Erweiterung des Wiener Krematoriums

Neue Feuerhalle eingeweiht

Wien/Österreich (ABZ). – An der Simmeringer Hauptstraße im südöstlichen Teil von Wien befindet sich die Feuerhalle Simmering. Sie wurde 1922 erbaut und ist das erste in Österreich errichtete Krematorium. Kennzeichnend für den von Clemens Holzmeister konzipierten Bau ist der klare expressionistische Stil, in den sich aber auch orientalische Einflüsse mischen.
Hallenbau
Kennzeichnend für den Erweiterungsbau ist die Gebäudehülle aus Liapor-Leichtbeton in bis zu 60 cm Stärke. Foto: projektCC zt

Um der steigenden Nachfrage nach Feuerbestattungen gerecht werden zu können, lobte die Friedhöfe Wien GmbH 2019 einen europaweiten Architektenwettbewerb zur Erweiterung der Anlage aus. Durchsetzen konnten sich die Architekten vom Grazer Büro projektCC zt gmbh mit einem zweistöckigen Bau an der Nordseite des Bestandsensembles. "Das Gebäude nimmt eine eigenständige Position in der umgebenden Parklandschaft ein und greift das für die Gesamtanlage charakteristische Prinzip der Achsialsymmetrie auf", erklären die Architekten Harald Kloiber und Christian Tabernig. "Die kubische Gliederung als raumbildendes Gestaltungsprinzip wird fortgeführt und neu interpretiert. Differenzierte Vor- und Rücksprünge sowie die ausgewogene Höhenstaffelung gliedern das Gebäude und beziehen sich auf den Bestand."

Gemäß des gewählten Gliederungsprinzips ist die Raumabfolge im oberen, öffentlichen Gebäudeteil klar organisiert. Den Zugang zum Neubau gewährt der vorgelagerte Hof, der gleichsam trennend wie verbindend zwischen Bestand und Neubau wirkt. Von hier gelangt man ins Foyer und anschließend in den zentralen, für 120 Personen ausgelegten Verabschiedungsraum. Sein Inneres ist wie das Foyer mit Akustikputz belegt. An sämtlichen Außenflächen zeigt sich dagegen – wie auch in den Technikräumen des Untergeschosses – die reine, unverfälschte Sichtbetonoptik des Liapor-Leichtbetons, mit dem die gesamte Gebäudehülle in 50 bis 60 cm Stärke errichtet wurde. "Der Leichtbeton erzeugt eine ganz eigene, sinnliche Ästhetik", so Christian Tabernig. "Man kann sich der haptischen Wirkung und Erscheinungsform des rohen Materials nicht entziehen, es stimuliert die Wahrnehmung."

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Differenzierte Vor- und Rücksprünge gliedern den Neubau und beziehen sich auf den benachbarten Denkmalbau. Foto: projektCC zt

Die besondere Ästhetik des Liapor-Leichtbetons, der auch als Dämm- oder Isolationsbeton bezeichnet wird, war aber nicht der einzige Grund für die Baustoffwahl: "Die monolithische Gebäudehülle aus Liapor-Leichtbeton ist an die Bauweise des Bestands angelehnt und vereint mehrere Funktionen in sich. Sie dient einerseits als Tragwerk und bietet die statisch erforderliche Festigkeit. Sie sorgt andererseits durch die geringe Wärmeleitfähigkeit der zugeschlagenen Liapor-Blähtonkugeln für die nötige Energieeffizienz des Gebäudes, wobei die Gebäudehülle auch den passiven Sonnenenergie-Eintrag ermöglicht", erläutert der Architekt. Dazu kommt die Diffusionsoffenheit der enthaltenen Liapor-Blähtonkugeln, die in Kombination mit dem atmungsaktiven Putz auf ganz natürliche Weise ein ausgeglichenes Raumklima erzeugen. Auch die ökologische Wertigkeit des Baustoffs Liapor-Leichtbeton war entscheidend: "Der zu 100 Prozent mineralische Baustoff ist wartungsfrei, langlebig und somit nachhaltig. Er kann im Gegensatz etwa zu Verbundwerkstoffen am Ende seiner Lebensdauer verhältnismäßig einfach im Sinne des Zero-Waste-Prinzips wiederverwertet werden", betonen die Architekten.

Zwischen Sommer 2021 und Frühjahr 2022 erfolgte der Rohbau des Erweiterungsbaus. Insgesamt wurden rund 620 m³ Liapor-Leichtbeton vom Typ LC12/13D1.2 verarbeitet. Als Betonlieferant fungierte die Aichinger Beton- u. Schotterwerke GmbH in Göllersdorf, die Bauausführung übernahm die Granit Bauunternehmung GmbH. Die Betonage mittels Schüttkübeln war dabei durchaus anspruchsvoll: "Die starken jahreszeitlich bedingten Temperaturunterschiede waren herausfordernd, da die Betonkonsistenz und das Abbindeverhalten immer genau darauf abgestimmt werden mussten", berichtet Harald Kloiber. "Herausfordernd war auch die sorgfältige, präzise Ausführung der Schalungseinlagen etwa für die Fenster, Gesimse und Auflager, um optisch ansprechende Betonierabschnitte zu generieren. Dank des großen Engagements aller Beteiligten, die viel Herzblut in das Projekt steckten, konnte die Leichtbetonhülle jedoch in einem Zeitfenster von circa acht Monaten wie geplant realisiert werden." Eine vorab erstellte Musterwand diente zur Sicherung der gewünschten Qualität der Leichtbetonflächen. Nach insgesamt zweijähriger Bauzeit konnte die neue Feuerhalle im März 2023 passend zum 100-jährigen Jubiläum des bestehenden Krematoriums eingeweiht werden. "Es war ein sehr spannendes und anspruchsvolles Projekt, doch wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis", so das Fazit der Architekten. "Der Erweiterungsbau bietet die geforderte Kapazitätserweiterung, fügt sich adäquat ins Bestandsensemble ein und verleiht dem zumeist emotional herausfordernden, in jedem Falle aber besonderen Moment des Abschiednehmens einen würdigen und unaufdringlichen Rahmen."

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