit einer Dicke von 3 bis 3,5 mm auskommt. Auch die unterste – also die erdberührende – Bodenplatte wurde mit diesem System behandelt, weil es besser mit der dort vorhandenen Feuchtigkeitsbelastung zurechtkommt.

Um die Stützen und Wände ebenfalls dauerhaft vor Chloriden zu schützen, die durch Spritzwasser eindringen können, wurden diese Bauteile mit einem Sockel versehen. Dadurch wuchsen sie im unteren Bereich auf jeder Seite 4 cm in die Breite, was die Parkplätze verengte, die wie bei vielen alten Garagen ohnehin schon äußerst knapp bemessen waren. Daher beschloss man, die Anzahl der Stellplätze zu verringern. Mussten sich früher je drei Fahrzeuge den Raum zwischen zwei Stützen teilen, werden dort inzwischen nur noch zwei Pkw abgestellt. Dadurch sank die Zahl der Stellplätze zwar auf 660, im Gegenzug genießen die Autofahrer aber ein üppiges Platzangebot: 3,25 m beträgt das Achsmaß pro Parkplatz jetzt. Damit ist die Garage bestens für die größeren Automodelle unserer Tage geeignet.

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