B+P Gerüstbau "im Plus"

Erfolgreiches Nachfolgemodell auf Wachstumskurs

von: Thomas Köhler
Gerüstbau
Die B+P Gerüstbau GmbH ist Marktführer bei Gerüstbau-Großprojekten in Berlin und Brandenburg. Zwischen 2007 und 2014 unterstützte das Unternehmen u. a. die Sanierung des Pergamonmuseums auf der Berliner Museumsinsel. Foto: B+P

Wandlitz (ABZ). – Im August 2014 hatte eine Pressemeldung der Aurelius Equity Opportunities (www.aureliusinvest.de) für Schlagzeilen innerhalb der Gerüstbaubranche gesorgt: Erstmals hatte eine Industriebeteiligungsgesellschaft die Mehrheit an einem mittelständischen Gerüstbauunternehmen übernommen. Die B+P Gerüstbau GmbH – damals wie heute Marktführer bei Gerüstbau-Großprojekten in Berlin und Brandenburg – und ihr geschäftsführender Gesellschafter Alexander Steinberg haben mit dieser Entscheidung den Grundstein für eine moderne, bundesweit tätige Unternehmensgruppe gelegt. Wie Steinberg bereits im April 2015 erklärte, war die wachstumsorientierte Zukunftssicherung mit einem starken Partner das Hauptargument, das für diese im Handwerk noch ungewöhnliche Nachfolge-Regelung sprach. In einem Fachartikel in "Der Gerüstbauer" (Ausgabe II-2015) sprach Steinberg ganz offen über seine Beweggründe und die gemeinsamen Wachstumspläne mit Aurelius. Im Gespräch mit Dipl.-Ing. Thomas Köhler, dem Autor des Fachartikels, äußert sich Steinberg nun, vier Jahre später, über seine Erfahrungen – v. a. in der Zusammenarbeit mit seinem Partner Aurelius.

Köhler: Herr Steinberg, Sie haben 2015 den Begriff "Hochzeit" für den Verkauf der B+P an Aurelius verwendet. Wie waren denn Ihre "Flitterwochen"?

Steinberg: Ich würde das auch heute noch so sagen, denn wir haben uns als Partner zusammengeschlossen, um gemeinsam mehr zu erreichen als B+P und Aurelius es jeweils alleine könnten. Um beim Bild zu bleiben: Die Flitterwochen waren fröhlich und kurz. Mittlerweile haben wir aber bereits unseren vierten Hochzeitstag gefeiert, und kein Partner denkt an Trennung. Im Gegenteil: Wir wollen noch viel gemeinsam erreichen! Wie in jeder Ehe haben auch wir Zeit gebraucht, um unseren gemeinsamen Hausstand aufzubauen, Prozesse und Strukturen neu zu gestalten und vor allem auch das gegenseitige Vertrauen zu festigen. Das geht nicht ganz ohne kontroverse Diskussionen. Diese verlaufen aber stets konstruktiv und auf Augenhöhe. Aurelius schätzt unser Know-how und unsere Ideen und ich habe als Geschäftsführer weiterhin die unternehmerische Freiheit, die ich für den Spaß an der Arbeit brauche.

Köhler: Und was ist aus Ihren Wachstumsplänen geworden?

Steinberg: Die starke Marktposition in Berlin-Brandenburg konnten wir durch ein kräftiges organisches Wachstum ausbauen und sichern. Bereits 2016 haben wir die Chance genutzt, die BSB Bau- und Spezialgerüstbau in Schmölln im Wege einer fairen Nachfolgelösung von den Altgesellschaftern zu kaufen. 2017 haben wir eine eigene B+P Gesellschaft in Hamburg gegründet und dort stark investiert. Im April 2018 bot sich schließlich noch die Gelegenheit, das Traditionsunternehmen Gustav Raetz in München zu übernehmen. Alles in allem haben wir unseren Umsatz bei stabilen Ergebnissen verdoppelt und die Mitarbeiterzahl in allen Unternehmen ist von ca. 100 in 2014 auf mehr als 300 gestiegen. Wir folgen also ganz klar unserer Wachstumsstrategie, eine bundesweit agierende Gruppe aufzubauen, um unseren Kunden unsere Leistungen überregional anbieten zu können.

Köhler: Und wie geht es jetzt weiter? Sind Sie schon am Ziel?

Steinberg: Nein, es gibt durchaus noch weiße Flecken auf unserer Landkarte. Aber stolz sind wir auf das bisher Erreichte durchaus. Insbesondere haben wir auch unsere Versprechen an die vorherigen Eigentümer sowie vor allem die Mitarbeiter eingehalten: kein Stellenabbau, Erhalt der alten Marke und Wertschätzung der Tradition der Unternehmen. Das schafft Vertrauen in den neuen Eigentümer. Gerade bei Raetz freut es uns, dass wir durch unser Engagement das Unternehmen erhalten konnten, nachdem dieses unter den Altgesellschaftern in schweres Fahrwasser geraten war.

Köhler: Wieso? Was war das Problem?

Steinberg: Leider ein Klassiker aus meiner Sicht. Die Altgesellschafter haben viel zu spät daran gedacht, sich um die Nachfolge zu kümmern. Auf einmal spielt dann die Gesundheit nicht mehr mit, der Blick für neue Entwicklungen und die Kraft, darauf zu reagieren, fehlen und es kommt zur Krise.

Köhler: Wann sollte man denn Ihrer Meinung nach anfangen, über das Thema nachzudenken?

Steinberg: Solange man noch "voll im Saft" steht. Eine Nachfolge braucht Zeit und man muss sich viele Fragen beantworten. Gibt es Kinder oder Familienmitglieder, die übernehmen wollen und können? Wie lange braucht es bis dahin? Was sind die Alternativen: Ein Fremdmanagement mit allen Risiken oder – wie bei mir – möchte ich das bisher Erreichte für die Mitarbeiter und die Familie sichern und verkaufen? Was ist dann der faire Preis für das Unternehmen und wen spreche ich vertraulich an, wenn ich mich informieren möchte?

Köhler: Sie haben ja verkauft und mischen immer noch voll mit. Weshalb?

Steinberg: Aus meiner Sicht ist das die ideale Lösung. Erstens habe ich Spaß an der Arbeit und ich kann die Entwicklung des Unternehmens weiter mitgestalten. Zweitens ist es auch für den Käufer – wie in unserem Fall Aurelius – ein echter Vorteil, weil die Kontinuität gewahrt und damit auch der wirtschaftliche Erfolg sicherer ist. Das spiegelt sich im Angebot wieder. Letztlich kann der Kaufpreis für ein Unternehmen ja auch nur aus den zukünftigen Erträgen finanziert werden. Die Substanz – also das Gerüstmaterial – stellt ja nur so lange einen echten Wert dar, so lange sie eingesetzt wird. Ein Verkauf des Anlagevermögens mit allen anfallenden Liquidationskosten, die man berücksichtigen muss, ist definitiv nur für den Händler oder Hersteller lukrativ.

Köhler: Wie schnell kann ein Verkauf abgewickelt werden?

Steinberg: Bei Raetz waren es drei Wochen, bei BSB hat es mit allen Vorgesprächen, Prüfungen von Unterlagen und Vertragsverhandlungen etwa vier Monate gebraucht. Sinnvoll sind immer gute Partner, denen der Verkäufer vertraut, also Berater oder Rechtsanwälte mit Erfahrungen bei Unternehmensverkäufen. Und man sollte dem Käufer nicht prinzipiell misstrauen. Wir z. B. haben ja niemanden gesucht, den wir übers Ohr hauen wollten, sondern haben ja gerade auf eine weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit nach dem Verkauf gebaut.

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