Alt- und Neubau verbunden

Eine Burg wird zum Begegnungszentrum

Modernisierung und Sanierung
Die Burg Scharfenstein wurde 1209 erstmals urkundlich erwähnt und ist heute ein Ort der Begegnung und ein beliebtes Ausflugsziel. Foto: Heck Wall Systems

Leinfelde-Worbis (ABZ). – Der Lückenschluss auf der urkundlich erstmals 1209 erwähnten Burg Scharfenstein im nordthüringischen Eichsfeld ist ein gutes Beispiel für die vielfältigen Möglichkeiten der Kombination kritischer Altbausubstanz mit den aktuellen Ansprüchen an einen Neubau unter Erfüllung der aktuellen Energieeinsparverordnung (EnEV). Die Burg Scharfenstein zählt zu den schönsten Zielen des Eichsfeldes. Die geschichtliche Bedeutung dieser Burg und dieser Gegend wird unter anderem dadurch dokumentiert, dass sich hier die Pilgerwege "Loccum Volkenroda" und der "Jacobsweg" nach Santiago de Compostela kreuzen. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1209. Die Geschichte der Burg ist geprägt von Kauf, Brand nach Blitzschlag und einer Zerstörung im Bauernkrieg (1525). Ab 1802 wurde das Eichsfeld preußisch und die Burg eine preußische königliche Domäne. Ab 1960 wurde die Burg als Kinderferienlager genutzt. Ab 2002 übernahm die Stadt Leinefelde als Eigentümer die Burg, da verschiedene Privatisierungen durch die Treuhand gescheitert waren und die Bausubstanz stark geschädigt war.

Die aufwendige Rekonstruktion der Burg begann 2005. Sie wurde durch die Ankündigung des Papstbesuches im Jahr 2011 im Eichsfeld beschleunigt. Zwar kam der Papst letztlich nicht auf die Burg, doch die denkmalgerechte Sanierung der Burg war fertiggestellt. In den vergangenen Jahren entwickelte sich die Burg zunehmend zu einem Ort der Begegnung und der Kultur und wurde ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer, Pilger, Sportler und Familien. Mit der Nutzung als Begegnungszentrum musste das Gebäude an die aktuellen baulichen Anforderungen und Baugesetze angepasst werden. Doch ein barrierefreier Zugang mit Fahrstuhl, ausreichend sanitäre Anlagen für Besucher und Sozialräume für die Mitarbeiter können nur schwer unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Anforderungen in eine mittelalterliche Burg integriert werden, ohne ihren Charakter zu entstellen.

Die Idee des Architekturbüros war es, eine Lückenbebauung im Bereich der Burgmauer zu erstellen. Bei diesem Neubau inmitten des historischen Ensembles mussten die gesetzlichen und baulichen Anforderungen an Wärme-, Brand- und Schallschutz erfüllt werden. Deshalb sollte hier ein nicht brennbares, mineralisches Wärmedämm-Verbundsystem eingesetzt werden. Neben dieser Zielsetzung der technischen Parameter gab es den ästhetischen Anspruch, dass die Fassade keinen glatten, ebenen Putzauftrag auf der Dämmung erhalten sollte. Damit wollte man eine typische Wirkung üblicher WDV-Systeme ausschließen.

Aufgrund der Anforderung der EnEV 2014 wurde ein 360 mm Poroton-Mauerwerk mit einem Heck MW-Lamelle 040 II Dämmsystem und mineralischem Oberputz (gemäß Zulassung Z-33-44-285 Wärmedämm-Verbundsystem mit angeklebten Mineralwolle-Lamellen Heck L-MW) geplant und ausgeführt. Entscheidend und besonders an diesem WDV-System seien Art und Stärke des Oberputzauftrages und die Anbindung an die vorhandene Natursteinmauer der Burg, so der Hersteller. Ein Restaurator betreute den Auftrag des Oberputzes und die Erstellung der Faschen im Bereich der Fenster. Hier wurden umlaufend durch eine Erhöhung des Putzauftrages Faschen nachgestellt. Diese sollten sich stark zu dem flächigen Fassadenputz hervorheben. Die Zulassung erlaubt auf dem System hierfür einen maximal Putzauftrag von bis zu 20 mm. Für die Faschen wurde "Heck K+A Plus" eingesetzt und die Auftragsdicke ausgereizt, um die gewünschte Wirkung zu erreichen. Der Auftrag erfolgte zweilagig mit den erforderlichen Standzeiten als Kombinationen mit einer Armierungslage, ebenfalls aus "Heck K+A Plus". Als Oberputz wurde eine Altdeutsche Struktur des Rajasil EP WD (Edelputz WD in Ausführung als Altdeutscher Putz 03) mit einer Körnung von 3 mm ausgewählt. Diese Struktur des Putzes macht es möglich, eine bewegt wirkende Oberfläche in unterschiedlicher Putzdicke, Art der Strukturierung und Oberflächenbearbeitung aufzubringen. Mit der größeren Körnung ist eine Putzdicke von mindestens 3 mm erforderlich. Diese Oberfläche zeigt sich bewegt und robust durch den Mehrauftrag und unterschiedliche Handschriften der Handwerker treten nicht so stark in den Vordergrund. Da solche alten Putzrezepturen immer mehr in Vergessenheit geraten, stellt Heck Wall Systems diese als Sonderrezeptur her.

Für die Anpassung zwischen vorliegendem Bestandsobjekt und Dämmsystem sind die Anschlüsse wie bei jedem Wärmedämm-Verbundsystem an angrenzende Gebäude elastisch und schlagregendicht herzustellen. Hierzu wurde ein vorkomprimiertes, durchimprägniertes und langsam aufgehendes Heck-Fugendichtband bündig zur Dämmplatte eingebaut. Zur Putztrennung wurde ein Kellenschnitt ausgeführt, damit man hier nicht mit Putzabschlussschienen aus Plastik arbeiten muss. Die Gesamtputzdicke auf der Steinwolle-Lamelle liegt in der Fläche bei circa 15 mm. Zusätzlich wurden die Anschlüsse immer an den unregelmäßigen Wandverlauf aus Naturstein angepasst.

Es lohnt sich, die 488 m Höhenunterschied zu überwinden, den Blick in das Leinetal und bei klarem Wetter auf den Harzer Brocken zu genießen und dabei die gelungene Sanierung der Burganlage zu begutachten.

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