Hoch, tief und weit

Mit MultiDocker Hafenumschlag in Brunsbüttel ausgebaut

Lkw können direkt unter dem MultiDocker durchfahren und werden direkt von oben beladen, was eine saubere und gezielte Verladung ohne Hilfsmittel wie Trichter garantiert. Foto: Zeppelin

BRUNSBÜTTEL (ABZ). - Kaum war die Kooperation zwischen dem schwedischen Unternehmen MultiDocker und Zeppelin 2012 beschlossene Sache und der erste Umschlagbagger in Lübeck ausgeliefert, folgte der zweite Paukenschlag. Kurze Zeit später ging schon ein weiteres Gerät – diesmal an der Elbe – in Betrieb.

Brunsbüttel Ports verstärkt seit Juli letzten Jahres die Flotte an Umschlagmaschinen mit einem MultiDocker vom Typ CH74D, geliefert von der Zeppelin-Niederlassung Rendsburg. Die gleiche Maschine wurde Mitte März letzten Jahres im Süden Deutschlands aufgebaut. Sie stand nicht im Hafen, sondern auf dem Freigelände vor der Messe München. Sie verkörperte ein Produktsegment, das Zeppelin seit 2012 in sein Programm aufgenommen hat.

"Die Maschine läuft rund und entspricht unseren Erwartungen. Wir sind zufrieden mit unserer Wahl, auch wenn wir anfangs ein gewisses Risiko eingegangen sind, weil zum Zeitpunkt unserer Investitionsentscheidung noch keine umfangreichen Erfahrungswerte vorlagen", stellt Frank Schnabel, Geschäftsführer von Brunsbüttel Ports, dar.

Die Herangehensweise des Hafenbetreibers war, zunächst nach einer Maschine zu suchen, mit der Spundwände auf der großen Wasserbaustelle gerammt werden können, um den mittleren Liegeplatz in Höhe von 15 Mio. Euro für den Umschlag neu auszurichten und so langfristig mehr Umschlagleistung zu erzielen. Nach Studium der verschiedenen Möglichkeiten fokussierte sich die Maschinensuche nicht allein auf ein Gerät für den Baustelleneinsatz, sondern die Investition sollte langfristig dem Hafenbetrieb dienen. So bot sich ein flexibler Bagger mit einem 5 m hohen Raupenlaufwerk an, wie ihn das schwedische Unternehmen MultiDocker zusammen mit Zeppelin, dem deutschen Caterpillar-Vertriebs- und Servicepartner, vertreibt. Mit dem CH74D ist die Beladung von Containerschiffen, Lkw sowie Güterwaggons möglich. Lkw können direkt unter dem MultiDocker durchfahren und werden direkt von oben beladen, was eine saubere und gezielte Verladung ohne Hilfsmittel wie Trichter garantiert. Zudem können Güter unterhalb der Standebene aufgenommen werden, wodurch auch das Löschen kleinerer Schiffe möglich ist. Ohne aufwendige Umbauten lässt sich der Wechsel des Standortes vollziehen – mit einer Geschwindigkeit von 5 km/h wechselt der MultiDocker seinen Einsatzort.

Der Umschlag sollte zügig vonstattengehen und der Bagger sollte sich schnell bewegen können. Denn sobald ein Containerschiff fest an einem der drei Liegeplätze vertäut ist, läuft die Uhr, um die mehrere 1000 t Fracht schnellstmöglich zu löschen. Eine weitere Bedingung war ein langer Hubarm. Denn die Containerschiffe, welche im Elbehafen mit 14,4 m Tiefgang festmachen, werden immer breiter und tiefer. Das bedeutet für den Hafenumschlag: Maschinen müssen von der Pier aus so weit wie möglich ins Innere der Ladung vordringen.

"Wir müssen mit der Maschine in die Höhe, Tiefe und Weite kommen. Darum haben wir verschiedene Varianten und Maschinenkonfigurationen durchgespielt, bis unser Entschluss fiel, einen MultiDocker anzuschaffen", erklärt Klaus Schjut, Leiter der mechanischen Werkstatt. Das Gerät ist 20 m hoch und knapp 100 t schwer. Mit einer max. Kranreichweite von ca. 22 m verfügt der Bagger über eine Tragkraft von 8 t. Bei einer geringeren Auslage kann der MultiDocker sogar bis zu 20 t heben. Worauf es dem Hafenbetreiber ankam: Den Mitarbeitern einen modernen Arbeitsplatz zu bieten, mit dem sie sich identifizieren können. "Wir wollen auch mit diesem neuen außergewöhnlichen Gerät der Belegschaft signalisieren, dass wir in Arbeitsplätze investieren. Unsere 140 Mitarbeiter werden besonders durch gute Arbeitsbedingungen motiviert", verdeutlicht Schnabel.

Der MultiDocker ist nicht die einzige Investition. Die Brunsbüttel Ports hat ein neues Verwaltungsgebäude für 5,5 Mio. Euro übernommen – der Einzug erfolgte im Mai letzten Jahres. Darüber hinaus werden 1 Mio. Euro in neue Öllöschanlagen für die Raffinerie Heide gesteckt, die im Spätsommer fertig sein sollen. "Unsere Zeichen stehen auf Wachstum. Ab Mitte März werden wir im Hamburger Kohlekraftwerk Moorburg die Ver- und Entsorgung übernehmen. Allein damit sind 25 Mitarbeiter beschäftigt", fügt der Geschäftsführer hinzu. Um dem Unternehmenswachstum gerecht zu werden, wird auch in Zukunft in allen Bereichen Personal eingestellt. Brunsbüttel Ports hat mit dem Elbehafen, Ölhafen und Hafen Ostermoor 2012 erneut einen Rekordumschlag erzielt. Nachdem im Vorjahr erstmalig die 10-Mio.-t-Marke überschritten wurde, konnte der Umschlag im letzten Jahr um über 10 % gesteigert werden. Insgesamt wurden annähernd 11,5 Mio. t bewegt.

Der MultiDocker hatte demzufolge viel zu tun. Sein Einsatz schwankt zwischen Dauerbetrieb und Pausen. Sobald ein Schiff angelegt hat, muss es so schnell wie möglich gelöscht werden. Dann wird mitunter 24 Stunden drei Tage am Stück gearbeitet. In dieser Zeit muss der MultiDocker alle seine Leistungsreserven abrufen. "Das macht den großen Unterschied von Maschinen im Hafenumschlag und Maschinen im Baustelleneinsatz aus, mit denen vielleicht sechs, acht Stunden gearbeitet wird. So einen Dauerbetrieb müssen die Geräte aushalten. Das müssen Hersteller bei der Konstruktion berücksichtigen, wenn sie speziell für die Hafenlogistik ausgerichtete Maschinen entwickeln.

Die andere Anforderung: Unsere Geräte dürfen nicht allein für die Tiefe und den Aushub, wie sie im Tiefbau typisch sind, ausgelegt sein, sondern müssen auch entsprechende Reichweiten und Hubhöhen sowie Umschlaggeschwindigkeiten erzielen", meint Schnabel.

Im Fall des eingesetzten CH74D verfügt der MultiDocker über ein ganzes Arsenal an Anbaugeräten zum Umschlag von Stück- und Schüttgütern, wie Kranhaken, Zwei- und Mehrschalengreifer. Für den Umschlag von Ersatzbrennstoffen sind Klammern vorgesehen. Weil im Elbehafen auch viele Windkraftanlagen zum Transport für die Nordsee verladen werden, wird auch der MultiDocker genutzt, die Flügel auf See zu verschiffen. Aber das ist nicht sein Haupteinsatz. Dieser besteht im Entladen und Verladen von den verschiedensten Massen-, Schütt- und Stückgütern. Der Hafen Brunsbüttel versteht sich als Universalhafen, der auf eine Vielzahl von Gütern und Containern fokussiert ist. Auf die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten ist auch der MultiDocker ausgelegt.

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