Als Online-Veranstaltung

Technik-Seminar thematisiert Witterungsschutz

Köln (ABZ). – Das diesjährige Technik-Seminar fand am 4. März 2022 zum Thema: "Witterungsschutz, Wetterschutzdächer – ein ,Must-have' im Gerüstbau: Chancen und Risiken, Normen, Vorschriften, Vertragswerke" erstmals als reine Online-Veranstaltung statt.
Bundesinnung/Bundesverband Gerüstbau Gerüstbau
Auch wenn viele Teilnehmer sich eine Veranstaltung in Präsenzform gewünscht hatten, so ist das Feedback zur digitalen Umsetzung durchweg positiv ausgefallen, teilten die Verantwortlichen mit. Foto: Bundesinnung Gerüstbau

Das Technik-Seminar 2022 wartete mit zwei großen Neuerungen auf. Nach der pandemiebedingten Absage der seinerzeit für Ende Februar 2021 geplanten Veranstaltung stand für die Verantwortlichen fest, das Technik-Seminar dieses Jahr auf jeden Fall stattfinden zu lassen. Allerdings entschied man sich aufgrund der besonderen Größe der Veranstaltung und des fortbestehenden Infektionsrisikos im Interesse des Gesundheitsschutzes von Teilnehmern, Referenten und Mitarbeitern am Ende für eine rein digitale Durchführung.

Die zweite Neuerung betraf den Veranstalter selbst. Denn zum 1. Januar 2022 fusionierte der Güteschutzverband Stahlgerüstbau e. V. mit dem Bundesverband Gerüstbau e. V. Daher lief das Technik-Seminar auch erstmals unter dem Dach des Bundesverbands. In der seit Jahren geplanten und vorbereiteten Zusammenführung beider Verbände sieht man die Chance, die Qualitätsförderung im Gerüstbauer-Handwerk breiter aufzustellen und die Verbandsarbeit durch die Bündelung des Ehren- und Hauptamtes sowie der wirtschaftlichen Ressourcen zu stärken.

Besonders wichtig war allen Beteiligten dabei, dass der Güteschutzgedanke im Bundesverband weiterlebt.

Zunächst begrüßte Josef Teupe (Gesta Gesellschaft für Stahlrohrgerüste, Dormagen) die Teilnehmer und leitete ins Thema ein. Dann übernahmen die beiden Moderatoren Frank Schimmer (Gerüstbau Schimmer, Weiterstadt) und Tobias Barth (Syndikus-Rechtsanwalt bei der Bundesinnung Gerüstbau, Köln), mit einer kurzen Einführung zum Status Quo der Praxis und der grundlegenden Thematik des Seminars.

Im ersten Vortrag stellte Michael Jakubeit (Gerüstbau Block GmbH, Moers) ein Großprojekt vor. Dabei handelte es sich um mehrere große Hallen aus Gerüstbaumaterial, die zur Herstellung und Bearbeitung der Pfeiler von Großwindanlagen für den Off-Shore-Bereich dienten. Neben der schieren Größe der sogenannten Monopiles galt es, auch Anforderungen aus Windkräften in Küstennähe und dem Ausfall von Kondenswasser zu begegnen und diese in den Griff zu bekommen. Auch riesige Hallentore wurden hierfür aus reinem Gerüstmaterial konstruiert und praxistauglich umgesetzt.

In der anschließenden Diskussionsrunde wurden die grundlegenden Fragestellungen im Vorfeld zu solch einem Projekt hervorgehoben: Was ist zu schützen und warum? Aufgabenstellung, Risiken, und wann ist es sinnvoll? Nebenbei konnten auch Teilnehmerfragen aus dem Chat beantwortet werden, die sich insbesondere um die Standzeiten und einzelne Konstruktions- oder Prozessdetails drehten.

Das nächste Beispiel präsentierte Michael Krüger (Ingenieurbüro Krüger, Leipzig). Hierbei handelte es sich um eher "kleine aber feine" Alltagsprojekte, mit der Vorstellung einer Einhausung zum Wetterschutz mit Dachkonstruktion für die Sanierung eines Flachdaches.

Weiter enthielt der Vortrag Erläuterungen der statischen Grundlagen für eine erfolgreiche Auftragsabwicklung. Krüger ergänzte seinen Beitrag mit einigen Hinweisen zur Ausbildung der Auflagegerüste sowie der Möglichkeit, verfahrbare Dachkonstruktionen nutzen zu können. Diese erlauben nicht nur das nachträgliche Einbringen von Bauteilen in das zu schützende Objekt, sondern bieten auch Prozesslösungen für die Montage, wenn die Baustelle zum Beispiel nur von einer Seite erreichbar ist, weil beengte Platzverhältnisse, Bewuchs oder viel befahrene Straßen dies nicht anders zulassen.

Chat-Fragen der Teilnehmer zu Details konnten anschließend ebenfalls beantwortet werden. Es kam zum Ausdruck, dass die Herangehensweise in Sachen Planung und Arbeitsvorbereitung kaum Unterschiede zum zuvor dargestellten Großprojekt ergeben. Lediglich die Risiken verändern sich im Verhältnis zur Größe. Als Kernbotschaft wurde anhand der beiden Projekte erkennbar, dass unter Einhaltung einer gewissenhaften Planung und der Mitarbeit von Ingenieurbüros prinzipiell jeder fachkundige Gerüstbauunternehmer in der Lage ist, Witterungsschutzaufgaben umzusetzen.

Der dritte Vortrag behandelte die Rolle des Prüfingenieurs. Hier referierte Martin Henneker (Henneker Zillinger, Beratende Ingenieure, Bonn) aus seiner Erfahrung. In welchen Fällen der Prüfstatiker eingesetzt wird kam ebenso zur Sprache, wie die Vorgehensweise bei der Prüfung und die Chance, mit entsprechend frühzeitiger Kommunikation Problemstellungen aus dem Weg räumen zu können. Die Haftung für die Umsetzung bliebe aber in jedem Fall mit der Eigenabnahme und Übergabe beim Gerüstbauer, so Henneker. Im Anschluss an seine Präsentation diskutierte er die aufgeworfenen Fragestellungen auf dem Podium mit Karsten Weise (C.O. Weise, Dortmund) und Udo Roth (Ingenieurbüro für das Gerüstbauer-Handwerk, Bergheim).

Im Vordergrund stand die Überlegung, wie sehr eine klar aufgestellte Statik mit möglichst belastbaren Grunddaten, zum Beispiel aus Zulassungen und Typenprüfungen oder anderen geprüften Produktdokumenten, den Prüflauf zu vereinfachen und am Ende auch zu verkürzen im Stande ist. Dies sei deshalb wichtig, da der Prüfstatiker, genauso wie der Aufsteller der Statik selbst, die statischen Ansätze vollständig und lückenlos verfolgen können müsse.

Die sich aus Prüfläufen ergebenden Risiken, nicht nur auf der Zeitschiene, können nur durch sorgfältig und vollständig eingereichte, eben prüffähige Unterlagen minimiert werden.

Nach der Mittagspause stellten die Hersteller jeweils ihre Produktlösungen vor. Als erstes präsentierte Erhard Blobel (ALTRAD plettac assco, Plettenberg) ausgewählte Systeme zur Ausbildung von Dächern und zum Witterungsschutz. Jens Gnida vertrat Layher, Güglingen und zeigte deren Schutzsysteme, zum einen Witterungsschutz am Gerüst sowie Dachsysteme.

Im Auftrag von Peri, Weißenhorn, stellte Bernd Ruchti "Wetterschutzdächer, die Systemgrenzen überwinden" vor. Die Dach-Wandsysteme von scafom-rux (Hagen) präsentierte Jochen Gebauer und Jens Dademasch das Wetterschutzdach Vario von Alfix, Großschirma. Last but not least zeigte Michael Nordmeier von MJ Gerüst, Plettenberg deren Lösungen zum Witterungsschutz sowie Wetterschutzdächer.

In der anschließenden Diskussionsrunde konnten im Chat aufgekommene Fragen zu den einzelnen Witterungsschutzprodukten beantwortet werden.

Im letzten Vortrag des Tages zeigte Karsten Weise, (C.O. Weise, Dortmund) ein Praxisbeispiel: Wetterschutzhallen für den Neubau der Ofenbatterien der Kokerei Schwelgern, Duisburg und setzte damit einen gelungenen Schlusspunkt des Seminars. Neben technischen Lösungen aus dem Traggerüstbau, die mit den Wetterschutzdächern kombiniert worden waren, wurde auch dargestellt – und hier schließt sich der Kreis zum Vortrag über die Tätigkeit des Prüfingenieurs – dass dessen frühzeitiges Einbinden auch unkonventionell erscheinende technische Lösungen berechenbar und prüfbar werden lässt.

Als Fazit eines gelungenen Technik-Seminars bleibt die Erkenntnis, dass die Erfolgsfähigkeit eines Witterungsschutzprojektes nicht an dessen Dimension zu bemessen ist. Vielmehr sind eine gute Planung, Kommunikation, frühzeitiges Hinterfragen des Wofür, Wann, Wer und Womit sowie das Zusammenspiel von Planer, Auftraggeber, Gerüstbauunternehmer, Hersteller, Tragwerksplaner und Prüfingenieur der Schlüssel zu einer sicheren und wirtschaftlich erfolgreichen Auftragsabwicklung.

Und was das neue Seminarformat betrifft: Auch wenn viele Teilnehmer sich eine Veranstaltung in Präsenzform gewünscht hatten, so war das Feedback zur digitalen Umsetzung durchweg positiv: "Toll umgesetzte Onlineveranstaltung", "Referenten gut wie immer", "Kurzweilig, informativ und sehr interessant", "Ich hatte zu keiner Zeit das Bedürfnis nicht weiter dabei zu sein" – um nur einige Stimmen aus dem Seminar-Chat zu zitieren. Ein großer Vorteil des digitalen Formats war, dass die Teilnehmer jederzeit ihre Fragen zu den Vorträgen platzieren konnten und direkt Antworten bekamen, was in einem Präsenzseminar dieser Größe schwieriger ist. Dennoch ist es das Ziel der Verantwortlichen zukünftig natürlich wieder zur Präsenzveranstaltung zurückzukehren.

Die Bundesinnung für das Gerüstbauer-Handwerk und der Bundesverband Gerüstbau sind die Berufsorganisation und Interessensvertretung der Gerüstbaubranche.

Zu den Mitgliedsunternehmen zählen insbesondere Gerüstbaubetriebe und Hersteller. Integraler Bestandteil ihres Wirkens ist die Verbesserung des Arbeitsschutzes im Gerüstbauer-Handwerk.

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