Conworld.biz

Virtuelle Baustellen als interaktives Online-Game

von:

Dr. Arno BLICKLINGund Ingo SLABY

Branchensoftware
Simulieren im Netzwerk mit zwei Cockpit-Simulatoren. Foto: Conworld.Biz

NÜRNBERG. – Man stelle sich vor, ein Bauprojekt würde mit virtuellen Ressourcen in einer real-virtuellen Baustellenumgebung von A bis Z quasi wie ein Com-puterspiel durchgespielt werden, bevores dann zur tatsächlichen Ausführung kommt? Klingt utopisch, aber es existieren erste Anzeichen, dass es zumindest aus maschinentechnischer Sicht bald zu erheblichen Fortschritten bei der interaktiven Simulation von Baustellen kommen wird. Als Technologietreiber fungieren dabei computergestützte Cockpit-Simulatoren, die sich an den Kabinen ihrer "echten" Vorbilder orientieren.

Auf der bauma 2010 in München warteten einige große Baumaschinenherstel-ler bereits mit Cockpit-Simulatoren ihrer Maschinen auf: man konnte Platz nehmen und verschiedene Maschinen ausprobieren. Grafik und Angebotsvielfalt hatten sich verbessert, aber es gab noch viel Luft nach oben in punkto Realitätsnähe, Preis-Leistungs-Verhältnis und Simulationsinhalte. Auf der Intermat 2012 in Paris zeigten einige Hersteller ihre Weiterentwicklungen, einige betraten das Neuland.

Es war jedoch festzustellen, dass das Thema in der Breite angekommen war und viele Hersteller das Potenzial ihrer Maschinen hinsichtlich der Nutzung der virtuellen Abbilder erkannt hatten. Neben den bisher spielerischen Aspekten in Marketing und Entertainment traten die Themen Ausbildung, Training und Sicherheit stärker in den Vordergrund. Die bauma 2010 war auch für das Baustellen-Simulations-Portal Conworld.biz ein Meilenstein, zumal dort erste Hersteller virtuelle Modelle ihrer Maschinen für das Online-Game lizenzierten. Im April 2012 ging dann das Portal offiziell mit einer ersten Version und zwei virtuellen Baustellen-Missionen (jeweils eine im Tiefbau und Hochbau) online.

Seitdem herrscht auf den Servern reges Treiben bei der Montage von Beton-Fertigteilen, beim Verlegen von Betonstahl, beim Gießen und Verdichten von Beton, beim Setzen von Schalungsplatten und natürlich beim Bewegen und Bearbeiten von Boden. Baumaschinen spielen dabei eine tragende Rolle und was klein anfing hat sich mittlerweile zu einem großen Maschinenpark weiterentwickelt. Krane, Pumpen, Bagger, Radlader, Walzen, Dozer, Betonmischer und weitere Maschinen kann der Anwender bewegen und vernetzt mit bis zu sieben anderen Anwendern gleichzeitig simulieren und spielen.

Die Resonanz war angesichts des bisher rein viralen Wachstums der Plattform beachtlich: seit April 2012 gingen über zwei Millionen Anfragen an das Portal und heute wartet die Webseite mit ca. 220 Besuchern täglich aus aller Welt auf. Es begeistern sich weltweit so viele Menschen für Baumaschinen, dass in Zukunft mit einem weiterhin steigenden Zulauf gerechnet werden kann. Baumaschinenhersteller sind in der glücklichen Lage, dass von ihren Produkten seit jeher eine große Faszination ausgeht. Fast jeder Hersteller bietet kleine Modelle seiner Maschinen im Maßstab 1:50 an. Die Virtualisierung der Welt rund um Baumaschinen war daher nur eine logische Konsequenz. Sie erlaubt es, die Maschi-nen im Netzwerk zu steuern und so deren Anwendung sichtbar und erlebbar zu machen. Wenn wir heute noch von "sozialen" Netzen sprechen, so könnten es in Zukunft die branchenbezogenen "beruflichen" Netze sein, die unseren nach wie vor stark analog geprägten Berufsalltag in die digitalen Welten virtueller Baustellen portieren, zum Beispiel im Rahmen einer Bauablaufplanung.

Die Dienste rund um das Portal Conworld.biz sind daher dreigeteilt: Zum einen wird das Baustellensimulationsspiel in der Basisversion als kostenlose Client-Server-Lösung angeboten. Nach erfolgter Registrierung steht die Software zum Download bereit. Zum zweiten werden die virtuellen Maschinen aus dem Spiel für Marketingzwecke genutzt. Es lassen sich gesonderte Games oder andere Medien zur Verteilung auf CD, USB-Sticks oder im Internet erstellen. Baumaschinenhersteller können so Ihre Produkte und das Firmenlogo über ein interaktives Medium bewerben. Zum dritten und letzten bieten die virtuellen Maschinen die Möglichkeit, Cockpit-Simulatoren zu entwickeln. Dazu bietet conworld.biz eigene Spezialhardware an, die es ermöglicht, quasi jedes Maschinen-Cockpit per USB an das Spiel anzuschließen. Der Anwender sitzt in einem Original-Sitz und bedient die Instrumente aus dem Original-Cockpit der Maschine oder zumindest solche Instrumente, die an jene aus der Ori-ginal-Kabine angelehnt sind. In punkto Spiel- bzw. Lerninhalte, Maschinenvielfalt und Vernetzung sind dem Anwender kaum Grenzen gesetzt. Im Rahmen der softwaretechnisch zu realisierenden Möglichkeiten, z. B. im Rahmen der physikalischen Möglichkeiten beim Verhalten von Maschine, Boden und Gegenständen, sind dem Anwender durchaus noch einige Grenzen gesetzt.

Die Simulatoren stellen in jedem Fall das gewinnbringendste Nutzungsszenario für Computerspiel-Technologien im Bauwesen dar: man kann Diesel sparen, schont die echte Maschine, ist wetterunabhängig und geht kein Verletzungsrisiko ein. Die Anzahl der Versuche ist wesentlich höher als im Feldversuch draußen. Daher eignen sich Cockpit-Simulatoren insbesonderefür Fahranfänger und junge Auszubildende. Andererseits wurden die Systeme auch schon im Reha-Bereich verkauft, um im Rahmen der physikalischen Therapie (Bewegungstherapie) zum Training der Feinmotorik eingesetzt zu werden. In überschaubarer Zeit ist aus einem Spielansatz heraus ein 'Serious Game' geworden, ein 'ernstes Spiel' oder besser ein Spiel mit einem auch ernst zu nehmenden Hintergrund, wenn man Ausbildung, Sicherheit oder die Genesung von Menschen in die Betrachtung einbezieht. Die Entwicklung von Produkten und Lösungen rund um interaktive virtuelle Baustellen hat gerade erst eingesetzt. Es ist zu erwarten, dass die großen Hersteller ihre Bemühungen, realistische Cockpit-Simulatoren zu entwickeln, weiter intensivieren werden.

Auf der Intermat 2012 in Paris konnte im Vergleich zur bauma 2010 bereits ein Quantensprung verzeichnet werden, sowohl was die Verbreitung bei den Herstellern als auch die Qualität hinsichtlich Grafik und Fahrgefühl angeht. Was bei Flugzeug-Piloten in der Ausbildung schon lange Realität ist, hält auch langsam Einzug in der Baubranche.

Bisheriges Fazit: die reale Maschine ist das Maß aller Dinge. Game-Technologien bieten vermehrt eine innovative und zukunftsweisende Ergänzung in den Bereichen Ausbildung und Marketing. Gut gemachte Simulationen und Simulatoren haben das Potenzial zur Kostensenkung bei Treibstoff und Abnutzung und punkten ebenso mit den klassischen Pro-Argumenten in der Simulation wie zum Beispiel Wetter- und Zeitunabhängigkeit, Anzahl und Taktung der Versuche oder Sicherheit. Auf der bauma 2013 wird das Thema Simulation bei einigen großen Herstellern zu sehen sein.

Auf der bauma 2013 wird Conworld.biz seine eigenen Lösungen in Halle B0 am Stand 14 im Rahmen des vom VDMA veranstalteten Events ThinkBig! präsentieren. Es werden ein Cockpit-Simulator sowie viele verschiedene virtuelle Baumaschinen gezeigt. Zusätzlich werden die Technologien von Conworld.biz in Kabinen-Simulator-en bei Sennebogen (Außengelände, Stand F712), Bauer (ebenfalls in Halle B0) und Komatsu (Außengelände im Zelt F5.512) zu sehen sein.

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