Moderne Oberflächenzeichnung

Gipsplatten sind nur schwer durch andere Baustoffe ersetzbar

Fulda (ABZ). – Die Vorteile von Gipsprodukten für den Ausbau von Bestandsgebäuden und den Neubau werden nach Angaben des Bundesverbandes der Gipsindustrie von unzähligen Bauherren und Fachunternehmen geschätzt.
Saint-Gobain Rigips Gips Baustoffe
Die Vorteile von Gipsprodukten für den Ausbau von Bestandsgebäuden und den Neubau werden von unzähligen Bauherren und Fachunternehmen geschätzt. Foto: Saint-Gobain Rigips

Neben den baubiologischen Eigenschaften sind die bautechnische Performance, zum Beispiel im Schall- und Brandschutz und die leichte Verarbeitbarkeit stichhaltige Argumente für den Einsatz von Gipsprodukten. Und: Gips ist im Gegensatz zu den meisten anderen Baustoffen stofflich voll recyclingfähig. Alternativen zu Gipsplatten für den Ausbau sind verfügbar.

Diese teilweise traditionellen Baustoffe können den Trockenbau bei bestimmten Anwendungen sinnvoll ergänzen, bieten aber nach Ansicht des Verbandes derzeit weder bautechnisch, ökonomisch und ökologisch einen äquivalenten Ersatz. Das bestätigt eine wissenschaftliche Studie der TH Rosenheim und der VHT Darmstadt.

Alle Baustoffproduzenten müssen sich aktuell der Frage stellen, wie die Rohstoffversorgung künftig gesichert werden kann. Die Gipsindustrie hat in den vergangenen 30 bis 40 Jahren Naturgipsvorkommen geschont und verstärkt hochreine sogenannte REA-Gipse, die bei der Reinigung von Rauchgasen in Kohlekraftwerken entstehen, als Rohstoff eingesetzt. Da im Jahr 2038 die letzten Kohlekraftwerke vom Netz gehen sollen, entfällt diese wichtige Rohstoffquelle.

Recycling von Gipsprodukten

Aktuell stammen rund 50 % des Gipses, der in der Baustoffindustrie verarbeitet wird, aus Rauchgasentschwefelungsanlagen (REA-Gips). Wie zukünftig der Gipsbedarf der Industrie gedeckt werden kann, ist derzeit offen. "Nachdem sich das Recycling von Gipsprodukten noch im Aufbau befindet und mengenmäßig begrenzt ist, wird der Gipsabbau mittelbar die wesentliche Gips-Rohstoffquelle darstellen", schätzt Prof. Jochen Pfau in einer Studie der TH Rosenheim und der VHT Darmstadt die Situation ein. Damit sind Konflikte mit Naturschutzverbänden vorprogrammiert.

Lassen sich gipsgebundene Bauplatten durch alternative Plattenwerkstoffe ersetzen? Grundsätzlich sind die baubiologischen und bauphysikalischen Eigenschaften alternativer Systeme mit denen aus Gips vergleichbar.

Trotz dieser Aussage kommt Professor Pfau in der oben erwähnten Studie zu dem Schluss: ". . . dass die leichten Trennwandsysteme mit den betrachteten, alternativen Bekleidungsplatten hinsichtlich der verfügbaren Ressourcen- und Produktionskapazitäten keine sinnvolle Alternative zu Trennwandsystemen mit Bekleidung aus Gipsbauplatten sind."

Eine breite Anwendung von Lehmbausystemen scheitert allein schon an den verfügbaren Mengen. Aktuell beträgt die Produktionsmenge etwa ein Promille der Gipsplattenproduktion. Eine Steigerung auch nur auf mehr als 1 % innerhalb der nächsten zehn Jahre – das wäre die zehnfache Menge – wird in der Branche als unrealistisch bewertet. Die breite Anwendung ist aber auch aufgrund der geringen Anzahl an Verwendbarkeitsnachweisen eingeschränkt. "Nach deutschem Baurecht jedoch ist der Einsatz von Systemen ohne relevante Verwendbarkeitsnachweise bezüglich der Standsicherheit und bei Anforderungen an den Brand- und Schallschutz nicht zulässig.

Sie sind, so Prof. Pfau, "weder bautechnisch noch ökologisch als Alternative zu Trockenbausystemen mit Gipsplatten anzusehen."

Sinnvollster Ressourceneinsatz

Viele leistungsfähige Konstruktionen weisen Kombinationen von Holzwerkstoffplatten und Gipsplatten als Beplankung auf. Dies sind bewährte und gängige Lösungen im Holzbau. Doch ist die vollständige Substitution von Gipsplatten durch Holzwerkstoffplatten tatsächlich vernünftig? Hier stellt sich laut Bundesverbandes der Gipsindustrie die Frage nach dem sinnvollsten Ressourceneinsatz.

Obwohl die Substitution bezogen auf die mechanische Leistungsfähigkeit durchaus machbar ist, stellt sich laut Studie auch hier die Frage nach den Verwendbarkeitsnachweisen, den Baukosten sowie Materialeigenschaften wie Brennbarkeit, Emissionen (Formaldehyd) und Feuchtigkeitsverhalten. Wichtiger aber ist die Frage der Ressourceneffizienz: Denn der erforderliche Mehrbedarf an Holzwerkstoffplatten aus nachhaltiger, lokaler Waldbewirtschaftung sei in absehbarer Zeit weder seitens der Produktionskapazitäten noch der Rohstoffverfügbarkeit zu decken.

Einfacher als durch den Einsatz von alternativen Plattenwerkstoffen im Trockenbau lassen sich Gipsressourcen durch die Optimierung und Verschlankung der aktuell bauüblichen Konstruktionen einsparen. "Bei allen Ressourcendiskussionen im Baubereich sollte nicht vergessen werden, "dass wir uns im Leicht- und Trockenbau in einem Bereich bewegen, der für Ressourceneinsparung und Nachhaltigkeit steht und mit geringem Materialeinsatz auskommt", macht Professor Pfau klar.

ABZ-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Bauingenieur (d/m/w) der Fachgruppe Straßen und..., Buxtehude  ansehen
Betriebsingenieur:in (w/m/d) der Fachrichtung..., Verden  ansehen
Leiter (m/w/d) des Gebäudemanagements, Leer  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

ABZ-Redaktions-Newsletter

Freitags die aktuellen Baunachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen