Knapp 300 Teilnehmer besuchen Präsenzveranstaltung
Gütegemeinschaft hielt Kongress ab

Dortmund (ABZ). – Knapp 300 Teilnehmer aus allen Bereichen der Betoninstandsetzung versammelten sich zu dem bundesweiten Treffen in der Dortmunder Westfalenhalle. Uwe Grimsehl von der Stadt Köln machte mit seinem Vortrag "Planung, Vergabe und Ausführung von Instandhaltungsbaustellen unter Berücksichtigung der Gütesicherung" den Anfang und gab einen Überblick über die Anforderungen und Besonderheiten der städtischen Baumaßnahmen in der Domstadt. Anhand zahlreicher Praxisbeispiele leitete er daraus die Instrumente und Möglichkeiten zur Qualitätssicherung bei der Instandsetzung ab, zeigte jedoch auch deren Grenzen auf.
"Dauerhaftigkeit und Abschätzung der Restnutzungsdauer von Betonbauwerken – Regelwerk und Praxis" lautete das Thema von Prof. Dr. Wolfgang Breit von der Technischen Universität Kaiserslautern sowie Dr. Melanie Merkel von bsm2 Breit Schuler Merkel Beratende Ingenieure. Vor dem Hintergrund, dass nicht nur eine bevorstehende Instandsetzungsmaßnahme zu planen ist, sondern auch die abgestimmte Lebensdauer des Bauwerks betrachtet werden soll, ging es hier vor allem um die Fragen, inwieweit zum Beispiel Chloride im Beton verbleiben dürfen, wie die vorhandene Carbonatisierungstiefe des Betons die Restnutzungsdauer beeinflusst und welche Korrosionsschutzprinzipien eine technisch und gleichzeitig wirtschaftliche Lösung darstellen.
Das Fazit der beiden: Bei der Carbonatisierung existiert grundsätzlich kein festzulegender Grenzwert, ab dem möglicherweise mit Korrosion zu rechnen ist. Zur Abschätzung der Restnutzungsdauer sollte der Bemessungswert der Carbonatisierungstiefe kleiner sein als die ermittelte Betondeckung. Aus Berlin zugeschaltet war der Leiter der Prüf- und Überwachungsstelle der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken, Uwe Grunert, der das Prinzip der Fremdüberwachung nach den aktuell gültigen Regeln vorstellte und zu dem Ergebnis kam, dass die Fremdüberwachung zunehmend an Bedeutung gewinnt.
ABZ-Stellenmarkt

Einen Blick in deren Zukunft gab Christoph Bock, Geschäftsführer der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken. Bock stellte ein digitales FÜ-Portal (Fremdüberwachungsportal) vor, das aktuell von der Gemeinschaft entwickelt wird. Damit soll der gesamte Prozess der Fremdüberwachung digital organisiert werden können. Dabei sei zu jedem Zeitpunkt ersichtlich, in welchem Status sich die Baustelle befindet. Das Portal ist Bock zufolge fast fertig und befindet sich aktuell in der Test- und Einführungsphase. Es werde Mitgliedern der Bundesgütegemeinschaft in Kürze zur Verfügung gestellt.
Die Vorteile digitaler Verfahren waren auch Thema des Beitrags "Digitale Bestandsaufnahme mittels 3D-Realitätserfassungstechnologien in der Bauwerkserhaltung am Beispiel von Parkbauten" von Cher-Sze Tan. Der Geschäftsführer des Baugutachters IFSB aus Dortmund stellte dabei ein interdisziplinäres 3D-Bauwerksaufnahmeverfahren zur Erzeugung und Erhebung von umfangreichen Bauwerksinformationen vor, das zusammen mit Fachleuten verschiedener Kompetenzbereiche aus dem Bausektor entwickelt wurde.
Das neuartige Verfahren sei eine Ergänzung der klassischen Bauwerksdiagnostik. Damit können Tan zufolge – basierend auf den erhobenen Daten und Informationen – nachhaltige digitale Planungsunterlagen erstellt werden, die fundierte Einzelfallentscheidungen im Bereich Ist-Zustandsfeststellung und Schadensbewertung unterstützen. Eine digitale Rissanalyse macht dabei ein exaktes und zuverlässiges Monitoring zur Abschätzung des künftigen Schadensverlaufes möglich, sodass Präventivmaßnahmen zur Vermeidung größerer Schäden rechtzeitig veranlasst werden können.
Allerdings seien hohe Anschaffungskosten im Bereich der Hard- und Software sowie spezielle Kenntnisse im Bereich Aufnahme und Datenverarbeitung erforderlich. Das Verfahren erfordere zudem eine höhere Einarbeitungszeit in digitale Daten und Tools beim Zielkunden sowie eine Schnittstellen-Organisation zwischen den Baubeteiligten. Tan wies darauf hin, dass nicht jeder Prozess digitalisiert werden müsse. Vor dem Einsatz der Digitalisierung sollte eine Kosten-Nutzen-Analyse durchgeführt werden.
Ergänzend zu den Vorträgen präsentierten 23 Aussteller sowie 19 ausführende Unternehmen und Ingenieurbüros der bundesweiten Planergütegemeinschaft GUEP neue Produkte, Produktentwicklungen und Dienstleistungen.
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