Aufstrebendes Familienunternehmen

„Vorhangboy“ erfunden und zum Schalungsspezialisten entwickelt

von:

Ebba Stoffregen

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Das Schalrohr Nevotube "Quadrat" und "Rechteck" kann maßgenau auf die Baustelle geliefert werden.

FREILASSING. - Josef Mösl sen. gründete in Salzburg 1959 seine erste Firma und startete mit der Produktion des sogenannten "Vorhangboy" – ein elektrisch betriebener Vorhangöffner. Eine für die damalige Zeit revolutionäre Erfindung, welche jedoch nicht den gewünschten Erfolg brachte.

Wie es dann dazu kam, dass die Firma Nevoga mit einem breit aufgestellten Produktportfolio in den Bereichen Bewehrung und Schalung entstand, erklärte Günther Brandner, Enkel und Geschäftsführer der Firma, gegenüber der ABZ. "Nach dem Vorhangboy hatte mein Großvater bereits die nächste Idee. Er entwickelte eine Unterputzschiene, die 1960 auf den Markt gebracht wurde. So entstand der Name Nevoga zunächst nur als Produktbezeichnung", so Brandner. Nevoga ist die Abkürzung für "Neuzeitige Vorhanggarnituren". Sie verweist heute als Firmenname auf die ursprünglichen Aktivitäten des Gründers Josef Mösl sen. Vier Jahre später wurde die heute noch bekannte Wassernase – auch als Tropfkante oder -leiste bezeichnet – entwickelt und auch patentiert. Verkaufsbüros in Österreich und in der Schweiz entstanden. Im Laufe der Zeit konzentrierte sich die Firma immer mehr auf den Baubereich.

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Große Lagerkapazitäten ermöglichen kurzfristige Verfügbarkeit aller Produkte. Fotos: Nevoga

Nach der Übernahme des Unternehmens durch seinen Sohn Josef Mösl jun. wurde 1979 der Hauptsitz an der Grenze zu Österreich in Freilassing eingerichtet. Man begann mit der Produktion von Abstandhalter. 1990 ging Nevoga eine strategische Partnerschaft mit der tschechischen Firma E.S. Processing ein und gemeinsam wurde mit der Produktion von Drunterleisten begonnen. Ein großflächiger Abstandhalter für die untere Bewehrungslage, welcher große Einsparungen bei der Verlegung der Baustahlmatten brachte. Dieses Produkt entwickelte sich zu einem wichtigen Bestandteil des Nevoga Sortiments.

Am Firmensitz wurde kräftig gebaut und eine Halle für die Produktion von Monotub Schalrohren errichtet. "Mit diesem Produkt sind wir sehr erfolgreich. Neben der sehr guten Qualität von Monotub – 100 % wasserfest – können wir bei immer kürzer werdenden Bauzeiten auch durch unsere Lieferzeit punkten. Innerhalb von ein bis zwei Tagen können wir flächendeckend Baustellen in ganz Deutschland mit Schalrohren beliefern", erklärt Brandner die starke Nachfrage. Um dies zu gewährleisten wurde 2012 ein neues Auslieferungslager im Ruhrgebiet eröffnen. Auf der Messe Big 5 in Dubai (2009) hat Nevoga gemeinsam mit einem englischen Partner den sogenannten GAIA Award in Bronze für das Produkt Monotub gewonnen.

2008 übernahm Nevoga den langjährigen Produktionspartner E.S. Processing mit Sitz im tschechischen Znaim. Mit dem Kauf sollte ein weiterer Schritt in Richtung Zukunftssicherung unternommen werden. Trotz Finanz- und Wirtschaftskrise investierte das Familienunternehmen kräftig in Werkzeuge, Maschinen und Gebäude. "Wir sind sehr gut durch die Krise gekommen. Nachdem wir 2009 einen leichten Umsatzeinbruch hinnehmen mussten, konnten wir in den darauf folgenden Jahren einen stetigen Umsatzzuwachs verbuchen", so Brandner. Es habe sich ausgezahlt, dass Nevoga trotz Krise bereits Geplantes auch umgesetzt habe, begründet der Geschäftsführer das Umsatzplus. Kontinuierlich hat sich Nevoga zum Spezialisten für Schalungszubehör und Bewehrungstechnik etabliert. Das Produktsortiment reicht mittlerweile von Abstandhaltern aus Kunststoff und Faserbeton über Bauprofile, Schalungstechnik, Plexus Bewehrungsanschlüsse bis hin zu Baufolien und Noppenmatten.

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Die Schalrohre Monotub rund bietet Nevoga in den Ausführungen "Glatt" und "Spiral" in den Durchmessern von 150 mm bis 1200 mm an. Jede beliebige Länge ist innerhalb kürzester Zeit verfügbar.

Beschäftigt werden an den Standorten in Deutschland, Polen und Tschechien insgesamt rund 360 Mitarbeiter. Familiär und erfinderisch wird das Unternehmen auch heute geführt. Mit dem Kunststoff Abstandhalter Drupak hat Nevoga beispielsweise eine Alternative zur klassischen Drunterleiste entwickelt. Der Abstandhalter wird aus 100 % recyceltem, PVC-freiem Kunststoff hergestellt. Die Anforderung nach PVC-freien Abstandhaltern ist zum Beispiel in Österreich immer mehr ein Thema. Durch seine spezielle Konstruktion ist Drupak besonders gut stapelbar, sodass drei Paletten problemlos übereinander gelagert werden können. "Im Vergleich zu herkömmlichen Drunterleisten ist bis zu 66 % mehr Menge auf einer Palette. Die Einsparungen bei Transport und Lagerung liegen auf der Hand", berichtet Brandner. Das Unternehmen hat dafür den "Award of innovation", welcher von Construct in Großbritannien vergeben wurde, erhalten.

Eine weitere Entwicklung betrifft die Baustellensicherheit: Nevosafe-Plus ist ein Schutzprofil, welches einfach auf hervorstehende Bewehrungseisen während der Bauzeit aufgesteckt wird. Mit seinem Stahlkern schützt das Profil zuverlässig bei Stürzen aus 3 m Höhe mit 100 kg. Ein Prüfbericht liegt vor. Dadurch werden teils lebensgefährliche Verletzungen durch Aufspießen verhindert. Durch seinen witterungsbeständigen, schlagfesten Kunststoff ist seine Wiederverwendbarkeit gegeben. Im Oktober erhielt Nevoga für dieses Produkt in der Kategorie "Health and Safety" die Auszeichnung in London: Construct Award Winner 2012.

Auch die Schalungsspannstelle Oktagon wurde konsequent weiterentwickelt: Als einzige einteilige Spannstelle am Markt verfügt der Oktagon-Plus nach eigenen Angaben über eine Sollbruchstelle, wodurch sich der Aufsatzkonen nach Entfernen der Schalung herausnehmen lässt. Dadurch erhält man ein sauberes Spannstellenbild, welches mit verschiedenen Stopfen verschlossen werden kann. Prüfzeugnisse für Wasserdichtheit, Aggressive Gewässer, Luftschalldämmung, Brandverhalten F180 und Trinkwassereignung liegen vor.

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Der zweiröhrige Koralmtunnel stellt mit einer Länge von rund 32,9 km und maximalen Überlagerungen von rund 1200 m das Kernstück der neuen Hochleistungsstrecke zwischen Graz und Klagenfurt dar. Nevoga beliefert dieses Tunnelprojekt mit speziellen Gießbetonabstandhaltern für die Tübbinge.

Weiter investiert wurde auch in die Administration und Abwicklung. "Besonders stolz sind wir darauf, dass wir es geschafft haben ein Barcode-System für unsere Produktion zu installieren und somit eine Nachvollziehbarkeit der Qualität unserer Produkte zu ermöglichen. Speziell bei unserer fremdüberwachten Produktion der Plexus-Bewehrungsanschlüsse ist es extrem wichtig nach der Auslieferung noch nachvollziehen zu können, welcher Stahl, aus welcher Charge, von welchem Stahlhersteller verwendet wurde", so Brandner. Produkte von Nevoga werden weltweit eingesetzt. Für den Neubau des Bundesministeriums des Innern (BMI) lieferte das Unternehmen beispielsweise 680 Stück quadratische Schalrohre (25 x 25 cm) nach Berlin. Spezielle Abstandhalter für Tübbinge kamen aus dem Hause Nevoga beim Bau des 32,9 km langen Koralmtunnel in Österrreich zum Einsatz. Mit der Koralmbahn entsteht auf 130 km eine zweigleisige, elektrifizierte Hochleistungsstrecke, die nicht nur die Städte Graz und Klagenfurt miteinander verbindet, sondern als Teil der so genannten Baltisch-Adriatischen Achse auch Polen, Tschechien und die Slowakei mit Ost- und Südösterreich und Oberitalien verbindet. Beim Bau des Doha International Airport in Qatar wurden über 20 Container Monotub-Schalrohre geliefert. Durchmesser von 600 mm bis 800 mm und Längen bis zu 8 m wurden verwendet.

Ihr Produktsortiment und alle Neuerungen präsentiert Nevoga auf der bauma in Halle A2, Stand 105.

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