Vorstand Wolfgang Pilz

Palfinger peilt Ein-Milliarden-Umsatzgrenze an

Palfinger Unternehmenszahlen
Systemlösungen für die Eisenbahn: Stark frequentierte Strecken erfordern ständige Bau- und Erhaltungsarbeiten. Die damit verbundene Manipulation von Baumaterialien und schweren Ausrüstungsgegenständen ist nur mit vielseitig einsetzbaren und leistungsfähigen Fahrzeugen wirtschaftlich zu bewerkstelligen. Palfinger-Geräte haben in diesem Bereich einen Weltmarktanteil von fast 80 %.

Die österreichische Palfinger-Gruppe setzt in diesem Jahr auf ein „unverändert großes Wachstumspotenzial“, wie Wolfgang Pilz, Vorstand für Marketing und Vertrieb, in einem Interview mit Rainer Oschütz, Chefredakteur der Allgemeinen Bauzeitung (ABZ) betonte. Der börsennotierte Hersteller von Ladegeräten hat die Grenze von 1 Mrd. Euro im Visier.

ABZ: Herr Pilz, das bauma-Jahr 2013 war für Palfinger ein Rekordjahr. Wie begründen Sie diese erfolgreiche Entwicklung?

Pilz: Mit einer Umsatzsteigerung auf fast 1 Mrd. Euro (980,7 Mio. Euro) haben wir in unserer Unternehmensgeschichte einen Rekord aufgestellt. In diesem Jahr wollen wir nach Lage der Dinge die Ein-Milliarden-Grenze überschreiten. Diese positive Entwicklung verlief auf den regionalen Märkten unterschiedlich. Dazu gehört auch Europa. So hat sich Südeuropa überhaupt nicht entwickelt. Die Bauwirtschaft in Spanien, Portugal, Griechenland, Italien ist weiterhin tot. Doch wir sind nicht ohne Hoffnung. Denn es wird dort auch wieder aufwärts gehen. Irgendwann müssen beispielsweise die touristischen Anlagen dort erneuert werden. Deutschland, Österreich, die Schweiz und die skandinavischen Märkte waren stabil. Frankreich, die Niederlande oder Belgien haben die Krise sicher noch nicht überwunden. Aufgrund neuer Vertriebskanäle wuchsen wir in einigen afrikanischen und asiatischen Ländern. Das "Marine-Geschäft" hat alles herausgerissen, mit einem Plus von 36 %. Das höchste Wachstum gab's natürlich in Asien, allerdings haben wir dort auch den geringsten Marktanteil. Und Russland war für uns ein sehr wichtiger Markt. Sollte die allgemeine Lage stabil bleiben, auch wenn die weltweite Finanzkrise meiner Meinung nach noch nicht überwunden ist, glaube ich, dass wir in 2014 noch besser abschneiden als in 2013.

ABZ: Investitionen gehören zu einer erfolgreichen Unternehmensgeschichte. Wie ist da der Stand der Dinge?

Pilz: Investitionen als solche ist ein relativ weit gefasster Begriff. Wir investieren jedes Jahr fleißig in die Entwicklung neuer Technologien und Produkte. Im vergangenen Jahr haben wir sieben Akquisitionen getätigt – wobei noch nicht alle in "trockenen Tüchern" sind. China ist dabei ein Schwerpunkt unserer Arbeit. In den Aufbau dieses Geschäftes ist bisher viel Geld geflossen. So bauen wir in Rudong, gut zwei Fahrstunden nördlich von Shanghai, ein neues Werk. Das Gebäude wird im kommenden Herbst fertig gestellt. Die Produktion wird sukzessive vom Frühjahr kommenden Jahres an aufgebaut. Es ist uns wichtig, dass wir in China als Sany-Palfinger eine gewisse Selbstständigkeit haben. Derzeit sind wir noch Mieter bei Sany. Mit dem neuen Werk sind wir unabhängiger und haben auch größere Expansionsmöglichkeiten.

ABZ: Welche Produkte sollen dort gefertigt werden?

Pilz: Wir starten mit der Produktion von Knickarm- und Teleskopkranen. Später folgen dann Hubarbeitsbühnen und Hakengeräte. Da wir bereits ein Hakengerätewerk in China besitzen, wollen wir künftig diese Fertigung am neuen Standort einbringen. Natürlich werden die vor Ort produzierten Palfinger-Erzeugnisse die gleiche Grundstruktur haben wie die in Europa. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass sie in abgespeckter Form den in China üblichen Sicherheitsstandards entsprechen. Wenn man so will, sind die Geräte etwas einfacher, sie haben geringere Optionsmöglichkeiten und wesentlich weniger Elektronik.

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Wolfgang Pilz: „Unsere Entwicklungsabteilung stand vor der schwierigen Aufgabe, die Gewichtszunahme der Trägerfahrzeuge, teilweise bis zu 200 kg, die durch die Abgasnorm Euro 6 seit Beginn dieses Jahres innerhalb der europäischen Union gültig ist, auszugleichen.“ Foto: Oschütz

ABZ: Wie funktioniert das Joint-Venture mit Sany und, warum wird jetzt auch noch eine Überkreuzbeteiligung von 10 % angestrebt?

Pilz: Die Dokumente sind unterschrieben, der Prozess ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Prinzipiell muss ich sagen: Das Joint Venture mit Sany läuft. China wird auf Sicht – nicht nur für Palfinger – der größte Einzelmarkt der Welt werden. Für viele Produkte ist er es ja heute schon. Das gilt auch für unser Erzeugnis Knickarmkran. Dieser Entwicklung können wir uns als Weltmarktführer nicht verschließen. Wenn wir diese Marktposition verteidigen wollen, müssen wir in China präsent sein. Unser Anliegen ist es auch, unserer Konkurrenz immer einen Schritt voraus zu sein. Deshalb sind wir auch dieses Joint-Venture mit Sany eingegangen.

Allein hätten wir in China keine Chance erfolgreich zu agieren. Wir wären auch als Unternehmen viel zu klein, um diesen gigantischen Markt zu bearbeiten. Davon abgesehen benötigt man als ausländischer Hersteller in China eine so genannte Aufbaulizenz, um die Krane auf Lkw montieren zu dürfen, und dazu braucht man natürlich einen einheimischen Partner. Da haben wir aus der Not eine Tugend gemacht und beschlossen, uns nach einem starken Hersteller umzusehen. Und in diesem Bereich ist Sany für uns einfach der ideale Partner. Die Zusammenarbeit funktioniert, wenn auch nicht immer reibungslos. Das hat aber auch keiner erwartet. Denn natürlich gibt es kulturelle Unterschiede, wird Qualität anders definiert. Aber es läuft. Wir verkaufen heute zwischen 60 und 80 Krane pro Monat. Das ist nach einem Jahr sicher ein Erfolg.

ABZ: Fürchten Sie nicht, dass Palfinger in der Partnerschaft mit Sany, immerhin Chinas größter und wohl auch mächtigster Baumaschinenkonzern, irgendwann unter die Räder kommt?

Pilz: Nein. Denn die Mehrheit der Aktien des Unternehmens ist im Besitz der Familie Palfinger. Ich bin mir sicher, dass sie nicht die Absicht hat, ihre Anteile zu verkaufen. Deshalb wird es auch keine feindliche Übernahme geben. Wir besetzen mit unseren Produkten eine Nische auf dem Markt, aus der wir nicht so einfach zu verdrängen sind. Ein großer Vorteil ist, dass unsere Produkte – Ladekran, Ladebordwand oder Mitnahmestapler – nur in Verbindung mit den passenden Lkw zu einem Problemlöser für die Kunden werden. Dafür ist einfach in jedem Land ein Netzwerk notwenig, wie wir es haben. Das kann von Markt zu Markt unterschiedlich sein. Doch diese Verknüpfung muss man erst einmal aufbauen, um erfolgreich arbeiten zu können.

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Er ist einer der Größten in der Palfinger-SH-Kranfamilie. Der PK 92002 SH mit deutlich mehr Hubleistung und über 2 m mehr Reichweite als sein kleinerer Bruder der PK 78002 SH. Beim Eigengewicht wurde gespart, somit ist er der leichteste Ladekran in dieser Klasse am weltweiten Ladekranmarkt. Fotos: Palfinger

ABZ: Nochmals zu den 10 %. Was ist der Grund für die angestrebte Überkreuzbeteiligung mit Sany?

Pilz: Wir wollen die Zusammenarbeit z. B. über Hubarbeitsbühnen und andere Produkte erweitern. Da macht so eine Absicherung auch für uns großen Sinn. Und wir beteiligen uns ja nicht am Gesamtkonzern Sany, sondern an der Kransparte, die ungefähr gleich groß ist wie Palfinger. Damit passt das sehr gut zusammen.

ABZ: Zum Palfinger-Portfolio gehören auch Hubarbeitsbühnen. Wie haben sich diese Produkte entwickelt?

Pilz: Unsere Entwicklungsabteilung stand vor der schwierigen Aufgabe, die Gewichtszunahme der Trägerfahrzeuge, teilweise bis zu 200 kg, die durch die Abgasnorm Euro 6 seit Beginn dieses Jahres innerhalb der europäischen Union gültig ist, auszugleichen. Die Zielsetzung war somit klar vorgegeben: Was bei den Lkw schwerer wurde, musste bei den Bühnenaufbauten abgespeckt werden, um zu einem gleichen Gewichtsergebnis zu gelangen. Beispielsweise hat bei der P 230 die "Diät-Kur" so erfolgreich angeschlagen, dass dem Nutzer eine Zuladungsoption im hohen dreistelligen Kilogramm-Bereich jetzt zusätzlich zur Verfügung steht. Trotz dieser signifikanten Gewichtsreduzierung ist es eine bemerkenswerte Ingenieursleistung unserer Maschinenbauer, dass die seitliche Reichweite bei 100 kg Korblast noch einmal erweitert werden konnte. Somit erreicht man im Bereich Zuladung (mindestens 600 kg) und bei der seitlichen Reichweite kurz die "Pole-Position" im Wettbewerb.

ABZ: Die Produktpalette wurde in den vergangenen Jahren immer weiter ergänzt. Besteht nicht die Gefahr, dass Palfinger sich "verzettelt"?

Pilz: Nein, das glaube ich nicht. Ich denke, wir sind mit unserem Produktspektrum sehr gut aufgestellt. Wir sind aber mit unseren Produkten noch nicht auf allen Märkten so vertreten, wie wir uns das vorstellen. Da gibt es noch genug zu tun für uns. Und wir wollen die Produkte natürlich auch technisch immer weiter entwickeln. Für uns gilt: Wir sind ein Spezialist für Logistiklösungen in Nischenmärkten. Und wir sind in den verschiedenen Regionen der Welt gut vertreten, auch was die Produktion betrifft. Deshalb können wir gute lokale Produktlösungen erfolgreich anbieten.

ABZ: Welche Bedeutung hat für Palfinger der deutsche Markt?

Pilz: Deutschland ist nach wie vor der wichtigste Markt für uns, von dem wir das meiste Feedback bekommen. Unsere Kunden haben eine sehr hohe Qualitätserwartung nicht nur an das Produkt, sondern auch an das damit verbundene Dienstleistungspaket. Deshalb arbeiten wir nicht mit Generalvertretungen, sondern mit eigenen Niederlassungen, um immer dicht an dem Kunden zu sein. Deutschland ist meiner Ansicht nach derzeit die Konjunktur-Lokomotive Europas und wird diese Rolle auch in den kommenden Jahren spielen.

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