Deutscher Brückenbaupreis 2014

Nicht nur Preisträger gewinnen

Brückenbau
Nach wie vor wird bei der Verleihung des Deutschen Brückenbaupreises die Leistung des ganzen Teams um den verantwortlichen Bauingenieur gewürdigt. Foto: Fabian Hesse/bauingenieur24

DRESDEN (ABZ). - Am 10. März wurde in Dresden der Deutsche Brückenbau-preis 2014 in den beiden Kategorien Straßen- und Eisenbahnbrücken sowie Fuß- und Radwegbrücken verliehen.

Bereits zum fünften Mal seit 2006 durften sich zwei der sechs nominierten Ingenieurteams über die Auszeichnung der Bundesingenieurkammer (BIngK) und des Verbandes Beratender Ingenieure (VBI) freuen. "Es gewinnen hier nicht nur die Preisträger, sondern jeder, der nominiert ist." Hans Georg Reinke, Prüfingenieur sowie Dozent an der Fachhochschule Frankfurt und seit 2012 berufenes Mitglied der Fachjury für den Deutschen Brückenbaupreis, verweist mit diesem Satz auf die Ziele des Preises: die Würdigung ingenieurtechnischer Bauleistungen und eine erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit. "Alle Teilnehmer, die es in die engere Auswahl schaffen, können sich über einen entscheidenden Prestigegewinn freuen", ist sich Reinke sicher.

Trotz dieser Vorteile ist man sich innerhalb der Jury einig, dass die Reichweite und Öffentlichkeitswirkung des Preises ausgebaut werden müssen: "Als vor kurzem der internationale Pritzker-Preis vergeben wurde, war das in allen großen deutschen Tageszeitungen", zieht Manfred Curbach, Professor am Lehrstuhl für Massivbau der TU Dresden und Mitglied der Fachjury des Deutschen Brückenbaupreises, diesbezüglich den häufig bemühten Vergleich zwischen Bauingenieurwesen und Architektur. Beauftragte Planungsbüros und ausführende Unternehmen teilen sich mit der Arbeit auch den Erfolg des gemeinsam zustande gebrachten Bauwerks.

Alle Beteiligten scheinen sich stets bewusst zu sein, dass sie das jeweilige Projekt nicht allein zu verantworten haben. 2006, dem Jahr der ersten Auszeichnung, habe ausschließlich das Bauwerk im Fokus des Interesses gestanden, erinnert sich Roland von Wölfel: "Das unterschied den Preis zunächst von ähnlichen im Bereich der Architektur." Mittlerweile rückten die Köpfe hinter den Brückenbauten mehr und mehr ins Rampenlicht. Wölfel sieht darin eine positive Entwicklung: "Ein bisschen mehr Show muss sein, das hat man gelernt." Gleiches bestätigt auch Jost Hähnel von der Bundesingenieurkammer. Er wünscht der Branche grundsätzlich ein stärkeres Selbstbewusstsein im öffentlichen Auftreten: "Es ist nicht immer leicht, von den Teams einen einzelnen, maßgeblichen Ingenieur als Empfänger des Preises genannt zu bekommen." Oftmals mischten sich dann auch Architekten in den Kreis der Nominierten. Und das ist in Hähnels Augen ein Nachteil: "Der Preis soll den Bauingenieuren vorbehalten bleiben und sie gerade von den Architekten abheben."

Nicht zuletzt aus diesem Grund verzichte man auf eine finanzielle Dotierung. Den positiven Effekt des ideellen Preises sehen die Auslober vor allem in der Förderung der öffentlichen Wahrnehmung des einzelnen Ingenieurs, welche nach Einschätzung Hähnels mit Geld nicht zu gewinnen wäre: "Das große Interesse der fachlichen und politischen Prominenz zeigt, dass alle Preisträger nach der Verleihung tatsächlich mit einem höheren Bekanntheitsgrad rechnen können." Dass der Preis nicht unbedingt sofort und in jedem Fall für mehr Aufträge und stärkeren Umsatz sorgt, kann Frank Ehrlicher gut einordnen. Der 2012 für seine "Blaue Welle", eine Fuß- und Radwegbrücke im sächsischen Flöha, ausgezeichnete Bauingenieur gibt sich gelassen: "Es handelt sich ja hier nicht um den Nobelpreis." Zur Selbstwahrnehmung seines Berufsstands gehört es, dass er mit dem Symbol seiner erfolgreichen Ingenieurskunst nicht hausieren geht. Lieber lasse er die Trophäe in Ruhe in seinem Arbeitszimmer stehen. Dort allerdings gut sichtbar für jeden Besucher, wie er sagt. Die entscheidenden Kriterien für den Gewinn des Deutschen Brückenbaupreises haben sich in den letzten acht Jahren nicht verändert: "Es geht nach wie vor um Innovationen im Brückenbau, die durch ihre Gestaltung einen positiven Beitrag zur Brückenlandschaft leisten", erklärt Hans Georg Reinke.

Der Erhalt von Bestandsbrücken rücke darüber hinaus in den Vordergrund. "Die Bedürfnisse sind hier einfach enorm", nennt Reinkes Jurykollege Manfred Curbach den Grund, warum die Verleiher des Deutschen Brückenbaupreises sich diesem Thema öffnen. Mit der erstmaligen Nominierung einer instand gesetzten Brücke in diesem Jahr habe man verstärkt Werbung für den Umbau von Altbrücken mittels neuartigem Know-how machen wollen, heißt es aus der Jury.

Demnach sollen Bauingenieure und ihre Büros durch die neue Fokussierung animiert werden, sich vermehrt dem Erhalt und der technischen Verstärkung bestehender Brücken zu widmen. Zu dieser neuen Ausrichtung des Deutschen Brückenbaupreises passt es, dass auch dessen Schirmherr, das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, den Investitionsstau im Bereich der Brückensanierung beenden will. Allein 2014 würden für die Erhaltung von Brücken, Tunneln und sonstigen Ingenieurbauwerken 950 Mio. Euro zur Verfügung gestellt, sagte ein Sprecher dem Informationsdienst bauingenieur24.

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