Mathildenhöhe – Sanierung einer Jugendstil-Ikone

Wärmedämmputz unterstützt Energiekonzept

Darmstadt (ABZ). – Die Mathildenhöhe in Darmstadt ist eines der bekanntesten Jugendstil-Ensembles weltweit und gehört seit Juli 2021 zum UNESCO-Welterbe. Teil des geschlossenen Baukomplexes ist ein Ausstellungsgebäude von Architekt Joseph Maria Olbrich aus dem Jahre 1908, das derzeit saniert wird. Dabei steht das energetische Konzept im Zusammenspiel mit dem Aerogel Dämmputz Fixit 222 von Hasit für die neuen Fassadenoberflächen im Fokus von Denkmalbehörde und den beauftragten Architekten schneider+schumacher aus Frankfurt am Main.
Hasit Trockenmörtel Dämmstoffe
Als Teil des energetischen Konzepts wurde die Gebäudehülle ertüchtigt – mit dem Aerogel-Dämmputz HASIT Fixit 222. Foto: Jörg Hempel

"Habe Ehrfurcht vor dem Alten und Mut, das Neue frisch zu wagen", dieses Zitat von Ernst-Ludwig, dem Großherzog, der das Gebäudeensemble seinerzeit inszenierte, war auch das Motto der Architekten für die Sanierung. "Uns ist es wichtig, solch ikonische Bauwerke mit der gebotenen Ehrfurcht anzugehen. Dabei sind wir gleichzeitig immer bestrebt, etwas von heute hinzuzufügen", erklärt die leitende Architektin Astrid Wuttke von schneider+schumacher. Das Sanierungskonzept wurde interdisziplinär entwickelt: Angestoßen durch das Fraunhofer Institut für Bauphysik, begleitet von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen sowie – aufgrund der Bewerbung als UNESCO Welterbestätte – von einem internationalen Beratungsgremium. Ziel war unter anderem, ein Musterbeispiel für die energetische Sanierung von Museumsgebäuden zu schaffen.

Modernes Energiekonzept

Um die Ausstellungshalle an die heutigen Anforderungen anzupassen, war ein modernes Energiekonzept erforderlich. Mit Hilfe eines integralen Planungsansatzes entstand das dezentrale Anlagensystem zur Wärme- und Kälteversorgung mit unterschiedlichen Komponenten, die sich aus dem Gebäude und dessen Randbedingungen heraus ergaben:

  • Blockheizkraftwerk mit Gasbrennwert-Therme im benachbarten Ernst-Ludwig-Haus,
  • Erdwärme mit sieben Sonden und Wärmetauscher zur unterstützenden Rückkühlung,
  • Historisches Wasserreservoir unter dem Ausstellungsgebäude als Energiespeicher,
  • Mineralischer Aerogel-Dämmputz zur denkmalgerechten Ertüchtigung der Gebäudehülle,
  • Hochwärmedämmende Zweifachverglasungen mit Lichtstreuvlies, für einen kontrollierten Einsatz des Tageslichts,
  • Innenwand- und Deckenoberflächen außerhalb der Hängebereiche mit Bauteilaktivierung,
  • Nutzen der Kriechgänge der bauzeitlichen Luftheizung für neue Abluftführung.

Die Gebäudesimulation ergab einen größeren Bedarf an technischer Ausstattung, die aufgrund der Architektur überwiegend dezentral angeordnet wurde. Für die notwendigen vielen kleinteiligen Geräte und Leitungen wurden unter anderem vorhandene Zwischenräume im Gebäude genutzt. In besonders heißen Sommern sollen sieben Erdwärme-Sonden, die bis zu 200 m tief unter die Erde reichen, sowie ein Wärmetauscher für die richtige Klimatisierung der Ausstellungsräume sorgen.

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Mathildenhöhe Darmstadt: Eines der bekanntesten Jugendstil-Ensembles weltweit ist seit Juli 2021 UNESCO-Welterbestätte. Abb.: schneider+schumacher Architekten

Unterhalb des Ausstellungsgebäudes befindet sich ein stillgelegter Wasserspeicher von 1870, der, aufgeteilt in zwei Becken, rund 5000 m³ Wasser fasst. Dieser wird teilweise wieder gefüllt und dient künftig als Wärmespeicher. Die Wärme der Ausstellungsräume in den Sommermonaten wird dem Speicher zugeführt und im Winter zum Heizen genutzt. Dies erfordert neben einer effizienten Gebäudetechnik vor allem eine optimierte Gebäudehülle.

"Ohne die geschlossene Fassade mit ihrem 60 Zentimeter dicken Ziegelmauerwerk energetisch zu ertüchtigen, wäre das neue Energiekonzept nicht umsetzbar gewesen", sagt Astrid Wuttke. "Es ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, bei einem solchen Gebäude die Transmissionsverluste der Außenwände möglichst gering zu halten, besonders, da der hohe denkmalpflegerische und gestalterische Anspruch den Einsatz von Wärmedämmplatten oder einer Innendämmung ausschließt."

Dünne Dämmschichten reichen aus

In der frühen Planungsphase erfuhren die Architekten dann erstmals von der Entwicklung des Aerogel-Dämmputzes. Die Aerogele im Putz führen zu einer rund dreimal geringeren Wärmeleitfähigkeit gegenüber herkömmlichen Dämmputzen, wodurch bereits dünne Dämmschichten ausreichen. So bleiben Originalbauteile, wie Gesimse und Zierkränze sowie die ursprüngliche Fassadengliederung erhalten. Dies ermöglicht, die Fassade energetisch zu optimieren, ohne die Charakteristik des Gebäudes zu verändern.

Der Gebäudebestand wies einen zwei bis drei Zentimeter starken Außenputz auf. Durch den Einsatz des Aerogel-Dämmputzes von Hasit genügte als äußere Dämmebene auch wieder eine 3 cm dicke Putzschicht, um die energetischen Ziele zu erreichen. "Für uns bedeutete der Einsatz des Aerogel-Dämmputzes sowohl einen enormen gestalterischen als auch einen energetischen und wirtschaftlichen Vorteil, weil wir durch die besser gedämmte Gebäudehülle relevant weniger Haustechnik einbauen konnten", betont die Architektin.

Die durch den Putz gewonnene Freiheit spielte bei der Gestaltung eine wesentliche Rolle, zum Beispiel an der Ostfassade: In den Archiven fanden die Beteiligten alte Ansichten, die eine verputzte Wandkonstruktion mit gleichmäßig angeordneten Fenstern zeigten. "Wir wollten eine Lösung finden, mit der die Fenster zumindest in Teilen wieder eine Rolle spielen. Dort wo es nicht möglich war, sollten sie zumindest durch das Putz-Relief wahrnehmbar sein", beschreibt Astrid Wuttke die Zielsetzung der Architekten.

Im Gegensatz dazu aber waren die Denkmalschützer der Auffassung, dass die Zeitschicht aus den 1970er Jahren, mit ihrer fensterlosen Fassade, ein wichtiges historisches Element darstellte. Auch das UNESCO Advisory Board, das sämtliche Planungen und Arbeiten begleitete, entschied zugunsten der Architektursprache der 1970er Jahre. Das Denkmalamt folgte dann aber zumindest in Teilen der moderneren Interpretation von Putzfassaden durch die Architekten. "Wir konnten auf der Ostfassade zwei unterschiedliche Putzoberflächen, eine feinere und eine gröbere, umsetzen", freut sich Astrid Wuttke. "So ließ sich die Reliefstruktur etwas prägnanter ausbilden."

Die neu entstandene Fassade besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Putzaufbauten. Ursächlich hierfür sind zum einen die heterogenen Untergründe, zum anderen das angestrebte Relief der Fassade, sowie die Anforderungen an den Wärmeschutz, die über verschiedene Schichtdicken des Aerogel-Dämmputzes erzielt wurden. "Ich weiß nicht, ob es jemals wieder ein Projekt geben wird, bei dem so viele Putzdetails gezeichnet werden müssen", merkt die Architektin an.

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