Bauaussichten 2024

Abschwung ja, aber sehr unterschiedlich

Von Joachim Schmid, Geschäftsführer VDMA Baumaschinen und Baustoffanlagen
Bauaussichten
Foto: VDMA

Die Baumaschinen- und Baustoffanlagenbranche mit Produktionsstandort in Deutschland steht vor großen Herausforderungen. Hauptsächlich die Baukrise, gestiegene Kosten und geopolitische Spannungen haben zu einem starken Rückgang der Nachfrage geführt. Allerdings sind die Auswirkungen je nach Teilbranche und Region sehr verschieden.

Die Baumaschinenbranche hat im Jahr 2023 einen deutlichen Rückgang des Auftragseingangs hinnehmen müssen. Besonders hart getroffen hat es die Hochbaumaschinen, dort sind die Aufträge um rund 42 Prozent eingebrochen.

Auch im Tiefbau gab es zweistellige Rückgänge. Die Gründe dafür sind vielfältig: gestiegene Kosten, hohe Zinsen, Inflation, Investitionshemmnisse, bürokratische Regelwut und eine geringe Planungssicherheit haben die Bauherren verunsichert. Trotzdem müssen wir festhalten, dass das vergangene Jahr eines der umsatzstärksten überhaupt war, daher gehen wir mit Zuversicht ins Jahr 2024.

Einige Teilbranchen sind nicht so dramatisch betroffen. Erdbau- und Straßenbaumaschinen werden voraussichtlich eine weiche Landung in diesem Jahr sehen. Das liegt an den letzten Effekten staatlicher Konjunkturprogramme, die vor allem in die Infrastruktur fließen. Der Ausbau der Straßen-, Bahn-, Breitband- und Energieinfrastruktur ist chronisch unterfinanziert, der Bedarf ist weiterhin da. Zudem hat sich die Situation in den Lieferketten entspannt. Bestellungen müssen nicht mehr langfristig geplant, sondern können auch kurzfristig ausgeliefert werden. Auftragseingang und Umsatz sind in diesem Jahr daher nicht eindeutig vorhersehbar.

Die Krise im Hochbau trifft nicht nur Deutschland hart, sondern auch China. Das Wachstum dort ist beendet, mit dem Effekt, dass zunehmend chinesische Hersteller mit ihren Maschinen auf den europäischen Markt drängen. Häufig staatlich subventioniert und damit zu unfairen Wettbewerbsbedingungen. Der VDMA hilft an dieser Stelle bei der Marktüberwachung und klärt über Sachverhalte auf. Die Forderung nach einem Level-Playing-Field sollte längst in der Politik angekommen sein.

Die USA und die EU insgesamt schneiden ebenfalls schlecht ab, allerdings weniger dramatisch. Dagegen haben einige Märkte im Nahen Osten Wachstum gezeigt. Vor allem in der Türkei, Saudi-Arabien und den Emiraten gibt es eine rege Bautätigkeit.

Die Baustoffanlagenbranche spürt die Auswirkungen der momentanen Situation ebenfalls. Allerdings unterliegt der Anlagenbau sehr langen Zyklen. Die Nachfrage nach Zement, Ziegel und Beton ist gesunken, da es kaum noch neue Großprojekte gibt. Weder im Zement- noch im Ziegelbereich gibt es in Deutschland und Europa neue Greenfield-Projekte. Die Branche lebt zu 80 Prozent vom weltweiten Export und vor allem von der Wartung und dem Ersatzteilgeschäft.

Auch hier gibt es regionale Unterschiede. In China ist der Markt praktisch nicht mehr vorhanden. Eine Belebung ist nicht in Sicht. In Afrika hingegen gibt es Potenziale für neue Baustoffe, wie beispielsweise kalzinierte Tone, die aus lokalen Rohstoffen hergestellt werden können. Auch Beton-Recycling ist eine Möglichkeit, um den Bedarf an Zement zu reduzieren.

Die deutsche Baustoffanlagenindustrie profitiert von ihrem Ideenreichtum: Sie ist führend in der Entwicklung von innovativen und nachhaltigen Lösungen, beispielsweise im Segment der Betonfertigteile.

Beide Messen sind für uns zentrale Plattformen, auf denen sich der VDMA mit eigenen Veranstaltungen engagiert. Die Ceramitec findet vom 16. bis 19. April 2024 in München, die glasstec vom 23. bis 26. Oktober 2024 in Düsseldorf statt.

Messen als Schaufenster der Branche sind generell bedeutend für uns. Dabei spielt der bauma Innovationspreis eine besondere Rolle. Er zeichnet herausragende Leistungen in den Kategorien Umweltschutz, Digitalisierung, Maschinentechnik, Bauen und Forschung aus. Der Preis wird alle drei Jahre im Rahmen der bauma verliehen, die das nächste Mal vom 8. bis 14. April 2025 in München stattfindet. Die Bewerbungsfrist für den bauma Innovationspreis startet am 2. Mai 2024. Wir laden alle Unternehmen und Institutionen ein, sich mit ihren innovativen Entwicklungen zu bewerben.

Wir haben schwierige Zeiten hinter uns und werden auch künftig so einige Steine aus dem Weg räumen müssen. Daher appellieren wir an unsere politischen Vertreter*innen in Brüssel und Berlin, unserer Branche nicht ständig neue bürokratische Hemmnisse und administrative Aufgaben aufzubürden, sondern uns das tun zu lassen, was wir am besten können: Maschinen und Anlagen bauen, die das Land am Laufen halten und dazu beitragen, unsere Klimaziele zu erreichen.

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