Wie sich digitalisierte Prozesse für Bauunternehmen in der Praxis auswirken

von: Fritz Cramer

Berlin. – Digitalisierung ist in der Baubranche noch weitgehend ein Fremdwort. Die Abläufe sind zu lediglich drei Prozent automatisiert, schätzen Insider. Den analogen Alltag schildert ein Fachmann wie Andreas Paul, Einkäufer beim Bauunternehmen Gebr. Neumann in Emden: „Viele kleine Handwerksbetriebe füllen ihre Angebote noch mit der Hand aus und legen sie aufs Fax.“ Für Mini-Betriebe mag die traditionelle Betriebsweise vorerst aufgehen. Größere Firmen wie Gebr. Neumann aber wollen schon heute nicht mehr auf digitale Abläufe und damit auf Einsparpotenzial verzichten. Seit einigen Monaten hat Paul deshalb seine Firmenkontakte auf eine neue Stufe gehoben. Er nutzt die digitale Plattform Cosuno, um eigene Angebote abzugeben und selbst Ausschreibungen zu verwalten. Seine erste Bilanz: „Für uns ist dadurch vieles einfacher geworden.“

Ganz besonders gilt das für die Kommunikation. „Das Berichtwesen wird immer aufwändiger. Wir müssen den Nachunternehmern zunehmend Dokumente zur Verfügung stellen“, erzählt Einkäufer Paul. Bislang versandte er dazu lange Emails oder einen Internet-Link zu einer externen Datenplattform. „Solche Links öffnen aber viele Unternehmer aus Misstrauen gar nicht erst“, sagt er.

Inzwischen erhalten die unterschiedlichen Gewerke eines Projektes von ihm die Einladung, Dokumente direkt auf der Cosuno-Plattform einzusehen und herunterzuladen. Ein Bodengutachten zum Beispiel erhält nur der Tiefbauer, weil nur dieser es tatsächlich benötigt. Allgemeine Dokumente hingegen sind allen Gewerken zugänglich. „Wir können heute die Unterlagen viel einfacher zusammenstellen als bislang“, schildert Andreas Paul die Vorteile.

Die Baubranche könnten mit derart digitalisierten Abläufen eines ihrer größten Probleme lösen: Ihre geringe Produktivität. Die Wertschöpfungskette ist in viele kleine Firmen aufgeteilt. Dazu kommen für die Generalunternehmer die Fragen von Zeitverzügen, Kosten oder Qualität. Es macht immer weniger Sinn, diese komplizierten Abläufe mit Telefon, Fax oder einem einfachen Office-Programm abzuwickeln. Die Gründer von Cosuno waren unter anderem längere Zeit bei Peri beschäftigt, dem Weltmarktführer für Schalungs- und Gerüstsysteme. Die dort erworbene Expertise für die Abläufe am Bau fließen in die Software ein. Heute ist Peri als Investor mit an Bord, das Unternehmen hat das große Potenzial der Plattform erkannt. Mit digitalisierten Prozessen könnte die Branche ihre Produktivität um bis zu 15 Prozent steigern, schätzt das McKinsey Global Institute. Auch die Baukosten könnten um fünf Prozent sinken.

Die Cosuno-Software digitalisiert die Prozesse bereits vor Baubeginn. Nutzer erhalten Zugang zu einer Datenbank mit qualifizierten Nachunternehmen. Diese werden zur Angebotsabgabe aufgerufen, automatisiert und bequem für beide Seiten. Ein weiteres Ergebnis, das Einkäufer Paul schätzt: Der Auftritt seiner Firma gegenüber den Nachunternehmen ist jetzt einheitlich. „Das wirkt professioneller als der bisherige Kontakt“, sagt der Praktiker. Die angeschriebenen Firmen können kurz per Klick absagen – und der Bauträger dann gegebenenfalls rasch ein weiteres Unternehmen kontaktieren. Diese Reaktionsmöglichkeiten bringen Tempo in den Prozess. Die Angebote erhält Andreas Paul übrigens immer noch häufig per Fax und mit der Hand geschrieben. „Für uns ist wichtig, dass wir die Verwaltung auch dieser Firmen digital erledigen können“, sagt er.

Auch im späteren Bauprozess hilft die Digitalisierung. Mit Hilfe der Cloud-Software können Bauunternehmen und Projektentwickler Live-Reportings über den Vergabegewinn, historische Preisentwicklungen oder typische Nachtragsfallen entdecken. Auf Dashboards wird ihnen dann zum Beispiel der Vergabefortschritt visualisiert.

Messbar ist der direkte Gewinn durch eine digitale Unterstützung übrigens nur selten. Dafür können ihn die Firmen aber deutlich spüren. Nutzer wie Paul verweisen darauf, dass jedes Projekt anders ausfällt und einheitliche Angaben deshalb unmöglich seien. Die Unternehmen sparen vor allem Zeit, denn ihre Abläufe werden einfacher und übersichtlicher. Und auch am Bau gilt: Zeit ist Geld.

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Der Autor ist einer der Gründer von Cosuno, einer digitalen Plattform für die Baubranche.

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