Ahlmann hat auch in schwieriger Zeit Kurs gehalten

„Eine kleine Bark wie wir ist wendiger als ein großer Viermaster“

von:

Sönke PETERSEN

Ahlmann bauma München
Keine Stapler erforderlich: Der Mitarbeiter kann die Stahlteile nach dem Heften aus jeder Box mit Hilfe einer Kranbahn transportieren – hin zu den gleich gegenüber gelegenen Schweißrobotern. Foto: Petersen

BÜDELSDORF (sp). - Gleich mehrere Premieren präsentieren Ahlmann-Geschäftsführer Benedict Dunkelberg und seine Mitarbeiter auf der bauma. Der Hersteller aus Büdelsdorf schickt unter anderem mit den Modellen AF 1050 Booster und AF 1200 Booster eine neue allradgelenkte Frontladergeneration ins Rennen. Zu den Neuheiten zählt auch die Serie II der AX-Knickladerbaureihe. Hier steigert ein "Highlift"-Ladearm die Schütthöhe. Auch "Klassiker" aus dem Programm werden nicht fehlen. Der französische Partner Mecalac will mit dem 12MTX Hybrid beim Messepublikum punkten.

Bei widrigen Marktumständen hätten sich sowohl Mecalac als auch Ahlmann 2009 gut geschlagen: "Mit unserer schwarzen Null können wir angesichts der Gesamtsituation sehr zufrieden sein." Nach einem herausfordernden Vorjahr erwartet Dunkelberg für sein Unternehmen 2010 in etwa das Verkaufsvolumen des Vorjahres, möglicherweise gar ein Plus von fünf bis zehn Prozent.

Zwar werde man weniger Maschinen ausliefern als in den Ausnahmejahren 2007 und 2008: "Aber wir haben die Chance, stärker zu wachsen als andere." Denn zu den Vorteilen von Mittelständlern wie Ahlmann zähle insbesondere ihre Flexibilität. Er verweist auf Entsprechungen in der Seefahrt: "Eine kleine Bark wie wir ist nun einmal wendiger als ein großer Viermaster. Und wir haben trotz des Einholens einiger Segel im Sturm Kurs gehalten." Mitbewerber seien nicht zuletzt aufgrund ihrer Lagerbestände an Fertigprodukten unter Druck geraten, was auch Auswirkungen auf das Preisgefüge gehabt habe. "Da wir auftragsbezogen fertigen, gab es bei uns diese Lagerbestände nicht", erklärt er. "Ich bin zuversichtlich, dass nach dem Abverkauf der hohen Bestände in diesem Jahr alle Hersteller bei den Preisen zur gesunden Normalität zurückkehren." Ahlmann habe sich nie am Preiskampf beteiligt, wie er betont.

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Benedict Dunkelberg sieht Ahlmann auf einem guten Weg: Dank Kurzarbeit konnte er die Stammmannschaft halten. Foto: Ahlmann

In Büdelsdorf seien auch alle Entwicklungsprojekte durchgezogen worden: "Wir folgen dem eingeschlagenen Kurs in enger Abstimmung mit unserem französischen Partner exakt weiter." Diese Linie habe sich als erfolgreich erwiesen.

Der Absatzrückgang habe bei sämtlichen Herstellern alle Märkte gleichzeitig getroffen: "Damit gab es auch für uns wenig Ausweichmöglichkeiten. Wenn lediglich ein Land schwächelt, kann man sich woanders engagieren." Auch auf den größten europäischen Radladermärkten Deutschland, Frankreich und den Benelux-Staaten habe es 2009 Rückgänge bei Standardprodukten wie knickgelenkten Radladern gegeben.

Gleichwohl will das Unternehmen bei seiner europäischen Ausrichtung bleiben: "Wir halten uns an den Spruch: ,Schuster, bleib' bei deinen Leisten.'" Der Marktanteil betrage in Europa vier bis fünf Prozent: "Hier sehen wir noch Potenzial."

Dunkelberg nennt als Hoffnungsträger mitteleuropäische Staaten wie die Tschechische Republik, Ungarn, Polen und das Baltikum – auch wenn diese momentan oft zusätzlich durch massive Währungsprobleme gebeutelt sind. "Dadurch funktioniert auch der Abfluss von Gebrauchtmaschinen nicht mehr reibungslos. Die Preise sind kaputt, und das hat das Neugeschäft zusätzlich verstopft", bedauert er. Eine Entspannung sei nicht absehbar: "Allerdings betrifft dies eher die Anbieter von Standardmaschinen als uns." Bei Schwenkladern nämlich registriert er eine wachsende Nachfrage – und zwar explizit auch in Mitteleuropa. Für die Zeit nach der Flaute erwartet er jedenfalls einen größeren Nachholbedarf.

Um den Absatz zu steigern, nimmt der Büdelsdorfer Hersteller neue Zielgruppen ins Visier. Als weitere Anwendungsgebiete für die hauseigenen Universalmaschinen wie den AS 90tele sieht Dunkelberg Kommunen, Autobahnmeistereien, die Energiewirtschaft (Biogasanlagen) und die Rohstoffaufbereitung: "In diesen Feldern gelangen die üblichen Standardmaschinen schnell an ihre Grenzen." Und er kann sich vorstellen, den Nicht-Bau-Anteil inklusive nicht-ziviler Maschinen zu steigern: "Da ist noch Musik drin."

Zu den Geschäftsfeldern des Herstellers gehört auch die Generalüberholung nicht-ziviler Ahlmann-Lader. "Die Werkstatt ist in unsere Fabrik integriert", erläutert Dunkelberg. "Das ist für beide Seiten ein interessantes Geschäft."

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Auf zwei Linien entstehen die Schwenk- und die knickgelenkten Lader. Die Aufnahme zeigt Mitarbeiter in der Schwenkladerproduktion. Foto: Petersen

Trotz der aktuellen Widrigkeiten auf dem Baumaschinenmarkt: "Wir arbeiten nach wie vor mit der gleichen Stammmannschaft", betont der Geschäftsführer. Um den Auftragsrückgang aufzufangen, hatte Ahlmann frühzeitig auf Leihkräfte verzichtet. Seit Anfang 2009 arbeitet ein Teil der rund 150 Beschäftigten kurz, hauptsächlich in der Fertigung. Im Schnitt sind 30 bis 35 Prozent der Belegschaft betroffen. Dass alle Maßnahmen akzeptiert wurden, schreibt er nicht zuletzt der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat zu.

Als "Herz" des Unternehmens gilt die Entwicklungsabteilung. Sie beschäftigt 15 Mitarbeiter beziehungsweise Mitarbeiterinnen und damit rund zehn Prozent der gesamten Belegschaft. Für Sonderaufträge sind inklusive der entsprechenden Dokumentation weitere vier Personen zuständig. "Soweit möglich, tauschen wir uns natürlich mit Mecalac aus", berichtet Dunkelberg. Dies betrifft beispielsweise die Motorenauswahl, den Antriebsstrang und Abgasnormen: "Aber grundsätzlich bleibt es dabei: Wir machen die Lader, die französischen Kollegen die Bagger."

Vor rund drei Jahren hatte Ahlmann seine Produktionsabläufe umgestellt. Das Besondere: "Den Stahlbau haben wir im Haus behalten", wie Dunkelberg hervorhebt. Der zähle für das Unternehmen zu den Kernkompetenzen, insbesondere bei den Schwenkladern: "Denn der Stahlbau ist bei diesen Maschinen komplex. Dieses Wissen wollen wir nicht aufgeben." Aus eigener Produktion stammen unter anderem die Schweißbaugruppen, Schaufelarme, das Chassis und die Wechselvorrichtung.

Diese Grundsatzentscheidung habe sich als richtig erwiesen: "Dank der Reorganisation des Fertigungsablaufs haben wir viel Geld gespart." Und das Beste: "Wir können in Bezug auf die Kosten den Wettbewerb mit Osteuropa aufnehmen." Zudem müsse er sich über die Qualität keinerlei Sorgen machen. Er und natürlich die rund 30 Kollegen im Stahlbau hätten die Entscheidung nicht bereut. Das Unternehmen beschränkt sich in diesem Bereich auf die wesentlichen Schritte: "Das Brennen und Lasern übernehmen wir nicht selber." Die Mitarbeiter kanten aber das angelieferte Flachmaterial, um das es sich in der Regel handelt, selber.

Um die Produktion zu optimieren, hat Ahlmann in ein neues, hochmodernes Bearbeitungszentrum investiert. Diese rund zwei Millionen Euro Investition hat die komplette mechanische Chassisbearbeitung übernommen – bei nur einem Bediener. Dunkelberg plant zudem die Modernisierung der Lackierhalle.

Von den drei Montagelinien ruht seit Mitte 2009 die für das Mecalac-Modell 714 MW: "Vor zweieinhalb Jahren hatten wir die Fertigung für Nordeuropa übernommen. Eine Teilung aber ist beim aktuellen Volumen nicht sinnvoll." Die vorübergehende Stilllegung dieser Fertigung habe jedoch zu keinen Entlassungen geführt: "Es sind noch alle Beteiligten an Bord." Auch die Produktionsseinrichtungen seien weiterhin vorhanden, wenngleich kurzfristig kaum mit einer Wiederaufnahme der Montage des 714 MW im Werk Büdelsdorf zu rechnen sei. "Aber die Bark ist jederzeit einsatzbereit und zu schnellen Manövern fähig", ergänzt Dunkelberg optimistisch.

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