KOMMENTAR
Showtime
von:Rainer Oschütz
Es ist wieder Showtime auf der ewigen Baustelle des Berliner Großflughafens. Hartmut Mehdorn verlässt den "Unvollendeten" und lobt sich natürlich selber. Nun übergebe er "ein bestelltes Haus und ein jetztgut organisiertes Großprojekt", tönte er in einem Interview. Er setzte noch einen drauf und meint: "Jetzt können es auch andere."
Man konnte es vorhersehen: Der als "Überflieger" bekannte Ex-Manager der Deutschen Bahn und gescheiterte Retter der angeschlagenen Fluggesellschaft Air Berlin, der auch lange Airbus-manager war, hat zum Abschluss seiner Karriere wiederum für einiges Aufsehen gesorgt. Den Karren aus dem Dreck der wohl größten deutschen Problembaustelle zu ziehen, war für ihn jedoch nur teilweise von Erfolg gekrönt.
Wenn sich allein mit Attacken und großmäuligen Sprüchen eine Baustelle vorantreiben ließe, dann wäre der neue Großflughafen bereits fertig. Vielleicht hat sich Mehdorn ja auch bei seinem Abgang an seine Worte vor Beginn seiner Tätigkeit erinnert: Er sei sich darüber im Klaren, dass das Flughafenmanagement "sowohl im Hinblick auf Kosten als auch auf die Terminfrage nur noch einen Schuss frei habe" – den hat er wohl längst abgeben müssen . . .
Doch ist das wohl kein Grund, sich auf die eigenen Schulter zuklopfen. Das gilt ebenso für die verantwortlichen Politiker, die einst im Aufsichtsrat mit Unkenntnis und Durchhalteparolen "glänzten". Tatsache ist, die Flugzeuge bleiben weiterhin weg, und die Kosten des Prestigeobjektes sind noch lange nicht abzusehen.
Man darf gespannt sein, wie sich der ehemalige Bombardier-Manager Karsten Mühlenfeld als Mehdorn-Nachfolger auf dem "Schleudersitz" einrichtet. Spannend dürfte es auch werden, ob sich der Neue gegenüber der Politik behaupten kann. Ohne die notwendige Durchsetzungskraft im "berlin-brandenburgischen Polittheater" lässt sich ein solches Bauvorhaben, das bisher durch Pleiten, Pech und Pannen gekennzeichnet war, nicht vollenden – das musste letztendlich auch Mehdorn akzeptieren.
ABZ-Stellenmarkt
