BGL-Präsident August Forster

"Für unsere grüne Leitmesse sind die Weichen auf Wachstum gestellt"

BGL Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. Baupolitik
Auf den Aktionsflächen werden unter anderem Pflegemaschinen und landschaftsgärtnerische Leistungen vorgeführt. Foto: NuernbergMesse/Katrin Heim
BGL Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. Baupolitik
Weltweit erobern sich Gärten eine neue Dimension: Die vertikalen Gärten ("Living Walls") erschließen neue Räume und geben grüne Impulse für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Fotos: BGL
BGL Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. Baupolitik
BGL-Präsident August Forster: "Die nachhaltige und gesunde Stadtentwicklung braucht echtes Grün und eröffnet der GaLaBau-Branche positive Zukunftsperspektiven."

Die grüne Branche ist weiter auf Erfolgskurs und auch für die Messe GaLaBau sind die Weichen auf Wachstum gestellt. Warum Grün ein wachsender Trend ist und welche Erwartungen der Bundesverband an die Messe hat, darüber sprach ABZ-Redakteurin Ebba Stoffregen mit August Forster, Präsident des Bundesverbands Garten- und Landschafts- und Sportplatzbau (BGL).

ABZ: Der Gesamtumsatz der grünen Branche ist in 2011 auf über 5,5 Milliarden Euro deutlich gestiegen. Über 96 Prozent der GaLaBau-Betriebe rechnet laut Konjunkturumfrage des Bundesverbandes erneut mit einem guten Jahr. Die grüne Branche scheint nach dem Umsatzrekord in 2011 weiter auf Erfolgskurs zu sein. Worauf führen Sie diese positive Entwicklung zurück?

Forster: Grün ist auf dem Weg zum Symbol fürs gute Leben. Für immer mehr Menschen ist echtes Grün inzwischen unverzichtbar für eine gute Atmosphäre, ein besseres Klima und ein höheres Wohlbefinden im öffentlichen, gewerblichen und privaten Umfeld. Der Wert von Grün wird mehr und mehr erkannt. Und die Überzeugung wächst, dass sich Investitionen in ,grüne' Lebensqualität lohnen. Wir Landschaftsgärtner erleben insbesondere, wenn es viele negative Schlagzeilen über die wirtschaftliche Lage und die Entwicklung auf dem Finanzmarkt gibt, dass sich das Interesse der Menschen stärker auf Sachinvestitionen konzentriert, wie auf den Privatgarten. Von dieser Wertanlage profitieren die Gartenbesitzer nicht nur in Krisenzeiten. Gerade vor dem Hintergrund von steigender Hektik und Stress im Alltag schaffen sie sich gern einen Rückzugsort im Grünen, den sie das ganze Jahr über genießen können.

Wenn wir auf 2012 blicken, dann gehen wir davon aus, dass wir auch in diesem Jahr wieder ein gutes Ergebnis erwirtschaften können. Das heißt aber nicht zwingend, dass auch wieder eine Steigerungsrate wie in 2011 (plus 9,26 Prozent) erzielt werden kann.

ABZ: Durch das Zukunftsinvestitionsprogramm wurden im Rahmen des Konjunkturpakets II 78,5 Prozent der Mittel für Investitionen in kommunale Einrichtungen verwendet. Laut Bundesfinanzministerium "ein großer" Erfolg, mit dem die kommunale Infrastruktur langfristig gestärkt wurde. Der Umsatzanteil öffentlicher Auftraggeber ist laut BGL von 18,45 % in 2010 auf 18,69 % in 2011 nur leicht gestiegen. Hat die Grüne Branche von dem Programm überhaupt profitieren können?

Forster: Wir wissen nicht, wie sich das Zukunftsinvestitionsprogramm im Einzelnen in den GaLaBau-Betrieben zum Vorteil ausgewirkt hat. Die grüne Branche hat partiell vom Konjunkturpaket II profitiert, beispielsweise im Bereich des Sportplatzbaues, aber auch immer dann, wenn Infrastrukturmaßnahmen auch die Erweiterung von Grünanlagen nach sich gezogen haben – zum Beispiel beim Ausbau von Schulen und Kindergärten."

ABZ: Laut KfW-Indikator hält der Aufwärtstrend beim Wohnungsneubau an. Spiegelt sich diese Entwicklung auch in den Auftragsbüchern der GaLaBau-Betriebe wider? Und: Wie entwickelt sich die Anzahl der Neubauprojekte gegenüber den Bestandprojekten?

Forster: Grün ist im buchstäblichen Sinne ein wachsender Trend, wie wir in unserer Gesellschaft zum Beispiel an der Diskussion über "grüne" Städte und entsprechende Forderungen mit Blick auf eine nachhaltige "grüne" Entwicklung urbaner Räume feststellen. Dies wirkt sich auf längere Sicht positiv auf den Garten- und Landschaftsbau aus. Solche Diskussionen haben auch Einfluss auf den Wohnungsneubau. Wir gehen davon aus, dass wir Landschaftsgärtner als kompetente Partner fürs Bauen mit Grün auch bei Neubau-Projekten vom Trend zu mehr und qualitätsvollerem Grün profitieren werden.

ABZ: Im Neubaubereich ist der Straßen- und Tiefbau in ihrer Statistik aus 2011 mit knapp 30 Prozent einer der stärksten Konkurrenten der GaLaBau-Branche. Dieser Bereich konnte im Vergleich zum Vorjahr zudem noch leicht zulegen. Wie reagiert der BGL auf diese Situation?

Forster: Das ist der Wettbewerb. Bei den Umsatzzahlen muss man allerdings auch berücksichtigen, dass der eigentliche Straßenbau immer mehr Geld verschlingt als beispielsweise die Begrünung entlang eines Fußgängerweges oder auch die Bäume, die an einer Straße gepflanzt werden. Für uns ist es wichtig, dass wir bei unserer Kernkompetenz des Bauens mit Grün und Pflanzen bleiben. Im Übrigen haben wir Landschaftsgärtner unseren Schwerpunkt im Privatkunden-Markt. In diesem Bereich steigerten wir seit Jahren kontinuierlich unseren Umsatz. Der Auftraggeber-Anteil bei privaten Gärten lag in 2002 noch bei 40 Prozent und ist inzwischen - dank der erfolgreichen Image- und PR-Kampagne der Landschaftsgärtner – in 2011 auf über 55 Prozent des Gesamtumsatzes von 5,59 Milliarden Euro in 2011 gestiegen!

ABZ: Weltweit wächst das Grün immer öfter auch in die Höhe: Die so genannten vertikalen Gärten ("Living Walls") werden bei einer der zahlreichen BGL-Fachtungen zum Thema gemacht. Zeichnet sich hier ein neuer Trend beziehungsweise eine neues Aufgabenfeld für den GaLaBau ab?

Forster: Grün im Umfeld von Wohnen, Arbeiten und Freizeit gehört für immer mehr Menschen zur echten Lebensqualität. Gerade in städtischen Lagen, in denen keine oder nur eingeschränkte Möglichkeiten der klassischen bodengebundenen Begrünungen von Fassaden (mit Kletterpflanzen) bestehen, werden ,Living Walls' (Grüne Wände) immer interessanter, weil sie als fassadengebundene Begrünungen keinen direkten Bodenkontakt benötigen. Der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. erwartet daher, dass "Living Walls' in unseren Städten weitere Verbreitung finden werden. Dazu bedarf es jedoch einer konsequenten Weiterentwicklung der Systeme, gerade für raue Klimalagen, wie sie zum Beispiel in Süd- oder Ostdeutschland vorkommen.

Zur Messe GaLaBau im September 2012 werden einige neue Begrünungssysteme nach dem Prinzip der "Living Walls" vorgestellt. Diesem Thema widmet sich auch unsere spezielle Fachveranstaltung während der Messe. Zur langfristigen Etablierung von "Living Walls" sind jedoch noch Forschungsaktivitäten notwendig, um offene Fragen - zum Beispiel hinsichtlich geeigneter Pflanzenarten, der Bewässerung sowie einer fachgerechten Pflege – zu klären. Mit zunehmender Etablierung von "Living Walls" und der Systematisierung der Techniken ließen sich zudem die Planungs-, Bau- und Pflegekosten deutlich senken."

ABZ: Die Bauwirtschaft hat Sorgen mit dem Nachwuchs: Wie steht es um den Nachwuchs in der GaLaBau-Branche?

Forster: Im Augenblick haben wir noch keine Sorgen – wie die seit Jahren gute Ausbildungsquote von rund zehn Prozent in unseren Garten- und Landschaftsbau-Betrieben zeigt. Wir haben jedoch wissenschaftlich feststellen lassen, dass sich die Situation in sechs bis zehn Jahren nicht mehr so positiv darstellen wird. Dann wird es – nicht zuletzt vor dem Hintergrund wachsender Konkurrenz in allen Branchen – immer schwieriger für den grünen Berufsstand, geeignete Nachwuchskräfte zu finden. Da gilt es, rechtzeitig gegenzusteuern.

Aus diesem Grund haben wir bereits seit einigen Jahren eine eigene Nachwuchswerbekampagne, um junge Menschen verstärkt für unseren naturverbundenen, kreativen und sehr vielseitigen Beruf zu interessieren. Auch die Aktivitäten des Ausbildungsförderwerkes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (AuGaLa) im Rahmen des bundesdeutschen Landschaftsgärtner-Cups, des Wettbewerbes der Landschaftsgärtner-Auszubildenden, lenken erfolgreich den Blick junger Menschen in der Phase der Berufsorientierung auf den grünen Ausbildungsberuf. Die Branche wächst seit Jahren kontinuierlich und bietet gute Zukunftsperspektiven – darauf weisen wir auch im Rahmen unserer kontinuierlichen Öffentlichkeitsarbeit immer wieder hin.

ABZ: Die Bedeutung des Grüns ist für den Vermietungserfolg laut einer vom BGL beauftragten Studie gewachsen. Der Bundesverband will verstärkt mit der Wohnungswirtschaft zusammenarbeiten. Was versprechen sie sich von dieser Zusammenarbeit für die Branche?

Forster: Die Gestaltung der Grün- und Außenanlagen gehört zu einem der sechs wichtigsten Faktoren für den Vermietungserfolg bei Wohnimmobilien. Sie rangiert in der Bedeutung direkt hinter der Miethöhe und sogar auf dem gleichen Rang wie die Qualität von Wohnung/Gebäude sowie die Sozial- und Infrastruktur. Daraus resultieren gute Expansions- und Marktchancen für den Garten- und Landschaftsbau, die wir im Rahmen einer verstärkten Kooperation mit der Wohnungswirtschaft nutzen wollen. Beispielsweise können sich GaLaBau-Fachbetriebe weiteres Marktpotenzial erschließen im Hinblick auf neue Gestaltungsmöglichkeiten für leicht zu pflegende grüne Freiflächen und auch im Bereich der kreativen hochwertigen Gestaltung der grünen Wohnumgebung. Auch die Überprüfung der Verkehrssicherheit von Grün- und Freianlagen an Wohnimmobilien bietet unserer Branche gute Möglichkeiten für eine noch intensivere und für beide Seiten wertvolle Zusammenarbeit.

Mit Blick auf eine erfolgreiche Ausweitung der Kooperation ist es der grünen Branche enorm wichtig, noch intensivere Einblicke in die Anforderungen der Immobilien- und Wohnungswirtschaft an den Garten- und Landschaftsbau zu erhalten sowie bestehende Geschäftsbeziehungen zu pflegen und neue Kontakte zu knüpfen. Vor diesem Hintergrund ist der BGL seit geraumer Zeit auch Mitglied im Zentralen Immobilien Ausschuss e. V. (ZIA) mit Sitz in Berlin, der ordnungs- und wirtschaftspolitischen Interessenvertretung der gesamten Immobilienwirtschaft. Der Unternehmerverband ZIA vernetzt die Immobilienwirtschaft mit Vertretern von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner hat die Schirmherrschaft über die GaLaBau übernommen und wird die 20. Internationale Fachmesse Urbanes Grün und Freiräume – Planen – Bauen – Pflegen eröffnen."

ABZ: Der BGL ist ideeller Träger der GaLaBau in Nürnberg. Welche Erwartungen haben Sie für die Messe?

Forster: Für unsere grüne Leitmesse sind die Weichen auf Wachstum gestellt. Alle Signale weisen auf eine weitere rundum positive Entwicklung hin. Schon jetzt ist erkennbar, dass es flächenmäßig die bislang größte GaLaBau werden wird! Über 1100 Aussteller präsentieren auf mehr als 90.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche ihr breites Angebotsspektrum – die Palette reicht von Baumaschinen über Pflegegeräte, von Pflanzen, Baustoffen, Stoffen und Bauteilen für Bau und Pflege bis hin zur Gestaltung urbaner Räume, Spielplätze, Freizeit- und Sportanlagen. Aufgrund der starken Zuwächse – unter anderem im Bereich der Bau- und Pflegemaschinen sowie Baustoffe – wird erstmals auch die Halle 3 als Präsentationsfläche genutzt. Als ideeller Träger der GaLaBau greift der BGL Trends im Garten- und Landschaftsbau auf und bietet den Messebesuchern ein vielseitiges Fachprogramm mit einer Fülle von Anregungen zum Bauen mit Grün: Living Walls – vertikale Gärten – begrünen Fassaden und steigert die Lebensqualität in Städten. Die nachhaltige und gesunde Stadtentwicklung braucht echtes Grün und eröffnet der GaLaBau-Branche positive Zukunftsperspektiven. Vom Gebäude zur Freifläche vermitteln Experten Praxiswissen rund um den fachgerechten Fassadenanschluss. Außerdem informieren sie über den integrierten Pflanzenschutz auf Rasenflächen. Auch die unternehmerische Welt unterliegt ständigen Veränderungen. Diesen Wandel gilt es zu nutzen – mit praktischen Schritten. Auch in 2012 erhalten Aussteller und Fachbesucher der GaLaBau viele wertvolle Impulse für ihr weiteres erfolgreiches Schaffen!

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