Fachtagung Abbruch

Ein Treffpunkt für alle am Abbruch Beteiligten

Abbruch
Seit 2019 findet die Fachtagung Abbruch in der Station Berlin statt. Mit seinem Industriecharme und jeder Menge Platz für den fachlichen Austausch bietet der Veranstaltungsort den idealen Rahmen für das Branchenevent. Foto: Jens Jeske

Einmal mehr trifft sich die Abbruchbranche zum Erfahrungsaustausch in Berlin. Im Vorfeld der 26. Fachtagung Abbruch sprach ABZ-Chefredakteur Robert Bachmann mit Johann Ettengruber, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Abbruchverbandes (DA), und DA-Geschäftsführer Andreas Pocha über das Erfolgsrezept hinter der Veranstaltung und die Themen, die die Branche 2020 bewegen.ABZ: Herr Ettengruber, Herr Pocha, in diesem Jahr findet die Fachtagung Abbruch bereits zum 26. Mal statt. Wie hat sich das Format aus Ihrer Sicht entwickelt?Pocha: Die Abbruchtagung wurde Mitte der 1990er Jahre, also kurz nach der Wende, ins Leben gerufen. Der Ansatz war damals, die geltenden technischen Normen und den technologischen Stand im wiedervereinten Deutschland in den neuen Bundesländern bekannt zu machen. Dieses Ziel wurde sehr schnell erreicht. Zugleich fand die Fachtagung durch die hohe Qualität der Vorträge auch bei westdeutschen Unternehmen mehr und mehr Zuspruch. Wenn man sieht, wo die Abbruchtagung ihren Ursprung nahm, sind wir sehr froh und stolz, welchen Stellenwert und welche Größenordnung sie heute erreicht hat. Im Abbruch-segment gibt es wohl keine vergleichbare Tagung, auf der sie an einem einzigen Tag so viele Entscheider, sowohl auf Seite der Abbruchunternehmen als auch auf Herstellerseite, antreffen können.Ettengruber: Dr. Dietrich Korth hat die Fachtagung seinerzeit als rein ostdeutsche Veranstaltung begründet. Damals ging es noch darum, den Wissenstand der Unternehmen anzugleichen. Das ist jetzt 26 Jahre her. In dieser Zeit ist die Branche stark zusammengewachsen. Mittlerweile gibt es keine Unterscheidung mehr zwischen Ost und West. Für manche mag das noch immer eine Rolle spielen. Nicht so im Abbruch: Wir sind ein Land und eine Branche!ABZ: Wie sieht der Anmeldestand bei den Besuchern und Ausstellern in diesem Jahr aus. Befindet sich die Fachtagung nach wie vor im Wachstum?Pocha: Wir verzeichnen dieses Jahr wieder sehr erfreuliche Zahlen. Gegenüber den Rekordzahlen aus dem Vorjahr konnten wir in fast allen Bereichen noch einmal zulegen: Die Ausstellungsfläche ist um 15 Prozent gewachsen und liegt jetzt bei fast 1000 Quadratmetern. Die Zahl der ausstellenden Firmen hat sich um 10 Prozent auf 125 vergrößert. Bei den Teilnehmern haben wir soeben (vier Wochen vor der Veranstaltung) die 1000er-Marke überschritten, so dass wir auch hier unsere Wunschzahl bereits erreicht haben. Die Pflicht haben wir in jedem Fall geschafft. Jetzt folgt noch eine sehr schöne Kür.ABZ: Warum zieht es die Branche Jahr für Jahr auf die Fachtagung?Pocha: Dieser Erfolg hat viele Väter. Ein ganz entscheidender Punkt ist jedoch aus unserer Sicht, dass die Abbruchtagung nach wie vor komplett in der Hand des Deutschen Abbruchverbandes ist. Wir liefern sowohl für die Vorträge als auch die begleitende Fachausstellung, die sich über die Jahre schon regelrecht zu einer kleinen Messe entwickelt hat, den fachlichen Input und haben diese Verantwortung nicht etwa an eine Veranstaltungsagentur oder dergleichen abgegeben.Ettengruber: Wir freuen uns sehr über den großen Zuspruch, den die Fachtagung Jahr für Jahr erfährt. Sicherlich ein wichtiger Grund für den Erfolg ist, dass wir die Fachtagung bewusst getrennt von der Mitgliederversammlung und dem Jahreskongress veranstalten. Sie steht damit jedem offen, der in der Abbruchbranche zuhause ist – seien es Abbruchfirmen, Ingenieurbüros oder Mitarbeiter von Kommunen und Gemeinden. Dabei bedienen wir die gesamte Bandbreite der branchenrelevanten Themen, vom klassischen Abbruch mit dem Bagger über die Sprengtechnik bis hin zur Schadstoffsaniererung, dem Recycling, dem Baustoffhandel oder eben der Maschinentechnik. Diese Form des Austauschs, den die Abbruchtagung über den gesamten Kreislauf des Abbruchwesens ermöglicht, wird in der Branche sehr geschätzt.

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Johann Ettengruber, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Abbruchverbandes.
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Andreas Pocha, Geschäftsführer des Deutschen Abbruchverbandes. Fotos: DA

ABZ: Im vergangenen Jahr sind Sie mit der Fachtagung in die Station Berlin umgezogen. Wie zufrieden sind Sie und Ihre Mitglieder mit dem neuen Veranstaltungsort?Pocha: Sehr! Wir sind im letzten Jahr hauptsächlich aus Platzgründen umgezogen, insbesondere um der Ausstellung mehr Raum zu geben. Die Rückmeldungen waren äußerst positiv. Die Gänge zwischen den Ständen sind nun deutlich breiter. Es gibt Sitzecken, in denen sich Aussteller mit Kunden zurückziehen können und wo mittlerweile echte Verkaufsgespräche stattfinden. Es gibt jetzt Tageslicht in der Halle. Und wir haben nun die Möglichkeit, Tagung, Ausstellung und den Dialogabend am selben Ort stattfinden zu lassen. Auch die Trennung von Hotel und Veranstaltungsort, die zu Anfang etwas skeptisch gesehen wurde, hat sich im Nachhinein als unproblematisch erwiesen, da wir ganztägig einen Shuttle-Transfer gewährleisten.ABZ: Trotz gesamtkonjunktureller Abkühlung ist die Bauwirtschaft noch immer im Aufwind. Wie beurteilen Sie die Situation für die Abbruchbranche im neuen Jahr 2020?Ettengruber: Die Nachfrage nach Abbruchleistungen scheint ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht zu haben. Eine weitere Steigerung wird es aus meiner Sicht erst einmal nicht geben. Nach wie vor gibt es für die Unternehmen in der Branche aber genug zu tun.Wenn sich die Nachfrage normalisiert, hat das natürlich zur Folge, dass wir Investitionsentscheidungen jetzt stärker hinterfragen müssen. Wir haben in den letzten Jahren unsere Kapazitäten stark ausgebaut, personell wie maschinell. Jeder Unternehmer muss nun für sich entscheiden, ob er diesen Weg weitergehen will oder seine Kapazitäten der aktuellen Konjunkturabkühlung anpasst. Wir sprechen hier von Investitionszyklen, die sich über fünf Jahre oder mehr erstrecken. Als Verbandsvertreter kann und will ich hier keine Empfehlungen aussprechen. Aus Unternehmersicht gesprochen, ist es jedoch so, dass wir zunächst noch Austauschinvestitionen vornehmen, momentan aber nicht in zusätzliche Maschinen und Geräte investieren.ABZ:Gilt das auch für das Thema Fach- und Nachwuchskräfte?Ettengruber: Der Fachkräftemangel ist nach wie vor ein Thema für die gesamte Baubranche. Speziell Mitarbeiter, die fachlich qualifiziert sind beziehungsweise dazu bereit sind, sich zu engagieren und weiterzubilden, sind weiterhin rar. Ein wenig ausgeglichen wird der Fachkräftemangel aktuell durch Menschen, die aus anderen Berufen zu uns wechseln. Ein Beispiel sind Fernfahrer, die in einem gewissen Alter nicht mehr ständig unterwegs sein möchten. Nichtsdestotrotz ist die Zahl derer, die in den nächsten fünf bis zehn Jahren in den Ruhestand gehen noch immer größer, als die Zahl der jungen Leute, die als Nachwuchskräfte oder Quereinsteiger zu uns kommen.Ich persönlich stelle im eigenen Betrieb sowie auch im Gespräch mit Kollegen aus anderen Unternehmen einen gewissen Trend fest, dass Mitarbeiter, die ursprünglich aus den neuen Bundesländern nach Westdeutschland gekommen sind, jetzt wieder zurückgehen. Zum Teil nach mehr als 20 Jahren. Jetzt gibt es für sie jedoch eine Perspektive, in ihrer "Heimat" zu arbeiten. Das liegt einerseits daran, dass die Wirtschaft im Osten wieder floriert. Anderseits bieten diese Regionen die Möglichkeit, dass sich die Menschen dort ein Eigenheim leisten können, was gerade in den Metropolregionen in Westdeutschland nicht mehr möglich ist. Das macht mich schon nachdenklich, weil wir hier gute Leute aufgrund der Wohnraumsituation verlieren.Pocha: Den Fachkräftemangel gibt es nach wie vor. Hier sitzen wir im selben Boot wie die gesamte Wirtschaft. In derBau- und Abbruchbranche ist das vor allem dadurch bedingt, dass das Handwerk keinen allzu hohen Stellenwert hat. Noch immer herrscht bei vielen Menschen die Einstellung: Ohne Studium bist du nichts. Daran kann der Verband leider nichts ändern. Fachkräfte muss jedes Unternehmen für sich selbst finden. Was wir als Verband jedoch intensiv tun, ist, für die vorhanden Kräfte Schulungen, Seminare und sonstige Lehrgänge anzubieten.ABZ:Ein Dauerthema für die Branche ist die Mantelverordnung. Rechnen Sie hier mit einem Ergebnis in diesem Jahr?Ettengruber: Ich bin der Überzeugung, dass es in dieser Sache so schnell keine Entscheidung geben wird. Aus meiner Sicht ist die Mantelverordnung ein Widerspruch in sich. Wir haben hier ein Gebilde aus endlosen Kompromissen, das die Politik seit mehr als 15 Jahren vor sich her treibt. In dieser Zeit haben sich viele Dinge geändert. Vor allem das Thema Nachhaltigkeit hat heute ein ganz anderes Gewicht. Die Mantelverordnung mit ihren Grenzwertbestimmungen würde hier das genaue Gegenteil bewirken. Schon heute fahren wir eine Fuhre Bauschutt im Schnitt 80 Kilometer durchs Land. Wenn die Mantelverordnung so kommt, wie sie im letzten Entwurf vorliegt, dann werden sich die Transportwege in mindestens 20 Prozent der Fälle deutlich erhöhen. Gleichzeitig wird von CO2-Einsparungen, Feinstaub und so weiter gesprochen. Das passt einfach nicht zusammen.Ein Beispiel: Im Bereich Abfall bilden der Bauschutt und Bodenaushub den größten Stoffstrom. Im langjährigen Mittel sind das immer mehr als 200 Millionen Tonnen pro Jahr. Das sind eine ganze Menge Lkw-Ladungen, die vornehmlich in den Ballungszentren anfallen. Dort gibt es wiederum keine Deponien beziehungsweise Recyclingplätze. Diese Mengen müssen also zwangsläufig über weite Strecken gefahren werden – wenn man Glück hat über 80 Kilometer, wenn man Pech hat sind es bis zu 400 bis 500 Kilometer. Die Lebensmittelversorgung der Gesellschaft geht im Vergleich einen anderen Weg. Dort gibt es Verteilerzentren in Stadtnähe, von wo aus die Lebensmittel über kurze Wege in die Supermärkte kommen. Mengenmäßig liegen wir in der Versorgung also weit unter den Massen, die in der Entsorgung anfallen. Warum also gibt es hier kein ähnliches System, Bauabfälle in Stadtnähe aufzubereiten und wiederzuverwerten? Das Problem ist, dass keiner dieses Material haben möchte. Jeder Landrat ist froh, wenn die Bauabfälle aus seinem Verantwortungsbereich verschwinden. Das ist für mich unverständlich, weil wir hier einen Bereich haben, wo wirklich Umweltschutz praktiziert werden könnte und wo sich Ökologie und Ökonomie ergänzen.ABZ: Hat die Klimaschutzdebatte hier nichts geändert – Stichwort Akzeptanz von Ersatzbaustoffen?Ettengruber: Ganz im Gegenteil. Die Grenzwerte werden weiter verschärft. Um das klarzustellen: Wenn es um die Entsorgung und Deponierung geht, möchte niemand Schad- oder Giftstoffe ins Grundwasser bringen. Wenn man sich jedoch ansieht, wie Gebäude heute gebaut werden, wie viel Chemie dort zur Erfüllung der Wärmeschutzverordnung, der Lärmschutzverordnung und so weiter eingebaut wird und wie auf der anderen Seite Gebäude verwertet werden, die man heute abreißt, dann ergibt sich ein ganz starkes Missverhältnis. Vor allem, wenn man betrachtet, dass Gebäude in den Ballungszentren heute nur noch durchschnittliche Halbwertszeiten von 25 Jahren haben, weil sich für die Investoren darüber hinaus die Sanierung nicht mehr lohnt. Ökologisch gesehen ist das ein Punkt, wo viele die Augen schließen. Hier wären die Umweltabteilungen der Landkreise gefragt, dieses Thema einmal in die Hand zu nehmen.

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