Aktuelle Studie zu Wegezeiten
Jeder Vierte fährt mehr als eine Stunde
Berlin (ABZ). – Beschäftigte am Bau nehmen weit überdurchschnittlich lange Wegezeiten zu den Baustellen auf sich, werden aber dafür in der Regel nicht bezahlt. Das ergab eine Studie des Pestel-Instituts im Auftrag der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), die in Berlin vorgestellt wurde. Danach beträgt die unbezahlte Zeit für die am Bau Arbeitenden allein bei der einfachen Fahrt zu den Baustellen im Schnitt 54 Minuten. Fast die Hälfte (47,4 Prozent) der Beschäftigten braucht für eine Wegstrecke länger als eine Dreiviertelstunde.
Fast jeder Vierte (24 Prozent) benötigt für die einfache Fahrt zur aktuellen Baustelle sogar mehr als 60 Minuten. Das sind fünfmal mehr als im Vergleich zu allen Arbeitnehmer*innen. Dort liegt der Wert derjenigen, die tägliche Fahrzeiten von mehr als einer Stunde in Kauf nehmen, bei nur 5 Prozent (Mikrozensus 2016).
"Die Studie zeigt, dass Baubeschäftigte überlangen Fahrzeiten ausgesetzt sind, weil die Baustellen immer weiter vom eigentlichen Unternehmenssitz entfernt liegen. Kein Bauarbeiter kann sich aber aussuchen, wie weit die Entfernungen zu seinen Baustellen sind. Deshalb fordert die IG BAU in der aktuellen Tarifrunde endlich eine Entschädigung der Wegezeiten am Bau", sagte IG BAU-Bundesvorstandsmitglied Carsten Burckhardt. "Das entspricht auch der Stimmung unter den Beschäftigten: 95 Prozent aller Befragten wollen eine tarifliche Regelung zur Entschädigung der Wegezeit."
Den langen Fahrzeiten entsprechen die gefahrenen Kilometer. "Im Durchschnitt legten die Beschäftigten für eine einfache Fahrt zu ihrem Einsatzort rund 64 Kilometer zurück. Der Vergleich mit den täglichen Pendelstrecken aller abhängig Beschäftigten (Mikrozensus 2016) zeigt die überdurchschnittlich große Distanz: Lediglich 5 Prozent aller Arbeitnehmer*innen fuhr täglich mehr als 50 Kilometer – der Anteil unter den Baubeschäftigten lag mit 38,7 Prozent beim knapp Achtfachen dieses Wertes", sagte der Leiter des Pestel-Instituts Matthias Günther.
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