Containerhersteller wieder auf Erfolgskurs

Graeff steht weiterhin für Seriosität und Qualität

Vor über einem Jahr übernahm der Zelt- und Hallenbauer Losberger aus Bad Rappenau nach dem Tod von Heinrich Graeff das operative Geschäft des gleichnamigen insolventen Mannheimer Familienunternehmens. Über die Entwicklung der heutigen Graeff Container GmbH sprach Rainer Oschütz, Chefredakteur der Allgemeinen Bauzeitung (ABZ), mit Patrick Korsch, Geschäftsführer bei Graeff und verantwortlich für Produktion, Einkauf, Materialwirtschaft und Administration.

ABZ: Herr Korsch, welche Gründe gab es für die Losberger-Gruppe das insolvente Unternehmen Graeff zu übernehmen?

Korsch: Zwischen den beiden Unternehmen bestanden bereits seit über zehn Jahren Kontakte, da sich die beiden Geschäftsfelder sehr gut ergänzen. Losberger ist mit großen Hallen- und Zeltsystemen vor allem im Industriebereich spezialisiert. Die Firma Graeff hat sich bei den kleinen und mittleren Unternehmen mit Hallen und Containern einen Namen gemacht. Seit dem 1. August 2012 hat Losberger das operative Geschäft vom Insolvenzverwalter übernommen. Das betraf den Mitarbeiterstamm, die Kunden sowie ausgewählte laufende Projekte.

ABZ: Welche Veränderungen stehen oder standen auf der Tagesordnung?

Korsch: Wir haben klassische Bereiche wie Buchhaltung, Einkauf, Controlling oder Personalwesen komplett in eine bestehende, gut aufgestellte Einheit bei Losberger integriert. Bestimmte Bereiche wie der Einkauf überlappen sich, wobei sich natürlich auch Synergien ergaben. So sind viele Lieferanten für beide Hersteller identisch. Das brachte einige Vorteile für den Einkauf und weitere Verwaltungsfelder. Beispiel dafür sind Materialien wie Sandwichelemente mit denen beide Unternehmen arbeiten, so dass wir Preise und Einkaufsvolumen angepasst haben. So können jetzt Kundenwünsche besser und schneller erfüllt werden. Wird eine kleine, schnell aufgebaute Halle gebraucht, bieten wir Graeff-Produkte an, bei größeren Hallen aus gleichem Material kommt Losberger zum Zuge. Das geschieht sozusagen aus einer Hand. Im Bereich Kundenbeziehungen gibt es mehrere solche Synergien zum Vorteil beider Unternehmen.

ABZ: Der Name Graeff hat einen guten Ruf in der Branche. Bleibt dieses "Qualitätssiegel" erhalten?

Korsch: Es gibt keine Gründe daran etwas zu ändern. Sowohl Losberger als auch Graeff sind und bleiben eigenständige Markennamen, die erfolgreich auf den verschiedensten Märkten eingeführt wurden. Wir haben am Standort Mannheim ein Unternehmen übernommen, das eng mit dem Namen des Gründers Heinrich Graeff verbunden ist. Wenn Sie so wollen, einen Markennamen, der für Seriosität und Qualität der Erzeugnisse steht. Dazu gehört ein eingeschworenes Team, das von Heinrich Graeff geformt wurde. Also bestand für uns bisher kein Anlass das operative Geschäft wesentlich zu verändern.

ABZ: Hatte die Insolvenz von Graeff für Losberger irgendwelche negativen Begleiterscheinungen?

Korsch: Nein, im Gegenteil. Wir können unter der neuen Führung z. B. von den zahlreichen Kontakten Losbergers auf den internationalen Märkten profitieren. Da sich unsere Produkte ergänzen, ist es oft der Fall, dass Aufträge zu uns nach Mannheim weitergegeben werden oder wir Losberger mit ins Boot holen. Mit diesem Netzwerk und mit dem breiteren Portfolio wird es uns gelingen, international, aber auch national stärker aufzutreten. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir als Losberger-Gruppe agieren und dadurch mehr als eine Lösung anbieten können. Beispiel dafür ist der Bau einer temporären Flughafen-Abfertigungsanlage in Verbindung mit Containern auf den Kapverdischen Inseln. Da liegt es nahe, dieses Bauvorhaben aus dem eigenen Haus zu bedienen. Auch in Frankreich, wo Losberger sehr aktiv ist und einen guten Namen hat, werden wir als Graeff die Synergien nutzen, um mobile Räume für Kindergärten, Schulen oder für die Industrie zu liefern. Der Bedarf an Kauf oder Miete von Containern ist dort momentan sehr groß. Für uns ein entscheidender Vorteil, da wir diesen Markt nicht erst erschließen müssen, sondern Losberger mit einem kompletten Vertriebsteam schon erfolgreich vor Ort arbeitet, für unsere Tätigkeit eine perfekte Grundlage. Besonders bei Zulassungen für unsere Erzeugnisse können wir auf die Erfahrungen von Losberger zurückgreifen. Es ist ganz wichtig, gerade in Frankreich auf eigene Vertriebsmannschaften zu bauen. Das gleiche gilt für Großbritannien. Auch dort ist Losberger vor allem mit Zelten für den Eventbereich sehr aktiv. Mit unseren speziell hierfür entwickelten Containern ergänzen wir diesen Bereich prächtig. Wir können unseren Kunden durch unsere gemeinsame Tätigkeit komplette Anlagen bieten, wie das von mir genannte Objekt auf den Kapverdischen Inseln. Das ist auch ein neuer Weg, den wir seit der Übernahme des operativen Geschäftes bei Graeff beschreiten. Wir haben in dieser Zeit auch viel lernen müssen, da der Anspruch der Kunden nicht nur im Eventbereich ständig steigt. Deshalb müssen wir unsere Fertigung weiter optimieren. Hier werden wir natürlich das Know-how von Losberger nutzen. Dazu gehört unter anderem die entsprechende Logistik für unsere Container, um die Transportkosten so günstig wie möglich zu gestalten. Es darf nicht sein, dass diese höher liegen als der Wert des Erzeugnisses.

ABZ: Der Firmengründer hat gegenüber der ABZ oft seine Aktivitäten in Brasilien erwähnt. Wie gestaltet sich dies im Hinblick auf die Fußballweltmeisterschaft und die Olympischen Spiele?

Korsch: Die alte Firma Graeff hatte einen Lizenzpartner in diesem Land. Ein latenter Kontakt besteht heute noch. Losberger ist in Brasilien an einer Gesellschaft beteiligt, die natürlich diese Großereignisse im Visier hat. Der Eventbereich bringt sicherlich einige Aufträge für die Losberger-Gruppe mit sich. Inwieweit das auf uns zutrifft, kann ich heute noch nicht vorhersagen.

ABZ: Gibt es neue Produkte in Ihrem Portfolio und welche Rolle spielen die Kundenwünsche?

Korsch: Natürlich gehen wir erstmal auf die Kundenwünsche ein. Zunächst ist die Größe eines Moduls durch den Transport begrenzt. Wir haben Standardcontainer mit einer Größe von 6 m x 3 m und 6 m x 2,44 m. Da gibt es jedoch wie immer bei einem technischen Produkt weitere Optimierungsmöglichkeiten. Im Endeffekt sind wir abhängig von den Wünschen der Kunden. Wenn sie beispielsweise eine weitere Dämmung möchten, können wir diese problemlos einbauen. Wir verstehen uns als Projektierer, die diese Aufträge im Sinne des Kunden umsetzen. Natürlich bemühen wir uns ständig, Standards weiter zu entwickeln, um Kundengruppen oder Architekten zu erreichen, die bisher der Modulbauweise ablehnend gegenüber standen.

ABZ: Welche Bauten mit Containern sind gegenwärtig aktuell?

Korsch: Kürzlich haben wir eine hochwertige Anlage als Kindertagesstätte in Landsberg am Lech erstellt. Ein ähnliches Objekt befindet sich im sächsischen Döbeln. Das sind Beispiele für die vielfältige Anwendung unserer Produkte. Die Angebotspalette reicht je nach Kundenwunsch vom Baucontainer bis hin zu hochwertigen Modulen. Dazu gehören auch Wohnunterkünfte für Studenten oder temporäre Büros für Unternehmen, die unter anderem durch Baumaßnahmen ihre angestammten Räumlichkeiten verlassen müssen. Bekannt ist Graeff auch als Ausrüster für mobile Raumsysteme in Bäckerei-Verkaufsstellen. Zur Zeit bauen wir Module für Bäckereien an mehreren Standorten in Deutschland.

ABZ: Herr Korsch, wie erfolgreich verlief das erste Geschäftsjahr?

Korsch: Wir als Graeff Container GmbH haben im ersten kompletten Geschäftsjahr unter der neuen Führung einen Umsatz von 35 Mio. Euro erwirtschaftet. Für das Unternehmen arbeiten gegenwärtig 72 Mitarbeiter.

Graeff auf Erfolgskurs

Die Pavillonanlage stand auf der Losberger Hausmesse Intertent.
Einer von zahlreichen Messeständen auf der bauma 2013 in München, die von Graeff nach Kundenwünsche errichtet wurden. Fotos: Graeff
Patrick Korsch: \"Wir haben am Standort Mannheim ein Unternehmen übernommen, das eng mit dem Namen des Gründers Heinrich Graeff verbunden ist. Wenn Sie so wollen, einen Markennamen, der für Seriosität und Qualität der Erzeugnisse steht.\"
Am Mannheimer Standort werden gebrauchte Container für kommende Einsätze wieder hergestellt. Foto: Oschütz

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