Arcadis-Baukostenindex

Baugewerbe muss sich schnell anpassen

Darmstadt (ABZ). – Die teuersten Städte der Welt für Bauherren sind London, Genf und Oslo. München ist bei den Baukosten nun ebenfalls unter den TOP 10: Die Isarmetropole steigt in der Rangliste um sieben Plätze auf Position 8. Das sind Ergebnisse des jährlichen Arcadis Construction Cost Index (ICC), für den das internationale Planungs- und Beratungsunternehmen 100 große Städte der Welt hinsichtlich ihrer Baukosten analysiert hat. Aufgrund einer Kombination von Kostentreibern – einschließlich steigender Energiekosten, Materialknappheit und Verfügbarkeit von Arbeitskräften – sowie einer hohen sektorspezifischen Nachfrage, insbesondere im Wohnungs- und Industriebereich, verzeichneten die Märkte in Nordamerika und viele europäische Städte zweistellige Kostensteigerungen. Infolgedessen haben sich die amerikanischen Städte in der Rangliste deutlich nach oben bewegt.

Der deutsche Bausektor wuchs trotz einer leichten Abschwächung des positiven Trends im Pandemiejahr 2021 um rund 2 Prozent. Da Deutschland nur über geringe Kapazitätsreserven verfügt, reichte dieses Wachstum aus, um einen deutlichen Preisanstieg auszulösen. Damit verzeichnete der deutsche Markt eine der höchsten Inflationsraten in der ICC-Erhebung. Die Bauunternehmen gaben an, dass 50 Prozent der offenen Stellen für Fachkräfte nicht besetzt werden konnten. Anhaltende Einschränkungen im Jahr 2021 hätten der Branche den Zugang zu Arbeitsmigranten weiter erschwert. Mit einem Anstieg der Auftragseingänge im Dezember 2021 um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr seien die Aussichten gut, aber es werde schwierig sein, die Projekte fristgerecht und im Kostenrahmen umzusetzen.

In ganz Asien ergab sich ein gemischtes Bild, wobei die Kosten weitgehend stabil blieben. Eine Ausnahme ist Singapur, wo der schwierige Zugang zu Arbeitskräften eine hohe Inflation auslöste. In Australien und im Nahen Osten hingegen entsprach das Nachfrageniveau nicht ganz den Erwartungen, was zu einem wettbewerbsintensiveren Markt und einem größeren Anteil der Kosten führte, der von der Lieferkette absorbiert wird.

Dies hat dazu geführt, dass Standorte wie Melbourne und Sydney im Jahr 2022 in der Rangliste voraussichtlich um bis zu zehn Plätze zurückfallen werden. Der Arcadis International Construction Costs Index (ICC) ist ein jährlicher Barometer zum relativen Vergleich globaler Baukosten. Im Jahr 2022 umfasst der Vergleich 20 Gebäudetypen in 100 Großstädten auf verschiedenen Kontinenten. Er basiert auf einer Erhebung der Baukosten, einer Überprüfung der Marktbedingungen und einer professionellen Bewertung durch ein globales Expertenteam.

Die Analyse wurde vor dem Ausbruch des Ukraine-Konflikts durchgeführt und berücksichtigt daher nicht die damit verbundenen Auswirkungen auf die globalen Rohstoff- und Energiemärkte und die weltweite Unsicherheit. Die Betrachtung des weltweiten Baugewerbes verdeutlicht, dass die unterschiedlichen Covid-19-Strategien der Regierungen zu einem unterschiedlichen Tempo der Erholung geführt haben. Da die Auswirkungen von Materialknappheit und steigenden Kosten in der gesamten Lieferkette zu spüren sind, bemühen sich die Unternehmen um die Lösung dringender und anhaltender Probleme wie geringe Produktivität, Mitarbeiterbindung und Projektresilienz.

Auch das Thema Nachhaltigkeit steht ganz oben auf der Agenda, da der wirtschaftliche Druck durch Ressourcenknappheit und die Vorgaben zur CO2-Reduzierung es immer wichtiger machen, mit weniger mehr zu erreichen. Der Einsatz digitaler Produkte und Lösungen zur Bewältigung der Ressourcenknappheit, zur Verringerung des Materialverbrauchs und zur Abfallvermeidung ist von entscheidender Bedeutung.

"Das Baugewerbe hat sich im vergangenen Jahr als äußerst robust erwiesen und sich an die schwierigsten Umstände angepasst. Die nachhaltige Bereitstellung von Wohnraum und Infrastruktur, die bessere Nutzung von Daten und zunehmende Investitionen in technologische Lösungen wie moderne Baumethoden können sowohl die Effizienz verbessern als auch das Streben nach Netto-Null unterstützen. Diese Anpassungsfähigkeit wird sich als entscheidend erweisen, wenn sich die Unternehmen auf das unsichere und inflationäre Umfeld vorbereiten. Auch wenn die sich abzeichnenden Marktbedingungen oberflächlich betrachtet ungünstig klingen, glauben wir, dass diese Herausforderungen unserer Branche mehr denn je eine große Chance bieten, Innovationen voranzutreiben und eine Mentalität zu etablieren, die darauf abzielt, mit weniger mehr zu erreichen, um unsere eigenen Auswirkungen auf den Ressourcenverbrauch und die Umwelt zu verringern", erklärt Andy Beard, Global Head of Cost and Commercial Management bei Arcadis.

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