Anstoß in zehn Metern Höhe

Fußballfeld auf Baumarkt-Dach gebaut

Dämmstoffe
Auf dem Dach eines neu gebauten Baumarktes in Berlin wurde ein Fußballplatz eingerichtet. Mit Multipor Mineraldämmplatten DAA kam dabei ein Dämmstoff zum Einsatz, der leicht ist, jedoch durch seine hohe Druckfestigkeit besonders für begehbare Flächen und Dachsysteme geeignet ist. Foto: C-Plan

BERLIN (ABZ). - In Berlin entstand ein neuer Baumarkt mit einem Fußballfeld auf dem Dach. Die Dämmung wurde durch eine leichte, jedoch besonders druckfeste Systemlösung erreicht, die außerdem ökologisch und ökonomisch überzeugte.

Als die verantwortlichen Kommunalpolitiker den Anwohnern die Pläne für einen neuen Baumarkt präsentierten, der im Berliner Yorckdreieck entstehen sollte, hatten sie die Bürger schnell auf ihrer Seite. Ein besonderes Highlight für die Anwohner im Bezirk Schöneberg Nord, wo Fußball die bevorzugte Sportart ist, war der auf dem Dach der Gewerbehalle geplante Sportplatz. Endlich gab es für die umliegenden Vereine einen Platz in erreichbarer Entfernung, auf dem die Nachwuchs-Kicker trainieren lassen konnten.

Eines der dominanten Probleme bei der Umsetzung der Pläne war die hohe Belastung, die diese Lösung für das Baumarktdach mit sich brachte. Ein Sportplatz mit normalem Rasenaufbau hätte die Dachstatik, zumal bei Regen, deutlich überfordert. Zulässig war nach Angaben der Trofil Sportbodensysteme GmbH & Co. KG, die auch die Berechnung für das später realisierte System ausführte, eine statische Traglast von maximal 500 kg/m². Die Lösung musste also leicht und nicht zu hoch im Aufbau sein, gleichzeitig jedoch besonders druckfest, da der Sportplatz regelmäßig bespielt werden sollte. Vor dem Hintergrund dieser Nutzungsanforderung wurde schließlich ein Sandwichaufbau aus verschiedenen Funktionsschichten mit Kunstrasen realisiert. Da ein Gefälleestrich zu zeitaufwändig – die Fertigstellung des Objektes stand unter hohem Termindruck – vor allem aber zu schwer geworden wäre, sollte dabei das geforderte Quergefälle von exakt 0,5 % mit der Dämmung eingebracht werden.

Gleichzeitig war höchste Planität der Betondecke gefordert, denn sämtliche Unebenheiten im Untergrund hätten sich letztlich durch den fertigen Kunstrasen abgezeichnet und durchgedrückt. Ein Effekt, der die Bespielbarkeit des 45 x 90 m großen Platzes nachhaltig beeinträchtigt hätte. Die Betondecke wurde daher zunächst sehr präzise abgezogen und anschließend flügelgeglättet, um die geforderte ebene und hochwertige Oberfläche zu erreichen.

Vor dem Hintergrund dieser Nutzungsanforderungen galt es vor allem, eine Dachdämmung zu finden, mit der das geforderte Gefälle exakt erstellt werden kann, die zudem leicht ist, jedoch trotzdem formstabil, stauchungsfrei sowie druckfest. Die Wahl fiel schließlich auf Multipor Mineraldämmplatten DAA (bauaufsichtlich zugelassen nach Z-23.11-1501/ETA-05/0093). Damit kam ein Dämmstoff zum Einsatz, der mit einer Wärmeleitfähigkeit von ? R = 0,045W/(mK) über hohe Wärmedämmeigenschaften verfügt und sich besonders für begehbare Flächen und Dachsysteme mit hohen brandschutztechnischen oder ökologischen Anforderungen eignet. Mit einer Nenndruckfestigkeit von mehr als 300 kPa und einem Bemessungswert für die Dauerdruckbelastung szul = 12 t/m² (incl. 2,5-fachem Sicherheitswert) bieten die Mineraldämmplatten beste technische Voraussetzungen für eine sichere und belastbare Dachkonstruktion. Selbst bei starken Belastungen behalten Multipor Mineraldämmplatten ihre Form (Verformung ? 1 mm bei 1000 N Punktlast).

Hinzu kommt die hohe Sicherheit im Brandfall: Der rein mineralische Baustoff ist entsprechend EN 13501-1 als nicht brennbarer Dämmstoff der Baustoffklasse A 1 klassifiziert. Im Brandfall entwickelt Multipor auch bei sehr hohen Temperaturen weder giftige Dämpfe noch Rauch. Eine einfache Bearbeitbarkeit der 600 x 390 mm großen Platten und das geringe Gewicht ließ wirtschaftliche Verarbeitungszeiten erwarten. Zudem bestätigen Natureplus- und IBU-Zertifikate die ökologischen Qualitäten und bescheinigen die rein mineralischen Inhaltsstoffe der Dämmung. Abfall und Reststücke können daher ohne Vorbehandlung als Bauschutt entsorgt werden. Somit entfallen die üblichen Entsorgungsprobleme bei Dämmstoffen.

Von besonderem Vorteil war im vorliegenden Fall, dass die Mineraldämmplatten mit fast allen Abdichtungssystemen kombinierbar sind.

Mehr als 4000 m² Multipor DAA kamen für den Sportplatz auf dem Dach des Berliner Baumarktes zum Einsatz. Die Platten wurden objektbezogen mit werkseitiger Gefälleausbildung konfektioniert. Das geforderte Gefälle von 0,5 % wurde mit Platten von einer Anfangsdicke von 70 mm erreicht. Die Platten wurden just-in-time geliefert, die Verlegung erfolgte anhand eines Gefälleplans, der individuell – abgestimmt auf die örtlichen Gegebenheiten – erstellt wurde. Die Konstruktion erfüllt die Vorgaben der aktuellen EnEV.

Erstellung und Optimierung der CAD-gestützten Gefällepläne und Stücklisten gehörten zu den Service-Leistungen des Herstellers. Er übernimmt – wenn nötig – auch die bauphysikalische Überprüfung der Dachkonstruktion sowie die hydraulische Bemessung der Flachdacheinläufe, Notüberläufe und Entwässerungsrinnen.

Die Platten wurden in ein Flüssigdampfsperrsystem verlegt. Das zweikomponentige Produkt auf Polyurethanharzbasis (PUR) wurde von der Dachdeckerfirma Huke & Partner GmbH als Alternative zum Einbau von Dampfsperrbahnen eingesetzt. Es konnte direkt – also ohne Voranstrich – auf der Betondecke aufgebracht werden. Da es im Nassverfahren, sozusagen in einem Guss, aufgebracht wird, entsteht dabei keine Nahtkontur, so dass damit die Planitätsansprüche gewährleistet werden konnten.

Die Verarbeitung erfolgte abschnittweise. Dabei wurde auf der Betonunterdecke zunächst jeweils eine Bahn der Flüssigdampfsperre in Breite der Multipor Platten (600 x 390 mm) aufgebracht, die Multipor Platten wurden anschließend direkt in die frische Masse eingelegt und dabei press gestoßen. Mit der zweiten und allen folgenden Reihen wurde entsprechend verfahren. Das System erwies sich dabei nicht nur als flexibel zu verarbeiten sondern auch als enorm wirtschaftlich, denn es reduziert die Arbeitsgänge "Voranstrich", "Einbau Dampfsperre" und "Verkleben der Wärmedämmung" auf einen einzigen Schritt.

Die Wirtschaftlichkeit wurde durch die einfache Verarbeitbarkeit der Multipor Platten zusätzlich unterstützt. Pass-Stücke konnten ganz einfach mit einer Handsäge sauber und exakt in den erforderlichen Maßen hergestellt werden. Kleine, untergrundbedingte Unebenheiten und manchmal ungleichmäßige Übergänge zwischen den einzelnen Platten wurden durch einfaches Abschleifen mit dem Schleifbrett egalisiert. Da Multipor faserfrei ist, war es möglich, alle Arbeiten ohne besondere Schutzmaßnahmen auszuführen.

Im nächsten Schritt wurde ein Trennflies aufgebracht und das Dach mit lose verlegten PVC-Dichtungsbahnen abgedichtet. Darauf kamen eine beidseitig vlieskaschierte, 20 mm dicke Drainagematte und eine 40 mm dicke Elastikschicht aus Fallschutzplatten mit Drainage. Sie federt Stürze ab, beugt Verletzungen vor und stellt den geforderten Kraftabbau für Kunstrasenplätze sicher.

Anschließend wurde auf der gesamte Fläche ein Kunstrasen ausgelegt, der speziell für den Sportbereich entwickelt wurde. Zur Verarbeitung der 4 m breiten Bahnen nutzen die Mitarbeiter der Trofil Sportbodensysteme GmbH & Co. KG Spezialfahrzeuge mit extra dicken Gummireifen. Die gesamte Fläche wurde abschließend mit Sand und Gummigranulat verfüllt und beschwert. Der von Multipor in Kooperation mit der Trofil Sportbodensysteme GmbH & Co. KG und dem Planungsbüro Kemper Freiraumplanung aus Dorsten speziell für die örtlichen Gegebenheiten auf dem Berliner Baumarktdach entwickelte Aufbau erreichte schließlich 70 kg/m² und liegt damit weit unter der zulässigen Höchstlast.

Zum Schluss wurde die rund 4050 m² große Spielfläche durch einen 7 m hohen Ballfangzaun eingerahmt.

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