Vorstandsvorsitzender Dr.-Ing. Georg Sick

Zum Erhalt des Kundenvertrauens gehört mehr als eine gute Maschine

Wacker Neuson Unternehmen
Vorstandsvorsitzender Dr.-Ing. Georg Sick: "Wir gehen in diesem Jahr, noch von Vorsicht geprägt, von einem Umsatzplus von mindestens fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus." Foto: Wacker Neuson

2010 tritt der Wacker Neuson Konzern zum ersten Mal seit der Fusion auf der bauma auf. Nach einem schwierigen Geschäftsjahr 2009 blickt das Unternehmen verhalten optimistisch in die Zukunft. Über die Entwicklung des Unternehmens, die Lage der Branche und die Aussichten für die bauma sprach Rainer Oschütz, ABZ-Chefre-dakteur, mit Dr.-Ing. Georg Sick, dem Vorstandsvorsitzenden der Wacker Neuson SE.

ABZ: Herr Dr. Sick, die bauma gilt weltweit als "Konjunkturbarometer" für die Baumaschinenhersteller. Trifft das auch für Ihr börsennotiertes Unternehmen zu?

Dr. Sick: Ich gehe davon aus, dass wir eine erfolgreiche Messe erleben werden, von der aus auch positive Signale für die Branche gesendet werden. Aber unabhängig von der bauma zeigen einige Konjunkturindikatoren schon seit Jahresbeginn nach oben. Ich sehe derzeit eine Stimmungserholung, die der Industrie zugute kommt, aber noch nicht zur Euphorie Anlass gibt. Dies ist natürlich auch für den Kapitalmarkt wichtig. Hier erfahre ich, dass die Analysten und Investoren derzeit doch schon optimistischer sind als wir selbst. Der Kapitalmarkt ist allerdings seiner Zeit stets "rund sechs bis neun Monate voraus". Wenn ich mich in das zweite Halbjahr 2010 versetze, so meine ich, könnte der Aufschwung durchaus stärker ausfallen, als wir heute noch erwarten.

ABZ: Das bauma-Jahr 2007 nannten Sie in einem früheren Gespräch einmal als eines der entscheidenden Jahre in der Geschichte Ihres Unternehmens. 2010 als bauma-Jahr scheint wiederum eine Art Schicksalsjahr zu werden. Gilt das auch für Ihr Unternehmen?

Dr. Sick: 2007 war mit dem Börsengang und der Fusion natürlich ein sehr wichtiges Jahr für den heutigen Wacker Neuson Konzern. 2010 könnte für uns, wie für die gesamte Branche, das Jahr sein, in dem die größte Krise der Nachkriegszeit überwunden werden kann. So zeigen sich uns bereits in verschiedenen Baumaschinenmärkten Erholungstendenzen, beispielsweise in der Region Amerika. Wie tragfähig sie sind, muss sich aber erst noch herausstellen. Ich gehe derzeit noch davon aus, dass die Märkte sich im ersten Halbjahr bereits etwas erholen und in der zweiten Jahreshälfte weiter beleben werden. Wacker Neuson ist gut aufgestellt, um sich bietende Chancen zu ergreifen. 2010 wird für uns daher zwar ein sehr wichtiges Jahr werden, in dem wir auch Marktanteile gewinnen sollten, wenn wir alles richtig gemacht haben. Aber als Schicksalsjahr würde ich es nicht bezeichnen.

ABZ: Können Sie für 2010 Ihre Erwartungshaltung konkretisieren?

Dr. Sick: Wir gehen in diesem Jahr – noch von Vorsicht geprägt – von einem Umsatzplus von mindestens fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus. Auch rechnen wir wieder mit der Rückkehr in die Gewinnzone, nachdem wir 2009 den ersten Verlust in der Unternehmensgeschichte verbuchen mussten. Dieser beruhte jedoch zum größten Teil auf der außerordentlichen, nicht zahlungswirksamen Abschreibung auf den Firmenwert des Neuson Kramer Teilkonzerns sowie auf die vorgenommenen Restrukturierungskosten. Positiv stimmt mich, dass wir 2009 bereits ab dem zweiten Quartal operativ wieder positive Ergebnisse erwirtschaftet haben. Wir haben die Substanz, die Leistungsstärke sowie die Finanzlage des Konzerns sogar verbessert und in dem Krisenjahr die Eigenkapitalquote auf 81 Prozent gesteigert. Die große Akzeptanz unserer Strategie bei unseren Kunden stimmt mich optimistisch, dass wir 2010 wachsen werden. Aber auch auf den Fall, dass der Aufschwung wieder an Kraft verliert, sind wir vorbereitet.

ABZ: Schlechte Zeiten werden von vielen Herstellern genutzt, um innovativ zu sein. Wie spiegelt sich das auf dem Wacker Neuson-Stand zur bauma wider?

Dr. Sick: Wir werden so viele Neuheiten vorstellen, wie nie zuvor auf einer bauma, beispielsweise die mit zwei Untermassen ausgestattete Vibrationsplatte DPU 130, die die Verdichtungsleistung eines 5,5-Tonnen-Walzenzuges übertrifft. Das ist eine Neuheit, die für Aufsehen sorgen wird. Bei den leichten Baugeräten kommen außerdem ein neuer Elektrohammer und neue Serien kleiner und mittlerer Verdichtungsplatten hinzu. Unter der Marke Kramer Allrad führen wir 2010 eine neue Serie allradgelenkter Radlader sowie zwei neue, einzigartig kompakte Teleskopen ein. Im Kompaktmaschinenbereich stellen wir den neuen Kompakt-Kettenbagger 14504 vor, mit dem wir erstmals in die Gewichtsklasse der 14-Tonnen-Maschinen vorstoßen. Des Weiteren statten wir unsere Kompaktbagger mit dem in der Branche einzigartigen "Vertical Digging System" aus. Viele unserer Dumper sind künftig auch mit Kabinen lieferbar. Mit Innovationen wie diesen steigern wie langfristig unsere Wettbewerbsfähigkeit, auch weil wir in unserer Entwicklungsarbeit neben der Verbesserung der Prozesse der Anwender auch darauf achten, dass die Produkte hinsichtlich der Einhaltung von Umweltschutzbestimmungen und der Verbesserung der Bedienerfreundlichkeit optimiert werden, beispielsweise durch die Verringerung von Hand-Arm-Vibrationen.

ABZ: Ziel ist es sicherlich, weitere Marktanteile weltweit zu gewinnen. Wie schätzen Sie die gegenwärtige Situation auf den wichtigsten Handelsplätzen für Baumaschinen ein?

Dr. Sick: In vielen Ländern hat die Wirtschaftskrise einen Investitionsstau bewirkt, der vor allem beim Ausbau der Infrastruktur zu einem Nachholbedarf führt. In Osteuropa beispielsweise werden sich erneut Chancen für die Bauwirtschaft ergeben. Dort fließen Fördergelder der Europäischen Union und öffentlicher Fonds in den Ausbau der Infrastruktur, vor allem der Verkehrsnetze und der Telekommunikation. Zusätzliche Wachstumschancen für Wacker Neuson sehe ich in der weiteren Einführung kompakter Baumaschinen in Europa und Amerika sowie im Ausbau unseres Vermietgeschäfts in Zentral- und Osteuropa, allerdings nur dort wo wir nicht im Wettbewerb mit unseren Kunden stehen. Für Westeuropa rechne ich eher mit einer Stabilisierung auf dem erreichten Niveau, bei gleichzeitiger Verschärfung des Wettbewerbs.

ABZ: Haben Sie – wie in den vergangenen Jahren auch – verstärkt den amerikanischen Markt im Visier?

Dr. Sick: Der amerikanische Markt hat für uns weiterhin eine große Bedeutung. Wir haben 2008 begonnen, dort kompakte Baumaschinen zu vermarkten und haben trotz der Krise gute Erfolge damit erzielt. So ist es uns gelungen, bereits 50 Exklusivhändler als Partner zu gewinnen. Besonders freut mich unser Anfangserfolg, Dumper und Radlader, die in Nordamerika bislang kaum bekannt waren, einzuführen. Die USA sind ja traditionell ein Kompaktlader-Land. Aber immer mehr amerikanische Kunden erkennen die wirtschaftlichen Vorteile des Radladers. Mittel- bis langfristig wollen wir unsere Präsenz auf dem amerikanischen Compact Equipment-Markt dadurch festigen, dass wir dort Produktionskapazitäten für kompakte Baumaschinen aufbauen. Als Absatzmarkt haben wir auch wachstumsstarke Länder in Zentral- und Südamerika im Blick, wo wir bereits erste Händler unter Vertrag genommen haben.

Eine Region, die ebenfalls an Bedeutung gewinnt, ist Asien. Dort haben wir in den vergangenen Jahren eine positive Entwicklung erlebt, die wir fortsetzen wollen. Dabei konzentrieren wir uns besonders auf den Ausbau unserer Vertriebsnetze in China und Indien. Unser Ziel ist es, unsere dortige Marktposition als Anbieter hochwertiger Produkte und Dienstleistungen zu stärken.

ABZ: Neben neuer Technik erwartet der Kunde vom Hersteller ein umfangreiches Dienstleistungspaket. Was bietet Wacker Neuson an?

Dr. Sick: Unser Credo lautet: Zum Erhalt des Kundenvertrauens gehört mehr als eine gute Maschine. Dazu gehören auch ein guter Service, Finanzierungs- und Schulungsangebote und nicht zuletzt auch Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit unseres Personals. All das bieten wir unseren Kunden und erfüllen damit die Anforderungen vor allem der kleinen und mittleren Bauunternehmen.

Besonders im Ersatzteil- und im Reparaturgeschäft möchten wir unser Angebot an Serviceleistungen bedarfsgerecht weiterentwickeln. Hier erwarten wir einen Anstieg, denn die Einsatzzeiten der Maschinen haben sich aufgrund der Investitionszurückhaltung der letzten Jahre verlängert. Zum Service zählen wir auch das eigene Vermietgeschäft, das wir wie bereits erwähnt in Zentral- und Osteuropa weiter ausbauen werden. Als reiner Light und Compact Equipment-Vermieter treten wir aber nicht in direkte Konkurrenz zu den großen Vermietparks. In Gotha richten wir derzeit ein europäisches Gebrauchtmaschinenzentrum mit einem markenübergreifenden Reparaturzentrum für konzerneigene Produkte ein.

ABZ: Bleibt Wacker Neuson SE mittelständisch orientiert?

Dr. Sick: Wir bleiben unseren ethischen Grundsätzen und Werten natürlich verbunden, und das sind diejenigen eines Familienunternehmens. Wir verfolgen eine langfristig orientierte Strategie und sehen uns trotz Börsennotierung eher als "Mittelständler-Konzern" agierend. Dabei ist uns der Rückhalt der Familienaktionäre wichtig, die mit rund 68 Prozent am Unternehmen beteiligt und im Aufsichtsrat vertreten sind. Allerdings nehmen wir auch die freien Aktionäre und ihre Interessen sehr ernst. Interessanterweise gibt es hier keine großen Widersprüche.

ABZ: Man könnte anhand Ihrer Erwerbungen in den vergangenen Jahren annehmen, dass Sie weiterhin expandieren wollen ...

Dr. Sick: Wir haben in den vergangenen Jahren sehr erfolgreiche Akquisitionen in das Unternehmen integriert. Dort, wo es uns sinnvoll erscheint, zum Nutzen des Kunden das Produktprogramm zu erweitern oder auch international zu expandieren, denken wir natürlich auch weiterhin über Akquisitionen und Kooperationen nach.

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