Qualitätssicherung im Straßenbau

Maschinenanbieter nehmen Mittelständler in den Blick

von:

Robert BACHMANN

Nahtlose Straßenfertigung dank Beschickereinsatz. Mit ihrem Mietangebot greift die Firma AllBau dort, wo die Anschaffung entsprechender Maschinen für Unternehmen nicht rentabel ist, der Einsatz jedoch schon. Foto: AllBau

BAD FALLINGBOSTEL - Der Trend zu mehr Qualität im Straßenbau setzt vor allem kleinere Betriebe zunehmend unter Druck. Den hohen Anforderungen an eine langlebige Verkehrsinfrastruktur gilt es, mit neuartigen Einbauverfahren und modernster Maschinentechnik nachzukommen. Wa-rum sich derartige Investitionen aber auch für mittelständische Unternehmen durchaus lohnen, darüber sprach die ABZ mit Jörg Saake, Geschäftsführer der Wirtgen Hamburg Vertriebs- und Service GmbH sowie Rüdiger Bode und Joseph Sayegh, Geschäftsführer der AllBau Maschinen GmbH & Co. KG.Qualität im Straßenbau ist aktuell eines der am heißesten diskutierten Themen innerhalb der Branche. Und das nicht erst seit Bekanntwerden der hochgradigen Sanierungsbedürftigkeit der deutschen Infrastruktur und des enormen Investitionsbedarfs, den dieser Umstand nach sich zieht. Schon seit geraumer Zeit, so Jörg Saake im Gespräch mit der ABZ, machen sich Maschinenhersteller intensiv Gedanken zur wirtschaftlichen Realisierung langlebiger Straßen. Ein zentraler Ansatz ist vor diesem Hintergrund das Thema Kompaktasphalt bzw. die Kompakte Asphaltbefestigung "Heiß auf Heiß", also jenem Einbauverfahren, bei dem eine Asphaltdeckschicht und eine Asphaltbinderschicht unmittelbar hintereinander eingebaut werden. Frühe Ansätze, dieses Verfahren technisch umzusetzen, erinnert sich Saake, mündeten mitunter in der Entwicklung kolossaler Maschinengiganten, welche als riesige Fertigungszüge die verschiedenen Arbeitsschritte kombinierten, die für das "Heiß auf Heiß"-Verfahren erforderlich sind.Von diesen Riesenfertigern sind laut Saake heute vielleicht noch zehn Stück auf der gesamten Welt im Einsatz. Neben ihrer schieren Größe hätten sie sich jedoch vor allem aufgrund der horrenden Anschaffungskosten von mehreren Mio. Euro nie als wirtschaftliche Lösung erwiesen. Auf die Frage, wie das Verfahren auch für mittelständische Unternehmen wirtschaftlich interessant gestaltet werden kann, antwortete die Joseph Vögele AG, ein Unternehmen der Wirtgen Group, schließlich mit einem eigenen Konzept, dem Einbauverfahren InLine Pave.

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Straßensanierung „Heiß auf Heiß“ an der B 70 bei Amtsvenn-Hündfelder Moor: Für die Instandsetzung des 8,5 km langen Teilstücks entschied sich die GS Straßen- und Tiefbau GmbH für das Einbauverfahren „Heiß auf Heiß“ mit InLine Pave. Fotos: Vögele

"InLine Pave basiert auf dem Einsatz von normalen Serienmaschinen, die für den 'Heiß auf Heiß'-Einsatz geringfügig modifiziert werden", erklärte Saake. "Für den Bauunternehmer bedeutet das, dass er jede einzelne Maschine des InLine Pave-Zuges auch jederzeit für konventionelle Baumaßnahmen verwenden kann, wodurch sich die Auslastung des Maschinenparks und die Rentabilität der Investition deutlich erhöht." Der InLine Pave-Zug besteht aus einem Materialbeschicker MT 3000-2 Offset, einem Bindeschichtfertiger Super 2100-2 IP und einem Deckenfertiger Super 1600-2. Der Beschicker steht am Anfang des Einbauprozesses. Er nimmt das angelieferte Binderschicht- bzw. Deckenmischgut auf und transportiert es abwechselnd entweder direkt in den großvolumigen Zusatzkübel des Binderschichtfertigers oder in dessen Übergabestation für den Materialbehälter des Deckenfertigers. Über eine Ampelanlage wird den Mischgut-Lkw vom Bediener signalisiert, ob Bindermischgut oder Deckenmischgut angeliefert werden soll. Der Binderschichtfertiger ist zuständig für den Einbau einer hochverdichteten und somit hochstandfesten Binderschicht. Ausgestattet ist diese Maschine mit einer speziellen Hochverdichtungsbohle AB 600 TP2 Plus, die eigens für die Anforderungen des "Heiß auf Heiß"-Einbaus weiterentwickelt und mit speziellen Pressleisten versehen wurde."Damit erreichen wir bereits in diesem Arbeitsschritt und ohne zu Walzen nahezu Endverdichtung", erläuterte Saake. "Dies wiederum ist wichtig, damit der immerhin 40 t schwere Deckenfertiger beim anschließenden Überfahren der noch heißen Binderschicht keine Abdrücke hinterlässt, folglich also eine nahtlose Straßenqualität gewährleistet werden kann."

Der Beschicker ist u. a. mit konisch geformten Mischschnecken ausgestattet, die dazu beitragen, der Entmischung des Mischguts entgegenzuwirken. Foto: Vögele

Der Vögele PowerFeeder MT 3000-2 Offset ist das jüngste Mitglied der InLine Pave-Familie. Als Nachfolger des zuvor eingesetzten MT1000-1 bringt dieser eine noch höhere Aufnahmequalität für das angelieferte Mischgut mit sich. Saake: "Mit dem Nachfolgemodell haben wir das InLine Pave-Verfahren nun perfektioniert und können eine reibungslose Baustellenlogistik gewährleisten."

Als Vorteile des Verfahrens benennt Saake dessen Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz. Aufgrund des deutlich besseren Schichtenverbunds gegenüber konventionellen Verfahren erübrige sich mit InLine Pave bspw. der Einsatz einer Emulsion. Gleichzeitig werde deutlich an Material gespart. Saake: "Heiß auf Heiß bedeutet u. a., ich nehme 2 cm mehr Binder als normal, aber nur noch 2 cm Decke, wo eigentlich 4 cm des deutlich teureren Materials gefordert waren. Trotz dünnerer Schichten erreichen wir so langlebigere und damit nachhaltigere Ergebnisse." Rund 1,5 Mio. m² Straße wurden nach Unternehmensangaben in den letzten drei Jahren im InLine Pave-Verfahren realisiert. Darunter auch ein erst kürzlich saniertes Teilstück der B 70 bei Amtsvenn-Hündfelder Moor. Etwa 8,5 km Straße wurden hier auf 8 m Breite innerhalb von nur drei Tagen mittels InLine Pave instand gesetzt (siehe Video). Entscheidender als das Was und Wie bei diesem Einsatz ist laut Saake allerdings das Wer. Verantwortlich für die Arbeiten an der B 70 zeichnete die GS Straßen- und Tiefbau GmbH aus Dülmen, ein mittelständisches Unternehmen mit 30 Mitarbeitern. "Die Firma GS setzt mittlerweile komplett auf InLine Pave", so Saake. "Beispiele wie dieses zeigen, dass längst nicht mehr nur große Namen wie Strabag oder Bunte unter den Anwendern von InLine Pave zu finden sind."

Während sich InLine Pave damit für Mittelständler mehr und mehr als wirtschaftlich interessante Option darstellt, ist der Beschickereinsatz als solcher ein Thema, um das sich Betriebe in naher Zukunft zwangsläufig Gedanken machen müssen. So ist ab 2015 die Verwendung von Beschickern als Übergabeeinheit zwischen Lkw und Straßenfertiger Pflicht. Das zuständige Bundesministerium fordert diesen Standard dann für Baumaßnahmen ab einer zusammenhängenden Asphaltfläche von 18.000 m² ein. In den kommenden Jahren wird dieser Mindestwert für die Baustellengröße noch deutlich fallen. "Wenn sich dieser Trend so weiter fortsetzt – und davon ist auszugehen – wird der Beschickereinsatz auf kurz oder lang zur Regelbauweise", ist auch Rüdiger Bode überzeugt. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Joseph Sayegh hat er die AllBau Maschinen GmbH & Co. KG mit Sitz im niedersächsischen Emmerthal gegründet. Im Rahmen des Vertriebs von Straßenbaumaschinen unterschiedlichster Art hat sich das Unternehmen insbesondere auf die Vermietung von Beschickern spezialisiert.

"Beim Einsatz von Beschickern im Asphaltstraßenbau zeichnet sich ein starker Trend ab", so Bode. "Kürzere Bauzeiten, eine höhere Einbauqualität und als Ergebnis dauerhafte Straßen – alles gute Gründe für den Einsatz dieser Technik." Daneben gibt es laut Bode aber auch andere Aspekte, die für die Verwendung von Beschickern sprächen: Einerseits gehe die Entwicklung im Asphaltstraßenbau mehr und mehr hin zur offenporigen Bauweise. Diese minimiere zwar die Lärmentwicklung im Straßenverkehr, führe durch den höheren Kontakt mit dem Sauerstoff in der Umgebung gleichzeitig aber auch zu einer schnelleren Alterung des Materials. Andererseits, so dürfe nicht verschwiegen werden, weise eben dieses Asphaltmischgut heute längst nicht mehr die gleiche Qualität auf wie noch vor zehn Jahren. Bode: "Im Zuge der Rohstoffknappheit wird aus jedem Liter Rohöl mittlerweile noch das Letzte herausgeholt. Für den Asphalt bleibt dabei immer weniger übrig. Tendenzen wie diesen gilt es heute, maschinenseitig sowie über optimierte Einbauverfahren entgegenzuwirken."

Freuen sich über den erfolgreichen Einsatz des InLine Pave-Verfahrens (v. r.): Christian Zebunke, Inhaber der GS Straßen- und Tiefbau GmbH; Jörg Saake, Geschäftsführer der Wirtgen Hamburg Vertriebs- und Service GmbH u. Dirk Peters, Bauleiter bei der GS Straßen- und Tiefbau GmbH.

Hinsichtlich des Beitrags, den ein Beschicker zur Steigerung der Straßenqualität leisten kann, nennen Bode und Sayegh zwei zentrale Punkte: "Der Beschicker sorgt zum einen dafür, dass der Fertiger nicht anhalten muss. Kommt dieser zum Stehen, stützt sich die Einbaubohle, die wie ein Wasserski auf dem Material schwimmt, auf der verlegten Schicht ab, steigt beim erneuten Anfahren aber wieder hoch und erzeugt dabei einen Buckel. Auf diese Weise entstehen unebene Straßendecken. Der Beschickereinsatz verhindert das, indem er einen kontinuierlichen Fertigungsprozess ohne Fertigerstop ermöglicht." Auf der anderen Seite wirkt der Beschicker den physikalischen Entmischungen, betreffend Temperatur und Korngrößenverteilung, entgegen. Diese Entmischungen entstehen auf jedem Transport des Mischgutes mit dem Lkw zur Baustelle. Für eine Homogenisierung des Mischguts durch den Beschicker sorgen u. a. in den Kübel integrierte konische Mischschnecken sowie muldenförmige, unterbrechungsfreie Förderbänder. Unterschiede in der Mischgutrezeptur hinsichtlich Temperatur und Kornabstufung werden beseitigt oder verhindert. "Straßen, die unter Einsatz eines Beschickers hergestellt werden, können eine doppelt so lange Lebenserwartung haben", betont Bode. Die Mehrkosten für den Beschickereinsatz würden sich dabei auch durch eine verkürzte Bauzeit wieder kompensieren. Doch auch, wenn die Vorteile der Technik klar auf der Hand lägen, sei der Kauf einer derartigen Maschine längst nicht für jedes Unternehmen sinnvoll. "Immerhin", so Bode, "belaufen sich die Anschaffungskosten hierbei auf fast eine halbe Mio. Euro. Steht der Beschicker dann einen Großteil des Jahres nur auf dem Betriebshof, bildet er lediglich totes Kapital. Die Firma Allbau Maschinen reagiert auf diesen Umstand, indem sie Bauunternehmen Vögele-Beschicker der neuesten Baureihe zur Miete anbietet."

Selbstverständlich, so Bode, bekomme der Kunde ein gut ausgebildetes und qualifiziertes Fachpersonal dazugestellt. "Das Allbau-Bedienpersonal hat eine fundierte Baustellenerfahrung und unterstützt die bauausführenden Unternehmen zuverlässig bei der Aufgabenabwicklung auf Ihrer Baustelle." AllBau biete Mietkunden damit komplette Systemlösungen für Ihre Straßenbaumaßnahmen an. Eine über Jahrzehnte erworbene Erfahrung mit der Anwendungstechnik im Straßenbau stehe zusätzlich als Beratungspotential zur Verfügung.

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