Stihl investierte 25 Millionen Euro

Abläufe im Logistikzentrum „wie durch Geisterhand“ gesteuert

von:

Rainer OSCHÜTZ

Stihl Unternehmen
Stihl investierte 25 Millionen Euro in die Dieburger Vertriebszentrale. Fotos: Oschütz

DIEBURG - Im kommenden Monat ist es soweit: Das neue Logistikzentrum der Stihl-Gruppe wird am deutschen Vertriebsstandort Dieburg in Betrieb genommen.

Ein Beweis dafür, dass der Hersteller der weltweit führenden Motorsägenmarke nicht nur in neue Produkte für Forst, Bau, Garten- und Landschaftsbau investiert, sondern auch Produktions- und Vertriebsabläufe für die Zukunft "fit" macht.

So entstand vor geraumer Zeit (2004) für 40 Millionen Euro ein modernes Entwicklungszentrum am Stammsitz des Familienunternehmens im schwäbischen Waiblingen. Aus dieser Ideenschmiede stammt unter anderem die Motorsäge Stihl MS 261, die Nachfolgerin der legendären MS 260, die wohl auf jeder Baustelle zu finden ist. Die Neue wird zur bauma 2010 den Fachleuten als Weltneuheit vorgestellt. Zu den Innovationen gehören auch die neuen Trennschleifer Stihl TS 410 A und TS 420 A mit elektronischer Wassersteuerung, die für perfekte Staubbindung auf Knopfdruck sorgen.

Norbert Pick, Geschäftsführer der Stihl Vertriebszentrale in Dieburg, sieht mit den Investitionen in Gebäude und Produkte das Credo des Familienunternehmens "Gutes ständig weiter zu verbessern" bestätigt. "Unter den Highlights in der Unternehmensgeschichte befindet sich ganz bestimmt das für 25 Millionen Euro errichtete Logistikzentrum, das von Stihl seit langem – weit vor der Finanzkrise – geplant wurde." Pick lobte die Investitionsentscheidungen im Hause Stihl, die immer mit Weitblick erfolgten. Dabei sei es nicht in erster Linie ausschlaggebend, ob Stihl sich in einem wirtschaftlich guten oder schlechten Jahr befände. Entscheidend sei, was für die Entwicklung der Firmengruppe notwendig ist. "Mit dem Neubau – dazu gehört auch ein modernes Schulungszentrum – legen wir ein Bekenntnis zum Standort Dieburg und damit zum Wirtschaftsstandort Deutschland ab. made in Germany ist und bleibt für Stihl das wichtigste Qualitätssiegel." Der Geschäftsführer verwies darauf, dass alle bisherigen Bauphasen voll im Zeitplan liegen. Ebenfalls sei das Budget – wie es sich für ein schwäbisches Unternehmen gehört – für den Neubau nicht überschritten worden. Dafür haben der für das Projekt verantwortliche Bereichsleiter Gerhard Rheiner und sein Team gesorgt. Etwa vor einem Jahr sei die Gebäudehülle fertig gestellt und Ende 2009 bereits die gesamte Fördertechnik installiert worden. Seitdem laufe die Testphase. Ein weiterer Höhepunkt sei der 25. September des vergangenen Jahres gewesen. Pick: "An diesem Tag feierte die Vertriebszentrale in Dieburg ihr 40-jähriges Jubiläum. Anlass genug, den feierlichen Rahmen zu nutzen, das neue Logistikzentrum einzuweihen."

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Stihl-Geschäftsführer Norbert Pick (rechts) und Gerhard Rheiner, Bereichsleiter Logistik, Materialwirtschaft und Personalwesen in Dieburg, wollen, dass ihre Fachhandelspartner nichts vom Umzug in das neue Logistikzentrum merken - das habe oberste Priorität.

Rheiner verwies darauf, dass gegenwärtig bei laufendem Betrieb die Verlagerung des Sortimentes in die neuen Gebäude erfolgt. "Der Kunde soll nichts vom Umzug merken, das hat für uns oberste Priorität. So müssen die so genannten ,Schnelldreher', die von unseren Fachhandelspartnern täglich in großen Stückzahlen bestellt und beispielsweise im Mai in der Hauptsaison für Garten- und Landschaftsbauer dringend gebraucht werden, ohne Einschränkung ausgeliefert werden können. In den vergangenen Monaten konnten sich die Fachhändler zudem zu Sonderkonditionen bevorraten." Die unter Umständen etwas längere Lieferzeit von B- und C-Teilen fiele dagegen in der vierwöchigen Umzugsphase nicht so sehr ins Gewicht. In jedem Fall sei der Lieferservice gewährleistet.

In Dieburg entsteht durch den Neubau eine völlig neue Struktur der Logistik. Das Logistikzentrum bilden dann vier Gebäude. "Wenn der Neubau im Mai voll funktionsfähig ist, werden die Bestandsgebäude bei laufendem Betrieb modernisiert. Bisher wurden dort Ersatzteile und Fertigprodukte gemeinsam gelagert und kommissioniert", erklärte Rheiner. Künftig würden in diesen Hallen nur noch Fertiggeräte logistisch abgewickelt, die heute teilweise noch in Außenlagern untergebracht seien.

Die Bewältigung des großen Projektes bei laufendem Betrieb sei besonders für die Mitarbeiter eine große Herausforderung. "Neben ihrer normalen Tätigkeit müssen sie zusätzlich die neuen logistischen Prozesse verbunden mit modernster Technik trainieren", erklärte Rheiner. Jeder Beschäftigte im neuen Logistikzentrum müsse in der Lage sein, die Tätigkeiten an den verschiedenen Arbeitsplätzen zu beherrschen. In einem bestimmten Turnus würden die Arbeitsplätze gewechselt, um keine Eintönigkeit aufkommen zu lassen. "Zur Motivation der Mitarbeiter trägt auch unser internes Vorschlagswesen bei. Alle Beschäftigten – ob im Büro oder in der Logistik – können Veränderungsvorschläge einreichen, um die Abläufe zu optimieren. Entsteht daraus ein wirtschaftlicher Nutzen, werden für diese Ideen Prämien gezahlt", ergänzte Pick.

Nach voller Betriebsfähigkeit der Anlagen werde in einem 70 Meter langen und 16 Meter hohen automatischen Kleinteillager, dem Herzstück der neuen Logistik, das gesamte Schnelldreherteilesortiment gelagert und kommissioniert. Die Logistikabläufe würden "wie durch Geisterhand" gesteuert. "Dahinter steckt eine speziell für das Logistikzentrum weiterentwickelte, hochleistungsfähige Lagersoftware. Sie ist das Herzstück der hochautomatisierten Kommissionierung, die bei weiterem Wachstum in den kommenden Jahren auch eine hohe Produktivität garantiert. Daraus ergeben sich drei Ziele: den Handel schnell beliefern (day to day), Verbindlichkeit sowie Vollständigkeit der bestellten Ware", erklärte Rheiner. Doch werde es noch einige Zeit dauern, bis die gesamte Anlage optimal auf die Anforderungen abgestimmt sei. Hier habe künftig der Computer das Sagen, doch ganz ohne Menschenhand gehe es nicht. "Neben der hochmoderni-sierten Warenzusammenstellung wird es auch noch die klassische Mann-zur-Ware-Kommissionierung geben. Das erfolgt im Neubau auf 12.000 Quadratmeter Fläche. Die Mitarbeiter sind mit Scanner und Datenfunk ausgerüstet, moderne Technik, die für eine optimale Lieferqualität gebraucht wird", erläuterte Rheiner. So könne eine Person gleichzeitig bis zu acht Bestellungen bearbeiten.

Auf die Auswirkungen der schwieri-gen wirtschaftlichen Gesamtsituation in Deutschland angesprochen, äußerte sich Pick zufrieden: "Gegen den allgemeinen Trend haben wir Wachstumsraten zu verzeichnen. Das gilt für Produktgruppen wie Motorsägen, Trennschleifer, Freischneider, Rasenmäher, Heckenscheren und so weiter. Das trifft sowohl auf Stihl-, als auch auf Viking-Geräte zu. Salopp gesagt, hängen wir als Hersteller von hochwertigen Forst- und Gartengeräten oft mehr vom Wetter ab als von der Konjunktur." Ein weiterer Pluspunkt sei, dass sich Menschen in Krisenzeiten eher etwas zurückziehen und sich Haus, Hof und Garten mehr zuwenden als in wirtschaftlich boomenden Zeiten.

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