22. Deutsche Asphalttage in Berchtesgaden

Informationen zur Transformation

Berchtesgaden. – Der Deutsche Asphaltverband (DAV) hatte Ende Februar zum "Klassentreffen" nach Berchtesgaden eingeladen, die dreitägige Veranstaltung lockte dann mehr als 1000 Teilnehmer in den malerischen Ferienort. Unter dem Motto "Nachhaltigkeit und Transformation" erfolgten dann reger Meinungsaustausch und intensives Netzwerken.
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Zum Event konnten erneut 1100 Teilnehmer begrüßt werden, die Gelegenheiten zum intensiven Netzwerken und regen Meinungsaustausch wurden ausgiebig genutzt Foto: Kai-Werner Fajga

Nach der Corona-bedingten Pause hatten die Asphalttage 2022 unter besonderen Voraussetzungen stattgefunden. "Die Asphaltbranche steht am Anfang entscheidender Entwicklungen. Wir haben den großen Bedarf gesehen, sich darüber auszutauschen, und das Ziel gefasst, von Berchtesgaden aus, Impulse in die Branche zu setzen", hatte Oliver Nohse, Präsident des DAV die Erwartungshaltung im vergangenen Jahr umrissen. Und gleich zu Beginn der 22. Deutschen Asphalttage, die vom 21. bis 23. Februar 2024 erneut in Berchtesgaden stattfanden, machte der Präsident deutlich, dass die Herausforderungen seither nicht geringer geworden sind.

Mit: "Die Zeiten haben sich leider nicht verbessert", empfing Nohse die Gäste zur Eröffnungsveranstaltung. Es folgten kurze Ausführungen zu den Problemen, die die Bauindustrie im Allgemeinen bewegen, wie etwa die Wohnungsbaukrise. Aber auch zu Dingen, die die Asphaltbranche im Speziellen bewegen, wie etwa die überwiegende Verwendung von Mitteln aus Maut-Einnahmen für den Bahnbau, die im Straßenbau fehlten. Damit auch jedem "einleuchten" solle, dass Nachhaltigkeit und Transformation das Gebot der Stunde seien, waren die Asphalttage eingangs mit einer ebenso licht- wie lautstarken LED-Lightshow gestartet worden.

Der Präsident bekräftige, dass die Mitgliedunternehmen des DAV weiter für Technologieoffenheit stehen und stellte verschiedene Meilensteine des abgelaufenen Kalenderjahres vor, beispielsweise, dass deutlich mehr temperaturabgesenkter Asphalt im Straßenbau verwendet wurde oder Recyclingquoten weiter gesteigert werden konnten. In diesem Kontext sei auch das diesjährige Motto des Events "Nachhaltigkeit und Transformation" zu verstehen, denn das seien die Herausforderungen, mit denen sich die Asphaltbranche aktuell beschäftige.

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Die 22. deutschen Asphalttage 2024 fanden erneut in den Hallen des Alpen Congress Berchtesgaden statt. Foto: Kai-Werner Fajga

"Wir haben uns vor einem Jahr hier in Berchtesgaden das mutige Ziel gesteckt, ab dem Jahr 2025 bei gleichbleibender Qualität nur noch temperaturabgesenkten Asphalt zu produzieren", erinnerte Oliver Nohse das Publikum. Das Vorhaben dient sowohl dem besseren Arbeitsschutz als auch der Verringerung von CO2-Emissionen. "Es konnte seither in zahlreichen Versuchsstrecken bereits erfolgreich umgesetzt werden, aber weitere Investitionen an unseren Mischwerken müssen noch getätigt und neue Prozesse umgesetzt werden", resümierte er. Nohse dankte "der Bundesanstalt für Straßenwesen (BAST) und vor allem der Forschungsgesellschaft für Straßenwesen (FGSV), ohne die die kurzfristige Aufnahme dieser deutlich klimafreundlicheren Asphaltbauweise in unser zukünftiges Regelwerk nicht möglich gewesen wäre."

Das Interesse von Mitgliedunternehmen, Experten und Beobachtern an den Asphalttagen ist ungebrochen groß, denn mit nahezu 1100 Besuchern konnte der Teilnehmerrekord des Vorjahres gehalten werden. Der Deutsche Asphaltverband (DAV) und das Deutsche Asphaltinstitut (DAI) boten ein dreitätiges Kongressprogramm zu den Themen: Nachhaltigkeit, Temperaturabsenkung, Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung und Unternehmen im Wandel. Die begleitende Fachausstellung bot die geeignete Bühne für Innovationen und die Gelegenheit zum Netzwerken.

Ausschreibungskriterien

Die Eröffnungsansprache hielt Christian Bernreiter, Bayerischer Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr. Mit Bezug auf das Motto des Kongresses sagte Bernreiter: "Auch wir als Freistaat unterstützen die nachhaltige und digitale Transformation der Bauwirtschaft." Zu dem Ziel, dass Bayern bis 2040 klimaneutral werden soll, gehöre auch "eine lange Nutzungsdauer und eine weitgehende Kreislaufwirtschaft unserer Baustoffe". Sein Ressort habe daher die Bundesregierung darauf hingewiesen, dass eine einheitliche Regelung zum Ende der Abfalleigenschaft von Ausbauasphalt dringend geschaffen werden müsse.

Bernreiter wies auf die Bedeutung von Nachhaltigkeitskriterien bei Ausschreibungsverfahren hin, bei denen Bayern mit einem Pilotprojekt bundesweit Akzente setzt. "Wir haben kürzere Transportwege und höhere Wiederverwendungsquoten erreicht", sagte Bernreiter. "Unser Ziel ist die Verwendung des ressourcenschonendsten Asphalts und der besten wiederverwendeten mineralischen Zuschlagstoffe." Der Deutsche Asphaltverband, der diese Ziele ebenso vorantreibt, genieße seinen "allerhöchsten Respekt für die Entschlossenheit des Verbandes und für die hohe Innovationskraft seiner Mitgliedsunternehmen".

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Minister Bernreiter und Michael Güntner am Stand der Wirtgen Group im Gespräch mit Benninghoven-Geschäftsführer Dr. Heinrich Steins. Foto: Deutscher Asphaltverband (DAV)

Prof. Christian Holldorb vom Karlsruher Steinbeis-Transferzentrum Infrastrukturmanagement im Verkehrswesen (IVM) gab einen Überblick zum Stand der vom DAV initiierten Erstellung einheitlicher Muster für Umweltproduktdeklarationen (EPD) für Asphalt.

"Asphaltmischguthersteller werden umso bereitwilliger in Technologien investieren, die eine nachhaltige Produktion ermöglichen, wenn sich diese Investition hinterher bei der Vergabe auch rechnet. Der große Nutzen von Instrumenten wie der EPD ist, solche Anreize zu bieten", erläuterte Holldorb.

RAL-Gütesicherung

Dr. Michael Güntner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autobahn GmbH des Bundes, betonte in seiner Keynote: "Wir müssen unsere Straßen fit machen für die zunehmende Last durch Lkw und schwierige Witterungsbedingungen. Die Autobahn GmbH braucht dafür die Leistungsfähigkeit der Asphaltindustrie." Ausdrücklich begrüßte auch er die RAL-Gütesicherung für die Lagerung und Aufbereitung von Ausbauasphalt als "wichtigen Grundstein für eine Verbesserung der Nachhaltigkeit im Straßenbau".

Prof. Dr. Ines Dragon stellte bei den Deutschen Asphalttagen die RAL-Gütesicherung für die Lagerung und Aufbereitung von Ausbauasphalt vor, deren Geschäftsführerin sie ist. Asphalthersteller müssten ihre Prozesse bei der Wiederverwendung von Ausbauasphalt ständig reflektieren und optimieren, sagte Dragon. Die Gütesicherung biete die Möglichkeit, "die Prozesse der Aufbereitung und Lagerung nach einem gemeinsamen Standard zu überwachen und gegenüber den Auftraggebern transparent zu machen". Das stärke das Vertrauen und fördere die Kreislaufwirtschaft.

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Maximilian Finke, Leiter Marketing bei Aussteller Atlas freute, sich über viele Kundenkontakte. Foto: Kai-Werner Fajga


Begleitende Fachausstellung

Prof. Dr. Markus Oeser, Präsident der Bundesanstalt für Straßenwesen, sprach über elektrische Fahrzeuge und Infrastruktur. Er zeigte Perspektiven auf, wie die Straße auch als technische Infrastruktur einen Mehrwert für die Energiegewinnung und die E-Mobilität entfalten wird. Bei einem gemeinsamen Rundgang durch die Fachausstellung besichtigten Christian Bernreiter, Michael Güntner und Oliver Nohse in diesem Zusammenhang einen Mercedes-Benz eActros 600.

Ein solches Fahrzeug wurde unlängst von der Autobahn GmbH im Winterdienst getestet. Ein DAV-Mitglied hat zudem einen eActros bestellt, um ihn künftig im Schüttgut-Transport einzusetzen. In der begleitenden Fachausstellung bestanden für alle Teilnehmer reichliche Möglichkeiten, Informationen einzuholen und Kontakte zu knüpfen, denn die Ausstellerplätze waren erneut bis auf den letzten ausgebucht.

Wer sich für neue Technik interessierte, konnte unter anderem bei Amman, Bomag, Volvo, der Wirtgen Group oder Zeppelin fündig werden, zahlreiche Software- und Baustoffanbieter lockten ebenfalls. Nicht an allen Ständen waren Neuheiten zu finden, überwiegend ging es den Ausstellern auch darum, Präsenz in der Branche zu zeigen und Netzwerke zu pflegen, bekräftigten etwa Jörg Gröning, Leiter des Konzernkundenbereichs bei Zeppelin oder Mario Linnemann, Team Lead Global PR & Social Media und Corporate Marketing der Wirtgen Group. "Mein Eindruck von den Asphalttagen ist sehr positiv. Wir sind das zweite Mal dabei und können hier viele Kontakte in der gesamten Bundesrepublik knüpfen, aber auch bis Nordeuropa", sagt Maximilian Finke, Leiter Marketing bei Atlas.

Bundespräsident a. D. Gauck

In seiner bewegenden Festrede folgte Bundespräsident a. D. Joachim Gauck den Themen seines aktuellen Buches "Erschütterungen – Was unsere Demokratie von außen und innen bedroht". Der russische Überfall auf die Ukraine bedroht unsere liberale Demokratie in einem Moment, in dem sie zugleich auch von innen unter Druck steht. Gauck warnte eindringlich vor einem "Verlust von Wirklichkeit aus gutem Friedenswillen heraus" gegenüber Politikern des Typs Putin, die Macht über Menschenleben stellen.

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Die Ausstellerflächen waren zu den Asphalttagen komplett ausgebucht. Foto: Kai-Werner Fajga

Zugleich forderte er ein Bewusstsein, die Freiheit wieder stärker zu verteidigen. Dazu gehöre auch "eine schärfere Einstellung, wenn wir gegen Elemente kämpfen, die sich rechts außen positionieren, als läge darin die Zukunft". Es bedürfe einer politischen Kommunikation, welche die vielen Krisen und den tiefgreifenden Wandel in unserer Gesellschaft besser erläutere und glaubwürdig mache, dass die Regierung an den bestehenden Problemen arbeite. "Unentschlossenheit und Unerkennbarkeit zahlen nämlich ein auf die Angstkonten – und deutsche Menschen mögen sich fürchten."

Dieser Furcht setzte Gauck sein optimistisches Bild von Deutschland entgegen: "Das ist immer noch ein Land, das besser ist als jedes Deutschland zuvor." Er legte die Früchte dieses Landes bildlich gesprochen in einen "Erntedankkorb": freie Wahlen, freie Meinungsäußerung, rechtstreue Politiker, eine Kultur unternehmerischer Verantwortung. "Alle Achtung, das hätte ich nicht gedacht, als ich ein junger Mensch und dieses Land so ruiniert war." Allen Anwesenden schärfte er ein: "Und wenn Sie das nächste Mal nicht zur Wahl gehen, werde ich Ihnen im Traum erscheinen!"

Ausblick

Die Deutschen Asphalttage in Berchtesgaden kehren, nachdem sie durch die Pandemie bedingt zum ersten Mal in ihrer Geschichte zweimal hintereinander stattgefunden haben, nun zu ihrem zweijährlichen Rhythmus zurück. Der nächste Termin ist vom 25. bis 27. Februar 2026.

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