Mall lud nach Donaueschingen ein

Zwei Tage rund um die Regenwasserwirtschaft

von: Christoph Scholz
Donaueschingen. – Der Entwässerungstechnik-Hersteller Mall hatte im Juni zu einem Presseevent rund um das Thema "Klimaanpassung im urbanen Raum – intelligente Konzepte für den Umgang mit Regenwasser" eingeladen. Die ABZ war vor Ort, konnte einen Blick in die Produktion am Standort Donaueschingen werfen und die Verwendung der dort hergestellten Produkte begutachten.
Mall Entwässerung und Grundwasser
Die Vertreter der an der Presseveranstaltung beteiligten Unternehmen: Markus Böll und Martin Lienhard (beide Mall GmbH, v. l.), Dieter Schenk (ZinCo GmbH), Alexander Schmid (Architekt), Andreas Leissler (Kronimus AG) und Christoph Schulze Wischeler (Mall GmbH) zeigten das neue Vereinsheim vor Ort. Foto: Mall

Der erste Tag stand im Zeichen der Fachvorträge und schloss am Abend mit der erstmaligen Verleihung des Mall-Umweltpreises Wasser. Zum Einstieg unterstrich Mall-Geschäftsführer Christoph Schulze Wischeler die wichtige Rolle dezentraler Lösungen für Regenwasser und Abwasser und gab einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen und Aussichten der Mall GmbH.

Als anerkannter Experte aus dem Bereich der Wasserinfrastruktur zeigte im Anschluss Stephan Ellerhorst von der Sweco GmbH, einem international tätigen Architektur- und Ingenieurbüro, im Anschluss, wie urbane Räume an Klimaveränderungen angepasst werden können. Grundlegend sei dafür zum einen das Prinzip der Schwammstadt, bei dem möglichst viel Regenwasser an Ort und Stelle gehalten und dann zur Versorgung von Böden und Vegetation, zur Hitzevorsorge und zur Erhaltung einer lebenswerten Umwelt verwendet wird. Zum anderen gehe es darum, einen möglichst naturnahen Wasserhaushalt auch in den Städten zu erreichen, wenn Wasser verdunste, versickere und so zur Neubildung von Grundwasser zur Verfügung stehe. Wie die für eine Klimaanpassung notwendigen Komponenten einer blau-grün-grauen Infrastruktur eingesetzt und miteinander kombiniert werden können, verdeutlichte Ellerhorst anhand von Best-Practice-Beispielen.

Siedlungswasserwirtschaft

Einen Einblick in die Siedlungswasserwirtschaft lieferten zwei der Preisträger des Mall-Umweltpreises Wasser: Florian Wilhelm und Andreas Lebmeier. Wilhelm beschäftigte sich in seiner Bachelorarbeit an der TU Kaiserslautern mit der Bemessung von Anlagen zur Regenwasserbewirtschaftung mit dem Ziel der Regenwassernutzung und Grundwasseranreicherung. Andreas Lebmeier entwickelte hingegen im Rahmen seiner Masterarbeit an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen mit der Energiezisterne ein komplexes Modell zur Bemessung einer dezentralen Niederschlagswasserbehandlung auf Quartiersebene.

Anschließend stellte Mall-Pressesprecher Markus Böll die Ergebnisse der nach 2020 nun zum zweiten Mal durchgeführten Marktbefragung der Mall GmbH zum Umgang mit Regenwasser in Deutschland, Österreich und der Schweiz vor, an der im Frühjahr 2023 insgesamt 6144 Personen aus Architektur- und Ingenieurbüros, Handwerk, Behörden, Hochschulen und dem Baustofffachhandel teilgenommen hatten.

"77 Prozent der befragten Architekten, Ingenieure und Behördenvertreter sehen die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung positiv", betont Böll. Deshalb würden insgesamt 99 Prozent der Umfrageteilnehmer auch eine steigende oder zumindest gleichbleibende Nachfrage bei Maßnahmen der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung erwarten. Die ungleiche Verteilung des Regenwassers zwischen Starkregen und Trockenperioden spiegele sich auch in den Topthemen der Zukunft wider: In der Umfrage stehen die Themen Regenwassernutzung (plus 5 Prozent gegenüber 2020) und Umgang mit Starkregen bei den Befragten ganz oben. So ist es auch der Ausgleich zwischen Wasserüberschuss und Wassermangel, der von 73 Prozent der Befragten als größte Chance bei den Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung angesehen wird; gefolgt von einem verbesserten Stadtklima (62 Prozent).

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Mall Entwässerung und Grundwasser
Schaute in die Röhre: Martin Lienhard (Leiter der technischen Abteilung bei Mall) erläuterte den Besuchern vor Ort die Funktionsweise von Regenwasser- und Pelletspeicher. Foto: Christoph Scholz

Im Anschluss an die Vorträge führte Mall durch das örtliche Produktionswerk, in dem Stahlbeton-Behälter von 1 bis 3 Metern Durchmesser gefertigt werden. Diese bilden dem Unternehmen zufolge die Grundlage aller anderen Mall-Produkte. Betriebsleiter Dominic Gantert erläuterte den Prozess von der Fertigung des Drahtgestells über das Eingießen des Betons bis hin zum fertigen Produkt. Auch Teile von Großbehältern präsentierte Gantert. "Eines dieser Teile wiegt bereits über 20 Tonnen und kann nur mit zwei Kranen bewegt werden", betont der Betriebsleiter.

Umweltpreis Wasser verliehen

Am Abend verlieh die Robert-Mall-Familienstiftung dann ihren Umweltpreis Wasser. Dr. Liliane Manny und Dr. Pablo Alberto Vega Garcia konnten für ihre Dissertationen je 4000 Euro in Empfang nehmen. Für ihre Masterthesis wurden Franziska Gehring, Kim Noelle Lange mit 2000 sowie Andreas Lebmeier mit 3000 Euro bedacht. Als einziger Preisträger im Bachelor-Segment konnte Florian Wilhelm 1000 Euro entgegennehmen.

Das aktuelle Bauvorhaben des SSC Donaueschingen, das am zweiten Tag der Veranstaltung im Mittelpunkt stand, passt dem Veranstalter zufolge genau in die aktuelle Diskussion über den korrekten Umgang mit Regenwasser und Starkregenereignissen und ist ein Pilotprojekt der Firmen Mall und ZinCo: Beim Neubau des Vereinsheims wurde laut den Beteiligten darauf geachtet, dass der Wasserhaushalt nach der Bebauung in seiner Verteilung zwischen Verdunstung, Nutzung und Versickerung etwa dem vor der Bebauung entspricht und kein Regenwasser ungenutzt vom Grundstück abgeleitet wird. Das Gebäude habe deshalb ein Klima-Gründach, das über eine intelligente Steuerung mit einer unterirdischen Zisterne verbunden ist. Das gesammelte Regenwasser wird für die Dachbewässerung und die Toilettenspülungen genutzt, überschüssiges Wasser versickert über Sickerkammern aus Porenbeton im Untergrund.

Regenwasser, das auf den Außenflächen anfällt, versickert über wasserdurchlässige Pflasterflächen ebenfalls direkt. Architekt Alexander Schmid stellte das von ihm geplante Bauvorhaben insgesamt vor, ZinCo-Geschäftsführer Dieter Schenk, Andreas Leissler, Leiter Anwendungstechnik der Kronimus AG, sowie Martin Lienhard, Leiter der technischen Abteilung bei Mall, zeigten die beim Neubau zum Einsatz gekommenen Komponenten und weitere Möglichkeiten für einen zukunftsweisenden Umgang mit Niederschlagswasser mit einer anschließenden Führung vor Ort.

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