Einrüstung auf der Zugspitze

Gerüstbau auf 2962 Metern Höhe

Zugspitze (ABZ). – Höhentauglich sollte jeder Gerüstbauer sein. Es wäre ungünstig, Angst vor dem eigenen Arbeitsplatz in luftiger Höhe zu haben. Respekt, immer – Angst, besser nicht.
MJ-Gerüst Gerüstbau
Die Königlich Bayerische Meteorologische Hochstation Zugspitze vom Deutschen Wetterdienst wurde für die anstehenden Fassaden- und Dachsanierungsarbeiten eingerüstet. Foto: MJ-Gerüst

Und doch war einer ihrer letzten Aufträge der Jungs von Gerüstbau Hundegger aus Benediktbeuren eine ganz besondere Herausforderung an ihre allgemeine Höhentauglichkeit. Denn dieses Mal ging es nicht auf 12, 24 oder 64, sondern direkt hoch hinaus auf 2962 m. Die Zugspitze ist der höchste Gipfel des Wettersteingebirges und gleichzeitig Deutschlands höchster Berg. Die Königlich Bayerische Meteorologische Hochstation Zugspitze vom Deutschen Wetterdienst zeichnet dort oben rund um die Uhr Wetterdaten auf. Diese Station gibt es bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts an dieser Stelle.

Die rauen klimatischen Bedingungen auf Deutschlands höchstem Gipfel machen regelmäßige Reparaturarbeiten notwendig. Für die anstehenden Fassaden- und Dachsanierungsarbeiten an der Wetterstation wurden die Jungs von Hundegger zu Hilfe gerufen. "Unsere Aufgabe bestand darin, ein Fassadengerüst mit Dachfang zu errichten", so Michael Baindl, Gerüstbauermeister bei Hundegger. "Technisch war das relativ kleine Gerüst keine große Herausforderung, der Aufbau-Ort machte es aber zu einem einmaligen Auftrag."

Bei dem Schutzgerüst in Lastklasse 3 in der Breite W06 fiel die Wahl auf MJ-OPTIMA, das modulare Fassadengerüst mit integriertem, voreilendem Geländer. "Der integrierte Seitenschutz ist generell eine fantastische Sache", so Michael Baindl. "Man ist nicht auf PSAgA oder MSG angewiesen, kann gleich in der nächsten Lage weiterarbeiten." Was unten im Tal schon ein Vorteil ist, ist es auf über 2900 m erst recht. Denn jedes zusätzliche Bauteil bedeutet für den Gerüstbauer auf der Zugspitze einen größeren logistischen Aufwand.

Morgens um 7:30 Uhr fährt die erste Gondel der Zugspitzbahn an der Talstation am Eibsee hinauf zum Gipfel. Mit an Bord sind dann alle Mitarbeiter, die zu ihren Arbeitsplätzen fahren, zusätzlich aber auch Nachschub an Kaffee, Softdrinks und zahlreichen bayerischen Spezialitäten. Denn täglich zieht es nicht selten bis zu 1500 Besucher hinauf auf den Berg, die dort die gastronomischen Betriebe aufsuchen und die Aussicht genießen. Die zweite Gondel fährt schon eine halbe Stunde später hinauf. Es war Anfang Juni, als sie jede Menge fabrikneues Gerüstmaterial von MJ-Gerüst mit an Bord hatte. Platzsparend in Rungenpaletten verpackt, wurde das Material von Mitarbeitern der Zugspitzbahn in der Gondel platziert. Der wenige, übriggebliebene Platz war für die Gerüstbauer reserviert.

Nur zehn Minuten dauert die Fahrt mit der Bergbahn. In dieser kurzen Zeit reisten die Gerüstbauer jedoch in eine völlig andere Welt. Während unten an der Talstation Badetemperaturen herrschten, begrüßte der Gipfel die Männer bei dichter Wolkendecke und Temperaturen um die 0 °C. Dank barrierefreiem Zugang konnte das Gerüstmaterial problemlos bis direkt vor die Fassade der Wetterstation befördert werden. Gerüstbauermeister Michael Baindl: "Generell ist der Transport in Paletten ein Vorteil. Sperrige Rahmen in der Bergbahn zu transportieren, hätte auch zu Problemen führen können." Die Planung der Baustelle am Computer und die Zusammenstellung der Materialliste erfolgten als Service der MJ-Gerüst GmbH. Auch wenn der Materialbedarf für das relativ kleine Schutzgerüst nicht riesig war, so hätte jedes fehlende Teil eine lange Verzögerung beim Aufbau zur Folge.

Aufgebaut wird MJ OPTIMA wie ein herkömmliches Modulgerüst. Es unterscheidet sich zum MJ COMBI jedoch durch den stärker ausgebildeten Rohrverbinder, der dem modularen Fassadensystem einen stabileren Stand verleiht. Die Geländer werden mit dem bekannten Kippstift-System befestigt und gewährleisten sofort sichtbar Sicherheit.

"Meine Jungs bauen das System heute zum ersten Mal auf", so Michael Baindl. "Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit läuft das aber bereits wie geschmiert." Beläge, Geländerholme und Bordbretter konnten für diese Baustelle aus dem Hundegger-Bestand entnommen werden. Die Bauteile aus dem MJ UNI-Baukasten passen problemlos im OPTIMA metric-System. Lediglich Stiele und Riegel wurden aus Plettenberg angeliefert.Eigentlich ist so eine Baustelle in zwei bis drei Stunden fertig gebaut, doch in 2962 m Höhe herrschen eigene Gesetze.

Jede körperliche Anstrengung ist in der dünnen Höhenluft eine Belastung. Denn der Luftdruck nimmt pro 1000 Höhenmeter (hm) um 10 bis 15 % ab. Die Sauerstoffkonzentration im Blut sinkt ebenfalls um 10 % pro 1000 hm. So nimmt der Sauerstoffgehalt in Blut und Gewebe im Falle der 2962 m hohen Zugspitze um bis zu 25 % ab. Im Normalfall versucht der Körper so rasch wie möglich das geringere Sauerstoffangebot der Höhenluft auszugleichen. Schon in körperlichen Ruhephasen beschleunigen sich so Atmung und Herzschlag, der Blutdruck steigt. Demnach mit erhöhtem Blutdruck – äußerlich aber ganz ruhig und gelassen – errichteten die Hundegger-Jungs das OPTIMA-Schutzgerüst unter den gegebenen Umständen in Rekordzeit. "Es hat alles sauber gepasst", resümiert Michael Baindl. "Zum Mittag sind wir wieder unten im Tal." Eigentlich schade, denn erst nachdem die Hundegger-Buam das Gerüst fertiggestellt und mit der nächsten Gondel hinuntergefahren waren, öffnete sich der Himmel über der Zugspitze und gab den Blick frei auf 400 zum Teil schneebedeckte Gipfel und ein nagelneues MJ OPTIMA-Gerüst.

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