Verband bemängelt "miserable" Vorplanungen und Ausschreibungen

Bahn-Baustellen verhindern Kollaps

Bonn (ABZ). – Die Deutsche Bahn AG (DB) hat ihre selbst gesteckten Pünktlichkeitsziele auch im ersten Halbjahr 2024 verpasst, meldete der Konzern selbstkritisch. Statt der ohnehin nur geplanten 70 Prozent pünktlicher Fernzüge waren es gerade einmal 62,7 Prozent.
Deutsche Bahn AG Riedbahn Bahnbau
In der Nacht zum 16. Juli 2024 hat die fünfmonatige Vollsperrung der Bahnstrecke zwischen Frankfurt und Mannheim begonnen. Die sogenannte Riedbahn ist die erste von 41 Strecken, die bis 2031 grundlegend modernisiert werden sollen. Foto: picture alliance/dpa | Arne Dedert

Als Grund nannte die DB Streiks, Unwetter und vor allem Baustellen. Das ruft die Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen (BVMB) auf den Plan: "Die Baustellen im Schienennetz sind der Garant dafür, dass der Bahnverkehr in Deutschland nicht komplett kollabiert", betont BVMB-Hauptgeschäftsführer Michael Gilka. Eine Bahnbaustelle und die damit einhergehende Streckensperrung seien "sicherlich ein Ärgernis für die Fahrgäste".

Es sei aber unabdingbar, dass in den nächsten Jahren noch deutlich mehr an deutschen Gleisen gebaut werden muss, wenn man die Qualität und Pünktlichkeit beim Bahnfahren in Deutschland verbessern wolle. Das betreffe nicht nur die Generalsanierung und Modernisierung von Hochleistungskorridoren wie derzeit die Riedbahn, sondern auch zahlreiche Neben- und Zubringerstrecken.

Zur effizienten und schnellen Sanierung des Gesamtnetzes brauche die Bauwirtschaft von der DB InfraGO AG allerdings eine bessere Planungsqualität von Bauausschreibungen und der Vorbereitung von Projekten, fordert BVMB-Chef Gilka. Die DB InfraGO AG wolle ab Sommer 2024 ein neues Baustellenkonzept mit fest getakteten Zeitfenstern im Fahrplan einführen, in denen die DB Instandhaltungs- und Modernisierungsprojekte umgesetzt werden. Die Bündelung von mehreren Gewerken pro Zeitfenster sorge für anschließend längere Baufreiheit.

Die BVMB teilt diesen Optimismus bislang nur eingeschränkt: Getaktete Zeitfenster, also immer wieder kehrende Sperrungen der Strecken für Bauarbeiten im Schienennetz, seien nicht allein die Lösung der zahlreichen Probleme der Bahn. Eines der zentralen Probleme der DB ist laut BVMB seit Jahren eine schlechte Planung der Bauprojekte. "Wir beobachten mit großer Sorge, dass viele Vorplanungen und Ausschreibungen der DB miserabel sind, sodass Projekte in Schieflage geraten und nicht so gebaut werden können wie ursprünglich geplant", berichtet Gilka.

Die Folge sei, dass Projekte entweder abgesagt oder nur in Teilen gebaut werden können, völlig neu geplant und verschoben werden müssen oder deutlich länger bei der Bauausführung dauerten. "Wenn die Vorplanungen für die Baustellen in dem neuen Baustellenkonzept nicht verbessert werden, kann das zu einem Desaster führen", befürchtet der BVMB-Chef. Bis jetzt sei das neue Baustellenkonzept von der DB noch nicht in der Praxis erprobt worden und auch nicht mit der Bauwirtschaft im Detail diskutiert worden.

"Selbstverständlich sind die BVMB und ihre Mitgliedsunternehmen bereit, im Dialog und mit ihrer Expertise das neue Baustellenkonzept zum Erfolg zu führen", bietet Michael Gilka die Fachkompetenz der Bahnbauer ausdrücklich an. Aber auch in der Bauwirtschaft seien die Kapazitäten an hoch professionellen Schlüsselpersonal, das unzureichend vorbereitete Projekte trotzdem zum Erfolg führt, nicht unbegrenzt verfügbar.

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