"Einmalige Chance"
Vor Stuttgart 21-Baustopp gewarnt
ULM (dpa). - Der Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner (SPD) und das ehemalige Stuttgarter Stadtoberhaupt Manfred Rommel (CDU) haben eindringlich davor gewarnt, das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 zu stoppen. "Das würde nur bedeuten, dass wir um 30 Jahre zurückgeworfen würden, einen weiteren schmerzensreichen Gang durch die Institutionen vor uns hätten und dass das Geld in Verkehrsprojekte anderer Länder flösse", sagte Gönner der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Aus Sicht von Rommel bietet das Vorhaben die "einmalige Chance einer grundlegenden Verbesserung des Schienenverkehrs und der Wirtschaftsstruktur", die nicht in den Wind geschlagen werden sollte. Er mahnte in einem offenen Brief die Bürger, das "unverzichtbare" Projekt zu akzeptieren. Der 81-Jährige zeigte sich an-gesichts der Massenproteste gegen das 4,1 Milliarden Euro teure Bahnvorhaben überrascht: "Eigentlich habe ich gedacht, dass Stuttgart 21 im Ganzen freundlich begrüßt wird." Sein Appell war über das Kommunikationsbüro der Projektträger verbreitet worden.
Gönner betonte, das Projekt sei stets offen kommuniziert worden und demokratisch vielfach legitimiert. Es gehöre auch zum Rechtsstaat, dass sich der Bauherr, in diesem Fall die Bahn, auf demokratische Entscheidungen verlassen könne. Den Gegnern des Projekts warf Gönner vor, sich in "philosophischen Erwägungen" zu ergehen und nur so zu tun, als hätten sie eine Alternative. Insbesondere die Haltung des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer (Grüne), der das vom Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) unterstützte Projekt ablehnt, kritisierte Gönner als "unter Kollegen eher unüblich". Palmer war kürzlich bei der Anti-Stuttgart-21-Demonstration am Stuttgarter Bahnhof Hauptredner.
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