Bauaussichten 2024

Spannungsfeld zwischen Fachkräftemangel und Kurzarbeit

Von Wolfgang Schubert-Raab, Präsident Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB)
Bauaussichten
Foto: ZDB

Der Wohnungsbau bleibt das Sorgenkind der Branche und hauptursächlich für das Umsatzminus. Er bricht im vergangenen Jahr real um 11 Prozent ein. 2024 müssen wir gar von minus 13 Prozent Umsatzrückgang ausgehen. Dabei waren jährlich 400.000 neu gebaute Wohnungen vorgesehen, so stand es im Koalitionsvertrag von SPD, FDP und Grünen. Wohnungen, die unstreitig benötigt werden – nur beauftragen will sie niemand. Der Giftmix aus stark gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten hat wie erwartet vor allem im Wohnungsbau seine Spuren hinterlassen. Zudem haben fortlaufende Stopps und Änderung von Förderbedingungen im Gebäudebereich schon 2022 zu Attentismus geführt, der sich fortsetzt: Seit eineinhalb Jahren kommen bei den Wohnungsbauunternehmen immer weniger Aufträge rein. Zuletzt wurden im September 29,7 Prozent weniger Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt als im Vorjahr. Wovor wir lange gewarnt haben, ist spätestens zum Ende letzten Jahres allen Beteiligten klargeworden: Das Ziel von 400.000 Wohnungen ist in dieser Legislaturperiode nicht mehr zu erreichen. Ganz im Gegenteil: Stand Anfang Dezember rechnen wir für 2023 mit der Fertigstellung von 271.000 Wohneinheiten (WE). Und 2024 werden nach derzeitigen Investitionsbedingungen nur noch 235.000 Wohnungen gebaut.

Der Umsatzrückgang bleibt auch für die Beschäftigung nicht ohne Folgen. Im zu Ende gegangenen Jahr dürfte die Zahl der Beschäftigten von 926 700 (2022) auf 920.000 sinken. Für 2024 erwarten wir einen deutlichen Rückgang um rund 30.000 Beschäftigte mit weiterem Abwärtspotential. Dabei hatten wir im vergangenen Jahrzehnt erst 220.000 zusätzliche Jobs geschaffen. Treiber des Rückgangs ist der Wohnungsbau. In den Ausbaubereichen und im Ingenieur- und Tiefbau werden Fachkräfte dringend gesucht. Das Bauhauptgewerbe bewegt sich damit zwischen Fachkräftesuche einerseits und drohender Kurzarbeit und Kündigungen andererseits.

Dabei sind die fehlenden Aufträge das Hauptproblem. Diese Einschätzung teilen auch unsere Mitgliedsunternehmen. In unserer Halbjahresumfrage sehen 60 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer fehlende Aufträge als größten Baubehinderungsgrund. Im Vorjahr waren es lediglich 23 Prozent. Die Geschäftslage wird kritischer bewertet als in den vorherigen Umfragen. Eine schlechte Lagebeurteilung gaben vor einem Jahr noch 25 Prozent der Unternehmen ab, jetzt sind es bereits 45 Prozent. Im Wohnungsbau erwarten 70 Prozent der Unternehmen eine Verschlechterung der weiteren Geschäftsentwicklung.

Ein Lichtblick ist, dass die Bereitschaft der Unternehmen, neue Lehrlinge einzustellen mit weit über 60 Prozent laut unserer Branchenumfrage weiter hoch bleibt. Das ist auch richtig so, denn der demografische Wandel ist nicht zu stoppen und die Baubedarfe sind da.

Für den Wohnungsbau erwarten wir schnellstens die komplette schnelle Umsetzung des 14-Maßnahmen-Paketes und ein Zinsstützungsprogramm beim EH-55-Standard. Ab April 2024 sind zusätzlich Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld dringend notwendig, um die Beschäftigung zu sichern. Wir erwarten mit Blick auf den Bundeshaushalt 2024 insgesamt ein klares Signal für Investitionen in die Zukunft unseres Landes. Die Wohnraumfrage, die Transformation der Mobilität und der Energieversorgung bleiben Megaherausforderungen, die sich nicht wegsparen lassen. In diesem Sinne muss die Bundesregierung so schnell wie seriös möglich Planungssicherheit herstellen. Wir fordern kein Baukonjunkturprogramm, sondern den notwendigen Wohnungsbau und den Erhalt der Infrastruktur für Gesellschaft und Wirtschaft.

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