Bauboom verdrängt Grün- und Freiflächen

Umwelthilfe fordert Einsatz für Stadtnatur

Berlin/Radolfzell (ABZ). – In einem offenen Brief forderte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kürzlich Bund, Länder und Kommunen auf, naturnahe Freiflächen, insbesondere in sozial benachteiligten Stadtteilen, bedürfnisorientiert und unter Bewohnerbeteiligung zu erhalten, zu gestalten und auszubauen. Die DUH fordert Bund und Länder auf, kommunale Projekte zu unterstützen, die zur Lebensqualität und zum Gesundheitsschutz in sozial benachteiligten Quartieren beitragen.

Die Bedeutung des öffentlichen Grüns sei besonders in sozial benachteiligten wachsenden Ballungszentren hoch. Neben schlecht sanierten Wohngebäuden, Lärm und den Emissionen des Verkehrs an viel befahrenen Straßen fehlen hier Grünflächen oder sie sind in so schlechtem Zustand, dass sie für die Bewohnerschaft nicht nutzbar sind oder gemieden werden, so die DUH. Gerade in Stadtgebieten, in denen Menschen in finanzieller und sozialer Problemlage leben, übernehme Stadtnatur eine ganz wesentliche Rolle: Bewohnerinnen und Bewohner verfügen oft über keine eigenen Gärten, Ausflüge "ins Grüne" blieben durch die Lebenssituation und Kostenfaktoren meistens aus. Bedarfsorientierte und für die Bevölkerung nutzbare Grünflächen unmittelbar vor der Haustür können laut DUH hier eine Schlüsselfunktion für die städtebauliche Aufwertung und die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts sein.

"Wir fordern die Abgeordneten von Bund und Ländern auf, sich in Zukunft verstärkt für mehr Umweltgerechtigkeit und einen gerechten Zugang zu Natur für jeden – unabhängig von sozialem, finanziellen oder ethnischen Status – einzusetzen", so Sascha Müller-Kraenner, DUH-Bundesgeschäftsführer. "Dort, wo Grünflächen vorhanden sind, müssen diese erhalten werden, wo keine Grünflächen vorhanden sind, müssen neue geschaffen werden.

Gebraucht wird Stadtnatur mit sozialer und gesundheitlicher Wohlfahrtswirkung und als Raum für Naturerleben. Um dies zu erreichen, müssen sowohl die Stadtplanung dementsprechend ausgerichtet als auch die Potenziale der Städtebauförderung für eine bessere Grünflächenversorgung verstärkt genutzt und das Weißbuch Stadtgrün konsequent umgesetzt werden." Damit bei der Gestaltung der Grünflächen Anwohnerinnen und Anwohner mitreden, -planen und -gestalten können, fordert die DUH von der Politik, Verfahrensgerechtigkeit zu sichern: "Beteiligung darf nicht heißen, dass sich die Menschen mit den größten Ressourcen an Zeit, Bildung, Geld und Einfluss durchsetzen. Partizipationsprozesse müssen gezielt die am stärksten betroffenen gesellschaftlichen Gruppen einbeziehen und gegebenenfalls aufsuchend gestaltet werden", sagt Robert Spreter, Leiter Kommunaler Umweltschutz der DUH.

In der neu erschienenen Broschüre der DUH "Grün. Sozial. Wertvoll. Gemeinsam Natur in sozial benachteiligte Quartiere holen!" werden gelungene Grünprojekte vorgestellt, die auf unterschiedliche Weise auf die individuelle Lebenssituation der Bewohnerschaft in sozial benachteiligten Stadtteilen eingehen. Die vielfältigen Praxisbeispiele in der Broschüre sollen Impulse geben, auch in Zeiten des aktuellen Baubooms verstärkt Grün- und Freiflächen zu erhalten und sie mit und für die Menschen im Stadtteil zu gestalten.

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