150 Teilnehmer beim Niedersächsischen Straßenbautag

Networking und Weiterbildung in Braunschweig

Braunschweig (ABZ). – Das Motto "Zukunft Straße" lockte viele Interessierte der Straßenbaubranche nach Braunschweig.
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Zeigten Präsenz auf dem niedersächsischen Straßenbautag (v. l.): Jörn P. Makko (Hauptgeschäftsführer Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen), Florian Kroker (Vorsitzender der Bezirksgruppe Braunschweig-Südniedersachsen im Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen), Olaf Lies (Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung), Christian Staub (Präsident des Baugewerbe-Verbandes Niedersachsen) und Matthias Wächter (Hauptgeschäftsführer des Baugewerbe-Verbandes Niedersachsen). Foto: BVNB

Die Landesfachgruppe Straßen- und Tiefbau des Baugewerbe-Verbandes Niedersachsen (BVN) und die Landesfachabteilung Straßenbau des Bauindustrieverbandes Niedersachsen-Bremen (BVNB) hatten Mitte August zum Niedersächsischen Straßenbautag nach Braunschweig eingeladen und Einiges aufgeboten: Zwei Tage volles Programm stand auf der Agenda der Veranstalter, gemeinsames Grillen und Netzwerken inklusive. Rund 150 Teilnehmer nutzen die Gelegenheit, sich über den Themenkomplex "Zukunft Straße" zu informieren. Hochkarätige Referenten aus Politik, Forschung, Bauindustrie und Bauhauptgewerbe, unter ihnen Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, Cord Lüesse von der Autobahn GmbH, Direktor der NL Nordwest und Timo Quander, Präsident der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, gaben den Anwesenden Impulse und Stoff für Diskussionen.

Es wurde deutlich, dass alle Akteure auf ein und dasselbe Ziel hinarbeiten: eine funktionierende Straßeninfrastruktur. Die verbindenden Themen waren neben dem Erhalt und dem Ausbau der Straßen, der Fachkräftemangel sowie die Vereinfachung und Beschleunigung von Verfahren und Prozessen als auch Entwicklung und Einsatz CO2-sparender Bau- und Brennstoffe.

Zu Beginn überbrachten unter anderem Jörn P. Makko, Hauptgeschäftsführer vom Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen, der für seinen erkrankten Präsidenten Professor Bernd Afflerbach eingesprungen war, und Christian Staub, Präsident des BVN, Grußworte an die Teilnehmer, bevor Cord Lüesse, Direktor der Niederlassung Nordwest der Autobahn GmbH, über seinen Verantwortungsbereich der Niederlassung und den aktuellen Stand der Arbeiten der Autobahn GmbH in Niedersachsen informierte.

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Für den passenden Rahmen im Vortragssaal sorgte eine Tandemwalze, die eigens für das Event in die Räumlichkeiten einzog. Foto: Kai-Werner Fajga

"Herausforderungen an die Autobahn" lautete sein Vortragsthema, als wesentliche Herausforderungen beschrieb er die fünf Faktoren "Zustand der Infrastruktur", "Anforderungen des Verkehrs", Anforderungen der Wirtschaft und er Verkehrsteilnehmer" sowie "Ressourcen" und "Umwelt", die er anschaulich und ausführlich darlegte. Zur aktuellen Diskussion um die Umsetzung der Ersatzbaustoffverordnung gab er unumwunden zu: "Gewünscht haben wir uns das nicht". Die Verordnung mache allen Beteiligten große Kopfschmerzen und auch vor dem Erlass der Verordnung habe man Umweltbelange schon gut berücksichtigt. Auch mit weiteren Herausforderungen wie BIM, KI und Digitalisierung beschäftige sich die Autobahn GmbH. "Mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller am Bau Beteiligten wird es uns gelingen, den anstehenden Herausforderungen mit Hilfe von Innovationen, intelligenter Technik und kreativen Lösungen zu begegnen", lautet sein Fazit und er ergänzte: "Das wird uns gelingen."

Tatsächlich weit in die Zukunft des Themas "Straße der Zukunft" blickte Professor Dr.Michael Kaliske vom Institut für Statik und Dynamik der Tragwerke, Fakultät Bauingenieurwesen der Technischen Universität Dresden. Der Gastredner gab unter dem Vortragstitel "Entwicklung eines digitalen Zwillings der Straße" einen ausführlichen Überblick zu aktuellen Forschungsvorhaben der TU Dresden zum Thema Straßenbau. 20 Einzelprojekte werden aktuell von der TU in Zusammenarbeit mit weiteren 14 Instituten in unterschiedlichsten Ausprägungen durchgeführt, insgesamt über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren. Der Forscher referierte zu verschiedenen Aspekten der Projekte, um den Teilnehmern einen möglichst tiefen Einblick in die aktuellen Stände der Forschung zu gewähren.

Mit zahlreichen Begriffen wie "Digitaler Schatten Fahrzeuglasten auf Straße", "Straßenmodell im IFC-Format", "Reifen-Fahrbahn-Interaktion" oder "Twinning Ansätze" konnten Anwesende für die tägliche Praxis logischer Weise (noch) wenig anfangen, weshalb Kaliske auf Nachfrage gern erläuterte, dass es sich bei den Projekten um Grundlagenforschung handele, deren Ziel es sei, einen "digitalen Zwilling" zu entwerfen. Mit Hilfe eines solcher Zwillings solle es künftig beispielsweise möglich sein, genaue Prognosen über mögliche Projektverläufe anzustellen, eine "Echtzeitsimulation" herzustellen. Allerdings räumte der Forscher ein, dass man aktuell erst im zweiten Forschungsjahr sei und es bis zu möglichen Zielen "noch ein weiter Weg" sei.

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Das Motto "Zukunft Straße" lockte viele Interessierte nach Braunschweig – natürlich auch zum Networking. Foto: Kai-Werner Fajga

Ein wichtiger Impuls kam vom Verkehrsminister Niedersachsens, Olaf Lies, der die Bedeutung der Straße herausstellte. "Straßen schaffen Verbindungen", konstatierte er und gab zu bedenken, dass man sich in der Diskussion über die Bedeutung der Straße heutzutage teilweise rechtfertigen müsse. Nach einem Seitenblick auf das sanierungsbedürftige Schienennetz, das lange auf Verschleiß gefahren wurde, sowie auf die Wasserstraßen, fasste er zusammen: "Wir müssen selbstbewusst über Straße reden in der Frage, dass 70 Prozent der gesamten Wirtschaftsverkehrsleistung und der Personenverkehrsleistung über die Straße abgewickelt werden." Veränderungen der Verkehrsstruktur seien zwar wünschenswert, so der Minister, aber auch die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene sei ohne Straßen nicht möglich.

Lies stellte heraus, dass künftig verlässlich in den Ausbau der Infrastruktur investiert werde, dabei sei der Klimaschutz eine maßgebliche Richtgröße. Darüber hinaus gelte es, die Ladeinfrastruktur – auch für Lkw – auszubauen und parallel dazu marode Brücken und beschädigte Straßen schneller und einfacher zu sanieren oder zu ersetzen.

Zu diesem Zweck brauche es Fachkräfte, aber auch verlässlich Finanzmittel in ausreichender Höhe. Niedersachsen stelle 110 Millionen Euro zur Verfügung und auch der Bund sorge mit einer halben Milliarde Euro für ausreichend Mittel.

Timo Quander, Präsident der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV), verwies in seinem Beitrag ebenfalls auf einen ganzheitlichen Ansatz und die die gesamte Infrastruktur umfassenden Aufgaben seiner Behörde. Neben den dringenden Aufgaben wie dem Erhalten, Sanieren und Bauen der Verkehrswege, habe sich die NLStBV als zentraler Player auch der Energiewende und dem Erreichen der Klimaziele verpflichtet.

"Ohne zusätzliches Personal und Geld wird das nicht gehen", mahnte Quander an. Da es schon lange am Nachwuchs mangele, gehe man nun gezielt ins Recruiting, um junge Menschen für die spannenden und durchaus nachhaltigen Aufgaben des Infrastrukturausbaus zu sensibilisieren. Für Aufsehen und eine rege Diskussion sorgten Theo Reddemann, Geschäftsführer Fa. Echterhoff, und Henning Diekmann, Geschäftsführer der Firma Völkmann, mit ihrem Vortrag "Innovativer Straßen- und Brückenbau im Verkehrsknotenpunkt Münster-West". Inhaltlich ging es um ein Best-Practice-Beispiel im Zuge einer Brückensanierung, bei der die Bauzeit durch das Bündeln der Kompetenzen und das Nutzen einer funktionalen Ausschreibung von vier auf zwei Jahre verkürzt werden konnte.

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