Kommentar

Verkehrte Welt

von: Kai-Werner Fajga

Der Baubranche geht es seit langer Zeit gut. Pandemie-Auswirkungen wie in anderen Wirtschaftszweigen gibt es nicht, das Geschäft läuft gut, es wächst – und zwar kontinuierlich. Doch jetzt droht Gefahr von unerwarteter Seite. Erhöhte Nachfrage und Probleme in der Lieferkette heißen die neuen Gründe möglichen Unheils. Logistikprobleme? Wir erinnern uns – ein (einziger) Frachter stellte sich im Suez-Kanal quer. Das genügte, um in der Automobilindustrie Bänder anzuhalten oder Zwangsurlaube anzuordnen. Erhöhte Nachfrage? Sonst jubelt die Exportnation "D" bei solchen Vorzeichen. Nach Jubeln ist aktuell niemandem zumute. Verbände nennen Holz, Kunststoffe, Baumaterial und Stahl als Rohstoffe, an denen es mangelt. So sehr, dass Baustopps und Kurzarbeit drohen. Und die sonst üblichen Markt-gesetze, nach denen jegliche Ware schnell teurer wird, wenn sie erst einmal das Prädikat "rar" verdient, funktionieren noch immer und schlagen nun voll in der Branche durch: Preissteigerungen zwischen 20 und 300 Prozent innerhalb kurzer Zeit wurden bei verschieden Baumaterialien gemeldet. Schlimmer noch wiegt, dass Lieferfristen nicht eingehalten oder monatelang verschoben werden. Da werden gründlichste Kostenkalkulationen innerhalb von Wochen zur Makulatur und führen im schlimmsten Falls zu Verlusten bei Unternehmen, die die Steigerungen nicht weiterreichen können. Doch wie navigiert man aus einer solchen Situation? Verbände empfehlen, gemeinsam mit Auftraggebern, Herstellern und Lieferanten partnerschaftliche Lösungen zu finden, Fristen zu verlängern oder verstärkt auf alternative Bauweisen zu setzen. Das hört sich nach einem Königsweg an, in der Praxis wird das in vielen Fällen nicht ausreichen. Oder sich nicht umsetzen lassen. Ebenso wenig, wie geforderte Förderprogramme. "Ultima ratio" wären "temporäre Exportbeschränkungen", schlug Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) vor. Ein radikaler Schritt für eine Exportnation, denn solche Aktionen fordern immer Reaktionen heraus. Weitere, tragfähige Vorschläge gibt es aktuell nicht. Bleibt also für den Moment nur: Aussitzen, und auf Entspannung hoffen. Letztere wird zumindest kurzfristig nicht eintreten, da Konjunkturen auch in anderen Ländern anziehen und die Nachfrage an Rohstoffen hoch ist und bleibt. Wir müssen uns also offenbar auch in der Bauwirtschaft mit dem Gedanken anfreunden, dass eben nicht alles immer und überall zur Verfügung steht, oder möglich gemacht werden kann – trotzdem das Geschäft brummt. Sicher ist momentan nur: Alles wird teurer. Aber das sind wir ja gewohnt.

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