Bauaussichten 2024

Die Zeit des Klagens muss ein Ende haben

Von Stefan Jungk, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie e. V. (BVZi)
Bauaussichten
Foto: BVZi

Die Herausforderungen, mit denen sich unsere Branche seit der Corona-Pandemie und dem Ausbruch des Ukraine-Krieges auseinandersetzen muss, werden uns 2024 vor nicht minder große Aufgaben stellen. Doch die deutsche Ziegelindustrie ist in ihrer Gesamtheit robust und anpassungsfähig genug und wird auch im kommenden Jahr diese von diversen Krisen gekennzeichnete Zeit meistern.

Belasten wird uns die weiterhin deutlich zu geringe Investitionstätigkeit im Wohnungsbau – mit einhergehend rückläufigen Fertigstellungen. Die daraus folgenden Absatzprobleme belasten vor allem unsere Mitglieder aus dem Hintermauerbereich schon das ganze Jahr 2023. Kurzarbeit oder temporäre Produktionsstopps sind deshalb auch 2024 leider nicht auszuschließen.

Bis auf Weiteres unklar bleibt zudem, wie sich das bundespolitische Haushaltsloch im kommenden Jahr auswirken wird. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November, infolgedessen eine Kreditermächtigung in Höhe von 60 Milliarden Euro für den Klima- und Transformationsfonds nicht erfolgen darf, sehen wir Ziegler unsere Planungs- und Investitionssicherheiten gefährdet. Schließlich sollte mit diesen und weiteren Mitteln des Fonds auch die Dekarbonisierung der Industrie gefördert werden. Ohne Förderungen geht es nicht. In keinem Sektor der Wirtschaft und auch nicht bei uns Zieglern.

Die Bundesregierung und die sie tragenden Fraktionen sehen wir unverändert in der Pflicht, die Energieversorgung und Produktion der deutschen Industrie zu wettbewerbsfähigen Preisen zu sichern. Uns als Ziegelindustrie muss es gelingen, die Wirtschaftlichkeit der energieintensiven, hauptsächlich noch mit Erdgas arbeitenden Werke zu wahren und die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dauerhaft zu erhalten.

Den Energieträger Erdgas setzen bei uns die meisten Unternehmen in der gesamten Produktion ein. Diese Abhängigkeit können wir so schnell nicht beenden. Denn klimaneutrale Energieträger, wie etwa grüner Wasserstoff und elektrische Energie, stehen bis auf Weiteres weder im industriellen Maßstab noch zu wettbewerbsfähigen Preisen zur Verfügung. Die ordnungspolitischen Planungen für Durchleitungen und Speicher stecken noch im Anfangsstadium – Ausgang ungewiss. Im ganzen Land wie auch in der Industrie fehlt die erforderliche Infrastruktur, von Finanzierung ganz zu schweigen.

Um es noch einmal deutlich zu sagen: Bis auf einige Pilotprojekte gibt es noch keine guten technischen Alternativen. Vor diesem Hintergrund verlassen wir uns darauf, dass die Bundesregierung ihre 2023 beschlossenen energiepolitische Maßnahmen im Rahmen des "Strompakts", insbesondere die Absenkung der Stromsteuer auf das europarechtlich zulässige Minimum, auch nach dem Karlsruher Urteil umsetzt. Wir Ziegler denken und handeln seit jeher antizyklisch. Daher nutzen wir auch diese besondere Phase, in der unsere Werke nach und nach ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken und ihren Weg in Richtung klimaneutrale Zukunft bestreiten. Die langfristigen Ziele haben unsere Mitgliedsunternehmen – und wir als Verband – in unserer gemeinsamen Roadmap fixiert. In der Umsetzung beschreiten die Hersteller bereits seit den 1990er Jahren Transformationspfade, mit denen die deutschen Ziegelindustrie insgesamt "grüner" wird.

Seit 1990 haben wir unsere CO2-Emissionen bereits um 40 Prozent senken können. Mit der Dekarbonisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette wird unsere Branche auch in den kommenden Jahren die Umwandlung hin zur Klimaneutralität bis 2045 konsequent umsetzen. Unsere Zuversicht in unsere Stärken, technischen Fortschritt und Vernunft bleibt unerschütterlich. Doch für alle diese Ziele sind stabile Rahmenbedingungen unerlässlich. Wir brauchen Planungssicherheit und ein innovationsfreundliches Klima. Eine verlässliche Förderkulisse, muss sowohl private Bauherren entlasten als auch innerbetriebliche Transformationsprozesse unterstützen.

Unsere 80 überwiegend mittelständischen Mitgliedsunternehmen beschäftigen immerhin rund 8500 Menschen. Die Belegschaften und ihre Familien können sich zu Recht darauf verlassen, dass wir als Arbeitgeber unserer sozialen Verantwortung gerecht werden. In zumeist regionalen Produktions- und Lieferketten produzieren wir jährlich etwa 7,5 Millionen Kubikmeter Mauerziegel und 600 Millionen Dachziegel. Pro Jahr erwirtschaftet unsere Branche einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro. Jede dritte Wohnung in Deutschland entsteht in einem aus Ziegeln errichteten Einfamilien- oder Mehrfamilienhaus. Mit dem natürlichen, flexibel einsetzbaren und verschleißfreien Baustoff lässt sich eben vorteilhaft und zügig kostengünstig bezahlbarer und nachhaltiger Wohnraum schaffen. Das erklärt auch seine ungebrochene Beliebtheit bei Investoren, Planern und Bauherren.

Daher habe ich allen Grund dazu, auch in schwierigen Zeiten optimistisch zu bleiben und den Blick nach vorne zu wenden. Selbst wenn die Baugenehmigungen stark rückläufig sind, können wir uns auf unser Produkt verlassen. Denn eines steht fest: Mit den Eigenschaften des Ziegels lässt sich nachhaltig langlebig bauen. Die Ziegelbauweise ist und bleibt daher unverzichtbar, gerade wenn Bund und Länder ihre ambitionierten, wohnungspolitischen Ziele – 400.000 neue Wohnungen jedes Jahr – jemals erreichen oder gar rückwirkend nachholen wollen.

Das sollte alle Akteurinnen und Akteure in der Wohnungswirtschaft und -politik optimistisch stimmen. Jetzt ist Handeln angesagt. Wir sind bereit. Die deutsche Ziegelindustrie wird ihren Beitrag dazu leisten, dass unsere Gesellschaft auch im nächsten Jahr ihren Weg in eine klimabewusste, wirtschaftlich vernünftige und sozial gerechte Zukunft fortsetzen kann.

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