Augsburger Eiskanal

Die nachhaltige Sanierung eines UNESCO-Weltkulturerbes

Augsburg (ABZ). – Nicht nur unter Kanusportfans ist der Augsburger Eiskanal legendär. Errichtet für die Olympischen Spiele 1972, wurde er zum Vorbild für Kanu-Slalom-Anlagen in aller Welt und ist heute noch Austragungsort von Olympischen Wettbewerben, Welt- und Europameisterschaften. So gilt diese älteste künstliche Wildwasserstrecke auch heute noch als Baudenkmal und ist seit 2019 Teil des UNESCO-Welterbes der Stadt Augsburg.
Sakret Beton
Eingebettet in das Naherholungsgebiet Augsburger Stadtwald, hat der Eiskanal auch heute noch eine vorbildliche Wasserführung ohne aufwändige Pumpensysteme. Foto: Sakret/Michael Bader

Eingebettet in das Naherholungsgebiet Augsburger Stadtwald, hat der Eiskanal auch heute noch eine vorbildliche Wasserführung ohne aufwändige Pumpensysteme: Einlass ist am Hochablass des Lech; am Ende wird das Wasser in den Lech zurückgeleitet. Die Wettkampfstrecke erzeugt mit 35 höckerförmigen Strömungskörpern den typischen Wildwasser-Charakter. Die Wassermenge wird über Wehre reguliert; zusätzlich wurden verstellbare Wasserabweiser zur Veränderung der Wasserführung eingebaut.

Das Kanalbett von 1979 war aus Stahlbeton angelegt worden, die Strömungskörper jedoch aus Stampfbeton mit einer glatten Feinbetonoberschicht. Nun wies die inzwischen 40 Jahre alte Anlage an den Oberflächen der Strömungskörper zunehmend Risse und Abplatzungen auf.

2014 prüfte das Ingenieurbüro für Bauwesen Fischer, Leipheim, den Zustand der Anlage im Detail zur Planung einer gründlichen Sanierung. Zunächst ermittelte, vermaß und markierte man in sämtlichen Bereichen der Strömungskörper die Hohllagen, ergänzt durch einzelne Probebohrungen. So stellten man fest, dass die höhere Qualität der Feinbetonschicht (teils bis über 30 N/mm²) gegenüber den Höckern aus Stampfbeton (bis weit unter 10 N/mm²) zu einer Schalenbildung geführt hatte. Auch variierten die Druckfestigkeiten des Betons innerhalb des Bauwerks deutlich.

Für Rygol Sakret ergaben sich zwei besondere Herausforderungen.

  • Materialeigenschaften: Der benötigte Beton sollte ein möglichst niedriges E-Modul aufweisen, aber auch eine möglichst hohe Widerstandsfähigkeit gegen Tausalz und Frostangriff, um dem verbleibenden, angrenzenden Feinbeton möglichst nahe zu kommen. Zusätzlich sollte sich der neue Beton gut mit dem Untergrund aus Stampfbeton verbinden. Die Produktentwicklung von Rygol-Sakret, Painten/Kelheim entwickelte einen speziellen Trockenbeton, der die notwendige Luftporenbildung aufwies, der TB C25/30 LP. Für die sichere Verbindung mit dem Untergrund aus Stampfbeton sorgte die SAKRET Mineralische Haftbrücke MHB.
  • Lieferlogistik: Am Eiskanal konnte kein ausreichendes Materiallager angelegt werden. Zum einen erlaubte es der Landschaftsschutz nicht. Zum anderen war im Zuge der Voruntersuchung deutlich geworden, dass der genaue Umfang der Schäden teilweise erst während der Baumaßnahmen beim Öffnen der Strömungskörper feststellbar sein würde. Somit waren die benötigten Materialmengen erst im Zuge der Arbeiten schrittweise bestimmbar.

Sakret sorgte dafür, dass Trockenbeton und Haftvermittler jederzeit bedarfsweise abgerufen und just-in-time in den benötigten Mengen angeliefert werden konnten.

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Sakret Beton
Bei manueller Verarbeitung musste der frische Trockenbeton in die frische Haftbrücke eingearbeitet werden. Foto: Sakret/Michael Bader

Damit die Wettkampfstätte für Profis und Amateure nicht vollständig geschlossen werden musste verblieben für die Arbeiten jeweils nur die Herbst- und Wintermonate. Unter der Leitung des Ingenieurbüros für Bauwesen Mühldorfer & Ullmann, Neusäß wurden für das Gesamtprojekt vier Lose geplant, die ab September 2017 jeweils von einer Firma übernommen wurden.

Für die formgetreue teilweise händische Modellierung der Strömungskörper mussten vor Beginn der Abbrucharbeiten entsprechende Lehren abgeformt werden. Ebenso kamen Höhenprofile zum Einsatz, die von Holzbrücken herabhingen.

Die eigentlichen Betonarbeiten an den Strömungskörpern unterteilten sich in mehrere Schritte:

  • Abtragen des Betons an den Schadstellen, bis fester Untergrund erreicht war: Wo loses Gefüge allerdings sehr tief reichte, verzichtete man auf einen vollständigen Abtrag. Hier ging man davon aus, dass der reprofilierte Beton bei entsprechender Schichtstärke ausreichend stabil sein würde, um zukünftige Schalen und Abplatzungen zu verhindern.
  • Nach der Oberflächenreinigung wurde zur Vorbereitung des Untergrunds die SAKRET Mineralische Haftbrücke MHB aufgetragen. Das angemischte Material wurde mit Bürsten oder harten Straßenbesen aufgetragen und eingebürstet, je Quadratmeter etwa 2 kg.
  • Auftragen des SAKRET-Trockenbetons TB C25/30 LP: Bei manueller Verarbeitung musste der frische Trockenbeton in die frische Haftbrücke eingearbeitet werden. Die Strömungskörper benötigten dabei eine Schichtdicke von mindestens 15 cm, um bei erneuten Unterspülungen ein Abplatzen zu verhindern.

Die Arbeiten wurden erschwert durch das kalte Winterwetter, das aus den Wehren durchdrückende Wasser sowie die Auflage, flankierenden Grünanlagen des Eiskanals zu schonen. Gegen die Kälte errichteten die ausführenden Firmen bedarfsweise beheizte Einhausungen über den frisch betonierten Strömungskörpern. Zum Schutz der ebenfalls denkmalgeschützten Zuschauertraversen verbrachte ein Kran mit 35-Meter-Ausleger das gesamte Material direkt in die Rinne.

Die Sanierung des Augsburger Eiskanals war ein vollständig gelungenes Projekt. Die Bauarbeiten blieben im Zeitplan und im Budget von knapp 21 Millionen Euro. Mit dem Ergebnis zeigten sich auch die Sportlerinnen und Sportler begeistert: Die Strecke sei schneller geworden und habe ein neues "Feeling", so die einhellige Meinung.

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