Mauerwerk
Wohngebäude massiv aufgestockt
Die Architekten, strebten dabei eine umfassende und nachhaltige Aufwertung der Wohnhäuser an: Die bestehenden Gebäude sollten mithilfe einer neuen Außendämmung energetisch in KfW-55-Häuser überführt, sämtliche Wohnungen vollständig saniert und mit Balkonen ausgestattet werden. Darüber hinaus sahen die Pläne vor, die Dächer mit Solar-Anlagen zu versehen und die einzelnen Gebäude jeweils um ein Voll- sowie ein Dachgeschoss aufzustocken. Die Grundlage für die Entscheidung zur Aufstockung lieferte das Ingenieurbüro Fislage aus Ochtrup, das mit seinen Berechnungen zur Statik maßgeblich zum Gelingen des Projekts beitrug. Nachdem sich das Mauerwerk der Bestandsbauten nach statischer Begutachtung als tragfähig genug für die geplante Wohnraumerweiterung erwies, begannen im Februar 2018 die Arbeiten am ersten Mehrfamilienwohnhaus in der Dreizehnerstraße. Um die Belastungen für die Bewohner möglichst gering zu halten, waren vor allem die Arbeiten in den Wohnungen eng getaktet. Parallel dazu starteten die Vorarbeiten für die Aufstockung des Gebäudes, die die Anzahl der Wohnungen von 32 auf 48 erhöhte. Als "bekennende Massivbauer" entschied sich das Team um Martin Varwick für das großformatige Bausystem KS-Plus, um die geplante Erweiterung zu realisieren: "Kalksandstein bietet den idealen Brandschutz, was bei der Höhe der neuen Wohnungen von großer Bedeutung ist.
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Außerdem ist der Schallschutz hervorragend und die Steine sehr belastbar", wie der Bürogründer erklärt. Mit der Entscheidung für die vorgefertigten Wandbausätze wählten die Architekten eine Lösung, die wie gemacht scheint für das Bauen im Bestand – zumal, wenn dieser über den gesamten Zeitraum hinweg bewohnt bleibt: Die Regelelemente werden entsprechend der zuvor erfolgten Planung des Architekten durch individuell zugeschnittene Pass- und Ergänzungselemente komplettiert und vorkonfektioniert an die Baustelle geliefert. Dadurch entfallendie längeren Lagerzeiten und das aufwändige Sägen der Steine vor Ort. Ergänzt werden die zeitsparenden Arbeitsabläufe auch durch die Vorteile der funktionsgetrennten KS-Bauweise.
Während durch die Dämmung alle der nun fünf Stockwerke energetisch auf den gleichen Stand gebracht wurden, entschied sich das Steinfurter Büro in Bezug auf die Fassade für einen selbstbewussten Umgang mit der Aufstockung: Der Bestand wurde in neutralem Weiß verputzt, die neuen Etagen dagegen wurden mit einer vorgehängten, hinterlüfteten Fassade aus hellblauen, rechteckigen Paneelen verkleidet, die der Gebäudehülle Struktur und eine freundliche Anmutung verleihen.
Die für die Bewohner vielleicht wichtigste Neuerung wurde auf der von der Straße abgewandten Seite des Mehrfamilienhauses umgesetzt: Alle Wohnungen erhielten Balkonausbauten und wurden damit noch einmal deutlich aufgewertet. Schnell stellte sich heraus, dass dieser Anbau allen Beteiligten zugutekam: "Es wurde von Block zu Block einfacher, die Mieterinnen und Mieter von den Sanierungsarbeiten zu überzeugen", erzählt Martin Varwick:
"Alle freuen sich über neue Balkone!" Denn nach der erfolgreichen "Premiere" folgten die weiteren Gebäude des Bauvereins in der Dreizehnerstraße. Aktuell wird bereits der dritte Wohnblock saniert und aufgestockt, der vierte wird seit Anfang des Jahres runderneuert. Für alle gilt: Dank der energetischen Sanierung und den damit verbundenen Förderungen und Zuschüssen konnte das Mietniveau stabil gehalten werden.
Dass das Thema Aufstockung damit für sein Büro nicht abgeschlossen ist, davon ist Varwick überzeugt: "Eine solche Lösung ist für Großstädte selbstverständlich, aber auch in Kleinstädten sinnvoll. Der Ansatz ist ökologisch, stärkt gewachsene Strukturen und reduziert den Flächenbedarf für neuen Wohnraum."
Was die Möglichkeiten anbetrifft, geben die Zahlen ihm auf jeden Fall recht: Auf 2,7 Millionen zusätzliche Wohneinheiten schätzen ForscherInnen der TU Darmstadt und des Pestel-Instituts in Hannover das Potenzial durch Aufstockungen in Deutschland in einer 2019 veröffentlichten Studie. Allein 1,1 bis 1,5 Millionen davon könnten auf Wohngebäuden der 1950er- bis 90er Jahre entstehen. Mit seinem Produktprogramm bietet KS-Original, der Markenverbund mittelständischer Kalksandsteinhersteller, vielfältige Lösungen für das Bauen im Bestand – von großformatigen Systemen bis hin zu Steinen für kleinteilige Grundrisse.